Kreis Pinneberg. Im gesamten Kreis wird an den Jahrestag zur Befreiung der Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz erinnert. Aktueller denn je.

Die Vereinten Nationen haben 2005 den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ausgerufen. Es war damals 60 Jahre her, dass sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit hatten. Und das Thema hat auch 79 Jahre nach der Befreiung nichts an Aktualität eingebüßt, wenn der aktuelle Blick auf das Erstarken rechter Tendenzen in Deutschland und Europa gerichtet wird.

Der damalige Pinneberger Kreispräsident Burkhard Tiemann führte die Gedenkstunde bereits ein Jahr später auch im Kreis ein. Seitdem lädt der Kreistag alljährlich zu einer würdigen Stunde der Erinnerung und Mahnung in das Kreiskulturzentrum Drostei in Pinneberg ein.

Gedenken: Uetersen erinnert an zwei Opfer der Euthanasie

In Uetersen gestaltet die Geschichtswerkstatt des SPD-Ortsverein die Feierstunde in der Kleinen Stadthalle, Berliner Straße 12. Die Sozialdemokraten wollen von 16 Uhr an beispielhaft an die Schicksale von Katharina Kröger, geb. Jürgs (1878-1941) und Erna Nelamischkies (1914-1943) erinnern. Beide Frauen sind Opfer der sogenannten „Euthanasie“ im Nationalsozialismus und wurden in Heil- und Pflegeanstalten ermordet.

Mit diesem Stolperstein wird in Uetersen an Erna Nelamischkies erinnert. Sie ist eines von vielen Euthanasie-Opfern der Nazi-Diktatur. 
Mit diesem Stolperstein wird in Uetersen an Erna Nelamischkies erinnert. Sie ist eines von vielen Euthanasie-Opfern der Nazi-Diktatur.  © Erhard Vogt | Erhard Vogt

Gleichzeitig wird Erhard Vogt, der die 2010 gegründete, überparteilich handelnde Geschichtswerkstatt leitet, die Webseite „Spurensuche-Uetersen“ vorstellen. Sie ist Teil einer kreisweiten Recherche-Plattform über Opfer, Täter und Mitmachende.

Elmshorner Schüler arbeiten NS-Terror-Geschichte auf

Die Stadt Elmshorn veranstaltet gemeinsam mit sieben Elmshorner Schulen eine Gedenkveranstaltung am Donnerstag, 25. Januar, ab 19 Uhr im Saalbau, Adenauer Damm 2 (Waldorfschule). „Für die Hoffnung“ lautet das Motto. Es wirken mit: Anna Haentjens (Künstlerische Leitung), Michael Noch (Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine für Elmshorn) und Jens Bernhard (Leiter Studio-AG Kästner-Gemeinschaftsschule Elmshorn, KGSE).

Ein Schicksal aus Elmshorn: Margarethe Lachmund stand als überzeugte Quäkerin und Demokratin auch unter dem Druck des Nationalsozialismus unbeirrt für ihre politischen und religiösen Überzeugungen ein. Denunziationen, Hausdurchsuchungen und Vorladungen zur Gestapo waren die Folge ihres Einsatzes im aktiven Widerstand und für jüdische Verfolgte
Ein Schicksal aus Elmshorn: Margarethe Lachmund stand als überzeugte Quäkerin und Demokratin auch unter dem Druck des Nationalsozialismus unbeirrt für ihre politischen und religiösen Überzeugungen ein. Denunziationen, Hausdurchsuchungen und Vorladungen zur Gestapo waren die Folge ihres Einsatzes im aktiven Widerstand und für jüdische Verfolgte © HA

Zum 16. Mal gestalten Elmshorner Schülerinnen und Schüler die Veranstaltung. Unter anderem werden sie über die Befreiung Elmshorn von der Nazi-Diktatur und das Schicksal der medizinisch gequälten und am 20. April 1945 ermordeten „Kinder vom Bullenhuser Damm“ berichten.

In Wedel zeigen Schüler einen Film über Erinnerungskultur

Auch in Wedel wird bereits am Donnerstag, 25. Januar, an die Befreiung von Auschwitz gedacht. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Stadtbücherei am Rosengarten. Schüler der Gebrüder-Humboldt- und der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule werden das Programm in Wort, Bild und Film ebenso mitgestalten wie eine Gruppe der Musikschule der Stadt Wedel.

Rückblende 2015: Die jüdische Kantorin Yalda Rebling ist hier im Gespräch mit Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, der die kreisweite Gedenkfeier vor vier Jahren ins Leben rief.
Rückblende 2015: Die jüdische Kantorin Yalda Rebling ist hier im Gespräch mit Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, der die kreisweite Gedenkfeier vor vier Jahren ins Leben rief. © Till Hornburg

Stadtarchivarin Anke Rannegger berichtet an dem Abend über den Widerstand gegen die Nazidiktatur im Jahr 1933. Angehörige erzählen, wie es sich auch nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland in der „Familie eines Kommunisten“ anfühlte.

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Am Mahnmal für die Menschen, die im Wedeler Außenlager des KZ Neuengamme gelitten haben, werden am 27. Januar um 17 Uhr Lichter entzündet.
Am Mahnmal für die Menschen, die im Wedeler Außenlager des KZ Neuengamme gelitten haben, werden am 27. Januar um 17 Uhr Lichter entzündet. © privat | Privat

Lichter am Gedenkstein des KZ-Außenlagers in Wedel

Am eigentlichen Feiertag, 27. Januar, werden um 17 Uhr am Gedenkstein für das Außenlager Neuengamme an der Rissener Straße unterhalb des Lidl-Parkplatzes Lichter entzündet. Dazu lädt der Arbeitskreis der Stadt Wedel gegen Rechtsradikalismus ein.