Elmshorn. Ein für die Stadt einzigartiges Gebäude soll das neue Quartier am Buttermarkt prägen – mit bezahlbarem Wohnraum. Was das Besondere ist.
Wachsen, Wohnraum schaffen und dabei menschlich bleiben. Investor und Bauherr Semmelhaack Immobilien sowie die oberen Entscheidungsträger von Elmshorn sind sich sicher, diesen Spagat mit dem Siegerentwurf für die Entwicklung des Quartiers am Buttermarkt zu schaffen. Bei der Vorstellung der detaillierteren Pläne, die in der Vorwoche beschlossen wurden, sparten die Verantwortlichen jedenfalls nicht mit Lobeshymnen auf das neue Gesicht von Elmshorns künftigem Zentrum.
Auf den rund 22.000 Quadratmetern Bebauungsfläche zwischen den Knechtschen Hallen und dem neuen Buttermarkt sollen neben den rund 200 Wohnungen, ein Drittel davon förderungsfähig, bis zu 3000 Quadratmeter für Gewerbe- und Handelsfläche sowie auf rund 3000 Quadratmetern ein Parkhaus im Innenhof entstehen. Wohlgemerkt ein tagsüber öffentlich zugänglicher Hof, der auf zwei Ebenen viel Grün und Aufenthaltsqualität bieten soll.
200 Wohnungen in Elmshorns Zentrum: Blutbuche ist Mahnung zum sorgsamen Umgang mit Stadtgrün
Fortschritt und Modernisierung der Stadt, die aber auf Kosten der – auch mit Unterschriftenlisten zu ihrer Rettung – hart umkämpften Blutbuche in der jetzigen Schauenburger Straße erkauft werden. Ein Preis, der es unterm Strich Wert sein wird, wie Hatje glaubt. „Für mich ist dieser Baum eher ein Sinnbild und eine Mahnung dafür, dass wir sorgsamer mit unserem Stadtgrün umgehen sollen“, sagt der Oberbürgermeister.
Seiner Ansicht nach – und der von der achtköpfigen Jury – ein Anspruch, der voll erfüllt worden ist. „Dieser Prozess des Protests um die Blutbuche war gut dafür, dass wir uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Es wird sehr viel neues Grün entstehen“, weiß das Stadtoberhaupt. „Weder die Stadt noch die Firma Semmelhaack werden da kleine Mikrobäumchen hinsetzen. Wir haben alle Interesse daran, wenn es bepflanzt wird, dass es schon richtig nach Bäumen aussieht. Hier wird so viel Geld ausgegeben, dass hier nun nicht gespart werden sollte.“
Buttermarkt: Quartier soll bis zu 70 Millionen Euro verschlingen, ganze Stadt fast eine halbe Milliarde
Und es ist richtig viel Geld im Gespräch. „Alles in allem werden für das Quartier am Buttermarkt rund 60 bis 70 Millionen an Investitionskosten anfallen“, sagt Theodor Semmelhaack, mit seinem Unternehmen Alleinträger des Bauprojekts und der Erschließung des Areals. Volker Hatje ergänzt: „Nehmen wir dann noch Kibek-Hochhaus, Knechtsche Hallen, das Rathaus und die Süduferbebauung mit Hafenbecken dazu, kommen wir locker auf eine halbe Milliarde Euro, die in nächster Zeit in die Stadtentwicklung fließen.“
Doch was ist nun von diesem ersten Schritt mit dem geplanten Quartier am Buttermarkt und der damit verbundenen Verlegung der bisherigen Schauenburger Straße nach Norden zu erwarten? Vor allem ein hohes Maß an Wohlfühlfaktor, wenn es nach dem Bauherrn geht. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass sich unsere künftigen Mieter in diesen rund 200 Wohnungen wohlfühlen“, sagt Semmelhaack-Prokurist Arne Parchent. „Die Menschen sollen sich mit diesem Viertel identifizieren können.“
Neues Zentrum, großer Bau: Das Quartiergebäude wird einzigartig für Elmshorn sein
Zumindest ist das künftige Wohn- und Gewerbequartier einzigartig, da ist sich Volker Hatje sicher: „So ein Quartier, so ein Gebäude haben wir in Elmshorn noch nicht – und das auch noch in zentraler Lage.“ Baustadtrat Lars Bredemeier merkt an, dass dem siegreichen Architektenbüro Welp/von Klitzing der Spagat gelungen sei, 200 Wohneinheiten nicht in einem uniformen Großgebäude unterzubringen, sondern den Block („Ein wenig angelehnt an die Hamburger Klinkerbauten aus den 20er- und 30-Jahren.“) in – nicht nur optisch – einzelne Häuser zu unterteilen.
