Kreis Pinneberg. Sechs frische „Starenkästen“ sollten eigentlich bald an den Start gehen. Doch nun hat der Kreis mit Widrigkeiten zu kämpfen.

Der Kreis Pinneberg stellt sich bei der Geschwindigkeitsüberwachung des Verkehrs neu auf – muss dabei nun aber einen Rückschlag verkraften: Zwei von sechs neuen Blitzer-Standorten sind entweder nicht realisierbar oder können nur verspätet an den Start gehen. Betroffen sind die vorgesehenen Anlagen in Elmshorn und Rellingen.

Über die Probleme informiert die Kreisverwaltung die Kreispolitiker in einer Vorlage, die an diesem Dienstag, 13. Februar, im Gremium für Wirtschaft, Regionalentwicklung und Verkehr behandelt wird (18.30 Uhr, Konferenzraum Arboretum, Kreishaus).

Blitzer: Kreis muss Konzept überarbeiten, weil Technik ausläuft

Grund für die Neuaufstellung der Blitzer-Standorte ist die Tatsache, dass der Kreis in dem gemeinsamen Projekt mit der Polizei seit 2005 auf eine Technik namens Traffipax der Firma Jenoptik setzt. Diese läuft zum Jahresende 2024 aus, sodass es dann keine Ersatzteile und Wartung für die Geräte mehr geben wird.

Davon betroffen sind sechs der sieben Standorte, an denen im Kreis stationäre Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung – sogenannte Starenkästen – betrieben werden. Lediglich in Schenefeld stehen an der LSE auf Höhe des Stadtzentrums zwei feste Blitzer mit Lasertechnologie des Herstellers Vitronic, für die ein Weiterbetrieb möglich ist. Für beide gibt es eine dauerhafte Kamera, die in Fahrtrichtung Pinneberg auch Rotlichtverstöße an der dortigen Ampel erfassen kann.

Kreis stellte alle Standorte auf den Prüfstand, nur einer überlebte

Im Wissen über das bevorstehende Ende der Traffipax-Technik hatte der Kreis alle bisherigen Standorte – außer Schenefeld natürlich – auf den Prüfstand gestellt. Von den Standorten in Bilsen, Bokholt-Hanredder, Borstel-Hohenraden, Heede, Heidgraben und Rellingen bleibt nur der Blitzer in Bilsen übrig.

In Schenefeld steht an der LSE auf Höhe des Stadtzentrums ein Blitzer der neuen Generation, der als einziger ortsfester Standort im Kreis Pinneberg weiterbetrieben werden kann.
In Schenefeld steht an der LSE auf Höhe des Stadtzentrums ein Blitzer der neuen Generation, der als einziger ortsfester Standort im Kreis Pinneberg weiterbetrieben werden kann. © HA

40 mögliche neue Standorte wurden geprüft. Die Meldungen kamen von Polizei und Kommunen, außerdem flossen eigene Erkenntnisse des Kreises ein. Zwölf Standorte blieben am Ende übrig. Weil die Polizei einer möglichen Ausweitung der Standorte mangels Personal in der Zentralen Ordnungswidrigkeitenstelle eine Absage erteilt hatte, bleibt es bei sieben Anlagen.

Fünf Blitzer werden spätestens ab 2025 an neuen Standorten postiert

Außer Schenefeld und Bilsen, wo künftig analog zu Schenefeld beidseitig mit zwei Säulen gemessen wird, blitzt es in Zukunft beidseitig in Bokholt-Hanredder – dann auf Höhe Schule/Kita –, in Rellingen neu an der Adlerstraße 37 Höhe Krupunder Ring sowie in Elmshorn (B 431 Westerstraße Höhe Netto Markt), Bönningstedt (Kieler Straße 129, Schule) und Hemdingen (Steindamm, Höhe Schule/Kindergarten).

Das war der von der Politik absegnete Plan. Die technische Prüfung der neuen Standorte hat nun in zwei Fällen jedoch Probleme aufgezeigt. Es betrifft die Standorte an der Adlerstraße in Rellingen sowie an der B431 in Elmshorn Höhe Netto-Markt.

Der geplante Standort in Rellingen kann erst 2026 in Betrieb gehen

Die Gemeinde Rellingen hat dem Kreis mitgeteilt, dass die Adlerstraße ab dem nächsten Jahr von Grund auf saniert werden soll. Der erste Bauabschnitt soll zwischen Kellerstraße und Siemensstraße liegen; genau dort soll – aufgrund der Tempo 30-Zone in der Wohngegend – die Messanlage errichtet werden.

Alle Leitungen sollen im Zuge der Baumaßnahme angefasst und gegebenenfalls verlegt werden, Straßenquerschnitt und Fußwege sollen angepasst werden. „Im Klartext bedeutet das, dass die gesamte Straße umgestaltet wird“, heißt es in der Vorlage des Kreises.

