Quickborn. Weil die Straße kaputt ist, wird in Quickborn die Abfallentsorgung verweigert. Die Stadt sagt aber, sie sei nicht zuständig
Böse Überraschung für die Anlieger im Kurzen Weg im Außenbereich von Quickborn: Ihre Restmülltonnen werden plötzlich nicht mehr entleert. Die nicht asphaltierte Straße weise zu viele Schlaglöcher auf und könne nicht mehr von den Müllfahrzeugen befahren werden, teilte ihnen der Fachdienst Abfall des Kreis Pinneberg mit. Sie müssten ihre Tonnen jetzt an die befestigten Straßen im Hasloher Weg oder Harksheider Weg stellen – zum Teil mehrere Hundert Meter entfernt.
„Doch wie soll ich das machen“, klagt Walter Selk. „Ohne Hilfsmittel kann ich mich gar nicht bewegen“, sagt der 75 Jahre alte schwerbehinderte Mann, der auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist und seit 42 Jahren hier in der Wohnsiedlung am südlichen Stadtrand von Quickborn lebt.
Die Anwohner sind zum Teil im hohen Alter und stark geh- und schwer behindert
„Bei Schnee und Eisglätte auf den Wegen ist dies sehr gefährlich und für viele ältere Anwohner mit Rollator und Rollstuhl unmöglich“, sagt Anwohnerin Gabriela Halm, die für ihre „gehbehinderten Nachbarn die schweren Container über die glatten Wege vom Kurzen Weg an den Harksheider Weg schieben musste“, wie sie auch der Stadtverwaltung in Quickborn geschrieben hat – bislang ohne Antwort.
„Die anderen Müllfahrzeuge haben keine Probleme, hier durchzufahren“, wundert sich Nachbar Eberhard Küster. So würden weiterhin die Gelben Tonnen sowie die Papier- und die Bioabfalltonnen im Kurzen Weg entsorgt. Für den Bioabfall und das Altpapier ist auch die Gesellschaft für Abfallbehandlung GAB des Kreises Pinneberg zuständig. Für den Verpackungsmüll seit nunmehr einem Jahr die Firma RMG aus Hessen. Auch der Güllewagen für ihre Klärgruben und die schweren Laster, die das Heizöl bringen, führen weiter problemlos durch ihren Feldweg, erklärt Anlieger Küster.
Anwohner: Sonst hat die Stadt Quickborn die Schlaglöcher immer wieder beseitigt
Etwa 14 Haushalte im Kurzen Weg seien davon betroffen, berichten die Anlieger. Schon einmal im vorigen Winter habe die Müllentsorgung vom Kreis ausgesetzt, sei dann aber wieder fortgesetzt worden. Auch die Stadt Quickborn habe sonst immer einmal im Jahr die Schlaglöcher beseitigt und die wassergebundene Straßendecke so eingeebnet, dass die Löcher wieder verfüllt waren, berichtet Anwohner Küster.
Mehrere Anlieger haben sich um Hilfe an die Stadt gewandt, aber bislang noch keine Antwort erhalten, wundern sich diese. Anlieger Küster habe auch Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann im persönlichen Gespräch über die Problemlage informiert. Aber Unterstützung aus dem Rathaus hätten sie bislang nicht erfahren.
Bürgermeister Beckmann: Wir sind nicht zuständig. Das ist ein Privatweg
Das sei auch schwierig bis unmöglich, bedauert Bürgermeister Beckmann. „Es handelt sich hier um einen Privatweg, der nur zu einem kleinen Teil der Stadt gehört.“ Die gesamte Siedlung sei damals vor Jahrzehnten aus „Schwarzbauten“ und einer Schrebergartensiedlung entstanden, erklärt Fachbereichsleiter Uwe Scharpenberg. „Da ist eigentlich keine ganzjährige Wohnraumnutzung erlaubt.“ Es gebe dort keinen gültigen Bebauungsplan und die Straße sei nicht asphaltiert.
Aber durch Schenkungen und Erbschaften sei ein Teil des Weges, wohl etwa 20 Prozent, im Laufe der Jahrzehnte ins Eigentum der Stadt übergangen, erklärt Scharpenberg. Auf diesem Teilstück würden auch regelmäßig die Schlaglöcher entfernt, wie zuletzt Ende 2023 vor dem Wintereinbruch. Das gelte insbesondere für die rechte Seite des Kurzen Weges vom Hasloher Weg aus. Die linksseitige Fahrbahn sei bis auf ein kurzes Stück dagegen vollständig in Privatbesitz. Dafür sei nicht die Stadt, sondern die Eigentümer zuständig.
Stadtverwaltung: Die Anlieger müssen auch für Reinigung und Winterdienst sorgen
Das gelte auch für die Straßenreinigung und den Winterdienst, betont Bürgermeister Beckmann. Da die Stadt Quickborn keine eigene Straßenreinigungsgebühr erhebe, wie zum Beispiel die Stadt Wedel, müssten die Anwohner selbst für die Sauberkeit sowie den Zustand des Weges und das Streuen bei Eis und Schnee sorgen, betont der Verwaltungschef.
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„Und wer das nicht selbst machen kann, muss damit einen Dritten beauftragen.“ Es sei denn, die Stadt würde eine Straßenreinigungssatzung einführen und Gebühren dafür verlangen. „Aber das werden wir nicht der Ratsversammlung empfehlen“, sagt Beckmann. Er möchte nicht die öffentliche Aufregung darüber wie in Wedel haben, wo diese Gebühren gerade stark angehoben worden sind.
Ein Ausbau der Straße mit Asphalt würde die Anwohner vermutlich 900.000 Euro kosten
Auch eine Asphaltierung des etwa 500 Meter langen Weges durch die Stadt könnte nicht im Interesse der Anlieger sein, warnt Fachbereichsleiter Scharpenberg. Das würde nach seiner groben Berechnung etwa eine Million Euro kosten, wovon die Anlieger 90 Prozent, also 900.000 Euro tragen müssten, weil dies die Ersterschließung dieses Weges wäre und dann die Ausbausatzung des Baugesetzbuches greife. „Das will kein Mensch“, ist sich Scharpenberg sicher.
Darum werde er jetzt den Anwohnern antworten, sie mögen einen Hausmeisterservice beauftragen, um ihre Mülltonnen rechtzeitig an die Straße zu stellen und für den Winterdienst zu sorgen, teilt Fachbereichsleiter Scharpenberg mit. Oder sie mögen sich an die Müllabfuhr beim Kreis Pinneberg wenden.
Kreisverwaltung: Keine Müllabfuhr mehr, solange die Straße im schlechten Zustand ist
Doch auch aus der Kreisverwaltung ist keine Unterstützung für die Anlieger in Sicht. „Es bleibt bei der Aussage, dass die Straße für die Müllfahrzeuge aktuell nicht befahrbar ist“, teilt dazu auf Nachfrage Kreissprecherin Katja Wohlers mit. „Die Gefahr besteht unmittelbar für die auf den hinten am niedrigsten Punkt (sehr tief) auf den Trittbrettern mitfahrenden Müllwerkern. Die Regelung gilt, bis die Straßenschäden behoben sind.“