Quickborn. Die Stadt hat mit Natalie Schulz eine neue Gleichstellungsbeauftragte – erstmals in Vollzeit. Das ist ihre erste Amtshandlung.

Die Stadt Quickborn hat wieder eine Gleichstellungsbeauftragte – und das erstmals in Vollzeit. Natalie Schulz (53) hat diese Aufgabe jetzt im Rathaus übernommen. Die diplomierte Sozialwirtin wechselt praktisch ihren Arbeitsplatz nur innerhalb der Verwaltung.

Zuvor arbeitete sie rund 20 Jahre lang in der Stadtjugendpflege. „Ich suchte eine neue Herausforderung und freue mich auf die neue Aufgabe“, sagte Natalie Schulz zu diesem Jobwechsel, der auch für sie mehr Arbeit bedeutet, da sie zuvor halbtags beschäftigt gewesen war.

Für alle 380 Mitarbeitende der Quickborner Verwaltung zuständig

Die Gleichstellungsstelle wurde vakant, weil die bisherige Amtsinhaberin Hannah Gleisner nach zehn Jahren etwas anderes machen wollte. Sie geht jetzt in die Stadtjugendpflege, aus der Natalie Schulz nun herüberwechselt. „Ich möchte mich für die Frauenrechte einsetzen und auch den geflüchteten Frauen in unserer Stadt helfen“, kündigt die neue Gleichstellungsbeauftragte an. Aber auch Männer, die diskriminiert oder sexuell belästigt würden, dürften sich gerne hilfesuchend an sie wenden, sagt Natalie Schulz.

In erster Linie sei sie zuständig für alle Quickborner Bürgerinnen und Bürger sowie für die 380 Mitarbeitenden der Stadtverwaltung mit ihren Außenstellen in Hasloh, Bönningstedt, Ellerau und Ascheberg am Plöner See. Diese Verwaltung bestehe ganz überwiegend, wohl zu etwa drei Vierteln aus Frauen.

Frauen sollen weiter mehr Verantwortung im Rathaus bekommen

Aber von den sieben Fachbereichsleitungen würden zurzeit nur die Kämmerei mit Annett Winter und das Hauptamt mit Sonja Eberlei von Frauen geführt. Auch wenn Bürgermeister Thomas Beckmann betont, dass er seine jüngsten Personalentscheidungen mit seiner Büroleitung (Cathrin Stank), der Wirtschaftsförderung (Linda Vogt-Gröncke) Personal (Sonja Eberlei) und dem Klimaschutz (Katinka Mustelin) zuletzt allesamt weiblich besetzt habe.

Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann und Büroleiterin Cathrin Stank mit der neuen Gleichstellungsbeauftragten Natalie Schulz.
Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann und Büroleiterin Cathrin Stank mit der neuen Gleichstellungsbeauftragten Natalie Schulz. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

„Ich freue mich, dass die Gleichstellungsstelle jetzt mit Natalie Schulz wieder besetzt werden konnte“, sagt Beckmann. Auch wenn er sich aus seinem Rollenverständnis und Gesellschaftsbild „keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern vorstellen“ könnte, wisse er natürlich: „Die Realität sieht anders aus.“

Die Toiletten im Rathaus-Foyer werden jetzt genderfrei beschriftet

Da sei er doch manchmal regelrecht „erschrocken“, wenn er im Netz oder in der Öffentlichkeit so manche Äußerungen wahrnehme, die längst überholte „stereotype Muster“ verbreiteten und „Leistung vom Geschlecht“ abhängig machten. „Darum bin ich froh, dass insbesondere Frauen, die in Not sind, hier jetzt wieder eine Anlaufstelle haben“, betonte Bürgermeister Beckmann.

Eine erste genderproblematische Baustelle im Rathaus ist bereits ausgemacht und so gut wie gelöst. So fehle es bislang an einer Unisex-Toilette im Foyer, sagt Natalie Schulz, die sich auch für diverse Menschen in der Stadt einsetzen möchte. „Da brauchen wir doch nur die Beschilderung der beiden vorhandenen Toiletten entsprechend ändern“, schlug Beckmann spontan vor, was die neue Gleichstellungsbeauftragte demnächst umsetzen möchte.

Erster Termin zum Weltfrauentag: Mädchen stellen ihre Lieblingsheldinnen aus Büchern vor

Nach einer kurzen Einarbeitungszeit werde sie auch regelmäßige Sprechstunden im Rathaus anbieten, kündigt sie an. Hausintern sei sie bereits dabei, eine Kinderbetreuung für junge Väter und Mütter sicherzustellen, falls die Kolleginnen und Kollegen Notdienste zu verrichten hätten, ohne dass sie wüssten, wo ihre Kinder bleiben sollen. Zudem werde sie sich mit dem Thema Sucht beschäftigen, für das im Rathaus gerade eine Arbeitsgruppe gebildet worden sei.

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Als langjährige Mitarbeiterin im Quickborner Jugendzentrum lägen ihr auch die jungen Frauen Quickborns sehr am Herzen, deren Entwicklung sie zum Teil seit vielen Jahren seit ihrer Jugendzeit mitbegleitet habe, sagt Natalie Schulz. Dazu gehöre insbesondere auch die Teilnahme am Netzwerk „Frau und Beruf“ der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP, die Müttern hilft, Familie und Job zu vereinbaren. Zum Weltfrauentag am 8. März sei im Gemeindehaus der Marienkirchengemeinde ein Vorlesetag für Mädchen geplant, die aus Büchern mit ihren Lieblings-Heldinnen lesen könnten.

Im Kreis Pinneberg gibt es inzwischen zwölf Gleichstellungsbeauftragte - Rellingen klagte damals

Gleichstellungsbeauftragte gibt es in Schleswig-Holstein seit 40 Jahren. Die erste fing 1984 im Flensburger Rathaus an. Dass diese Stelle in allen Verwaltungen und Ämtern mit mehr als 15.000 Einwohnerinnen und Einwohnern dann für die Kommunen verpflichtend wurde, war anfangs strittig. Die Gemeinde Rellingen wehrte sich in den 1990er Jahren sogar gerichtlich dagegen und unterlag. Heute sind in der Kreisverwaltung und in allen acht Städten des Kreises Pinneberg Gleichstellungsstellen sowie in Halstenbek, Rellingen und dem Amt Geest und Marsch Südholstein in Moorrege geschaffen worden

Zu erreichen ist Natalie Schulz im Quickborner Rathaus telefonisch unter der Rufnummer 04106 / 611 – 274 und per Mail unter der Adresse gleichstellungsbeauftragte@quickborn.de