Straßenbau macht es „baulich und finanziell abwegig“, Blitzer zu errichten

Für die Realisierung des Messstandortes erscheint es laut Aussage der Kreisverwaltung vor diesem Hintergrund „baulich und finanziell abwegig“, den Blitzer vor den Straßenbauarbeiten zu errichten. Dieser müsste kurze Zeit später abgebaut und nach Ende der Bauarbeiten komplett neu errichtet, angeschlossen und gegebenenfalls auch neu geeicht werden.

Sechs Standorte mit Starenkästen dieses Typs werden noch im Kreis Pinneberg betrieben, die Ende 2024 abgeschaltet werden. Das Foto zeigt den ehemaligen Standort in Sparrieshoop, der bereits seit längerem außer Betrieb ist.
Sechs Standorte mit Starenkästen dieses Typs werden noch im Kreis Pinneberg betrieben, die Ende 2024 abgeschaltet werden. Das Foto zeigt den ehemaligen Standort in Sparrieshoop, der bereits seit längerem außer Betrieb ist. © Arne Kolarczyk

Aus diesem Grund hat die Kreisverwaltung Gespräche mit der Gemeinde Rellingen aufgenommen. Und die hat laut der Vorlage inzwischen zugestimmt, dass der Messplatz erst im Zusammenhang mit dem Ausbau der Adlerstraße errichtet werden soll.

Neuer Blitzer verschiebt sich: Immerhin gibt es einen Kostenvorteil

Das wird erst im Jahr 2026 der Fall sein. Für den Kreis bringt das Vorteile auf der Kostenseite. Aufgrund des umfassenden Eingriffs in den Straßenkörper können alle erforderliche Baumaßnahmen wie das Gießen des Fundamentes, der Bau des Verteilerkastens und des Elektroanschlusses für den Blitzerstandort in die Straßenarbeiten integriert werden.

Während der Blitzer-Standort in Rellingen erst verspätet an den Start gehen wird, kann der geplante Blitzer auf Höhe des Netto-Marktes an der Elmshorner Westerstraße gar nicht erst realisiert werden. Dort war eine Säule auf der Verkehrsinsel in der Mitte der Fahrbahn der B431 vorgesehen, die beidseitig blitzen sollte.

In Elmshorn sollte eine Säule auf der Mittelinsel der B431 platziert werden

Die Stadt Elmshorn hat dem Kreis dafür eine Absage erteilt. Der Grund: Aus Sicht der Stadtverwaltung wäre der Aufwand, um die Stromversorgung für den Blitzer zu verlegen, unverhältnismäßig. Dafür müssten zwei Fahrspuren der Westerstraße geöffnet werden, zudem verlaufe unterhalb der Mittelinsel ein Regenwasserkanal, der gegebenenfalls verlegt werden müsste.

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Auch der Arbeits- und Gesundheitsschutz des Kreises hatte Bedenken für den Betrieb der Anlage angemeldet, weil die Mitarbeiter des Kreises bei jeglichen Arbeiten an dem Blitzer einer Gefährung durch den Straßenverkehr ausgesetzt worden wären. Daher hat sich der Kreis entschieden, den Plan der Mittelsäule aufzugeben.

Stadt Elmshorn verhinderte letztlich den Bau des Blitzers am Netto-Markt

Alternativ war das Szenario geprüft worden, auf jeder Seite der Westerstraße eine eigenständige Blitzersäule zu setzen. Das scheiterte bereits daran, dass für eine Seite der Netto-Markt einen kleinen Teil seines Grundstücks hätte abtreten müssen. Der in Dänemark beheimatete Konzern hatte dies jedoch verweigert, weil er sich alle Optionen am Grundstück für eigene Planungen offen halten will.

Daraufhin hatte der Kreis als Ersatz-Standort die Einmündung der Westerstraße zur Heinrich-Hertz-Straße auserkoren. Auf dieser Fläche finden bereits häufiger mobile Messungen statt. Doch auch hier ergab sich ein Problem. Diese Fläche ist im Besitz der Stadt Elmshorn – und gilt laut Auskunft der Stadt als potenzieller Standort einer Ampelanlage.

Im dritten Anlauf hat der Kreis in Elmshorn einen neuen Standort gefunden

Dies werde jedoch erst mittelfristig der Fall sein. Eine Entscheidung für und gegen eine Ampel an dieser Stelle werde erst für 2030 erwartet. Sollte diese positiv ausfallen, hätte dies laut Schreiben der Stadt einen Abbau der Blitzeranlage zur Folge.

Aus diesem Grund hat der Kreis auch diesen Standort verworfen. Dritte Alternative ist nun die Westerstraße auf Höhe des Wasserwerkes, etwa 150 Meter vom Netto-Discountmarkt entfernt. Auch dieses Grundstück gehört der Stadt und wird derzeit vom Kreis auf die Machbarkeit hin überprüft.

Die Ausschussmitglieder sollen beschließen, den Bau des Standorts in Rellingen an die dortige Straßenbaumaßnahme zu koppeln, sodass eine Inbetriebnahme erst 2026 erfolgen kann. Außerdem gilt es, den neuen Standort in Elmshorn abzusegnen.