Unterschiedliche Farbgebungen im Klinker sowie verschiedene Höhenstaffelungen des maximal viergeschossigen Baus lockern die Fronten auf. Wobei die Nordseite mit ihren Ladenarkaden zur neuen Schauenburger Straße hin auch eine Begrenzung zum künftigen Buttermarkt darstellt. Dieser zieht sich künftig verlängert mit dessen Markthalle seitlich-nördlich zwischen Quartier mit neuem Rathaus und dem Probstendamm hin.
Für die Südfassade werden fünf Stadthäuser mit Balkonen geplant
Klar gegliederte Fronten und innere Strukturierungen sollen jedem Mieter auch das Gefühl geben, er wohne in „seinem“ Haus und nicht einem großen Block. An der Südseite zu den Knechtschen Hallen hin sind fünf typische Stadthäuser mit Balkonen geplant.
„Herr Welp sagte, dass es für die Menschen ganz wichtig ist, dass zum Beispiel Hausnummer 17 anders aussieht als Hausnummer 19“, gibt der Oberbürgermeister die Herangehensweise des Architekten wieder. „Deswegen ist die Trennung der Häuser kein optischer Fake, sondern wirklich bauphysikalisch umgesetzt.“
Die „Grüne Stadtkante“ der Berliner Straße begrenzt das Projekt im Osten
Überhaupt sei es bei der Quartiersentwicklung nicht allein mit dem Wohnungsbau getan. So weise die Ostfassade zur Berliner Straße hin zwar wegen der rund 100 Meter entfernt Bahngleise einige Schallschutzcharakteristika auf, dafür werde sie aber durch Elmshorns neue „Grüne Stadtkante“ erheblich aufgewertet. „Allein hier kommen eine enorme Menge Bäume hin“, sagt Hatje.
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Und auch Arne Parchent bricht nochmal eine Lanze für den grünen Aspekt dieses Mammut-Bauvorhabens, der im Vorfeld durch die Proteste um die Blutbuche erheblich in Zweifel gezogen worden ist – und von einigen Seiten auch immer noch wird. „Wenn alles fertig ist, wird auf diesem Areal viel mehr Grün stehen als jetzt“, sagt der Semmelhaack-Prokurist. „Und auch die Fläche versiegelten Erdbodens wird im Vergleich zu jetzt deutlich reduziert.“
Elmshorn: Bei der Entscheidungsfindung werden alle Parteien gehört
Gedanken, die während der Entscheidungsfindung auf ganzer Breite überzeugt haben müssen, wie Volker Hatje befindet. „Auch wenn die Jury letzten Endes nur mit ihren Mitgliedern abgestimmt hat, während der fünfstündigen Beratung sind auch alle Parteien der Stadt gehört worden“, sagt der Oberbürgermeister. „Und als die ersten Entwürfe aus dem Wettbewerb ausschieden, auch jene, bei denen mit Erhalt der Blutbuche geplant wurde, waren diese Beschlüsse einstimmig und ohne Opposition der Anwesenden.“
Und wann ist es soweit? Wann werden die ersten Mieter an den neuen Buttermarkt ziehen? Punkt eins sei die Schaffung der noch nicht existierenden Planstraßen zwischen Rathaus, Quartier, Knechtschen Hallen und Buttermarkt. Arne Parchent: „Realistisch kann mit Erteilung der Baugenehmigung zum Jahresende gerechnet werden; Baubeginn richtet sich dann nach den anderen erwähnten Faktoren. Aber im Verlauf von 2025 sollte es losgehen können.“