Helgoland. Bargeldlose Zahlung soll Fuhrunternehmer vor Kriminalität schützen, die es auf der Insel nicht gibt. Zumal ältere Gäste nur bar zahlen.

Unter dem Titel „Neues aus Bullerbü“ hatte der Helgoländer Unternehmer Heiko Ederleh auf Facebook die nächste Welle im Helgoländer Taxistreit losgetreten. Der Beitrag wurde mehr als 100-mal geteilt und rege kommentiert. Was war passiert? Warum flossen bei Helgolands ältester Bürgerin sogar Tränen?

Direkt nach Weihnachten erreichte den Taxi-Chef ein Schreiben des Verkehrsministeriums aus Kiel, das erst gut klang und am Ende zum Stopp des Betriebs führte. „Ich musste unserer 94-jährigen Dame leider absagen“, erzählt Ederleh. Der Friseurbesuch, den die alte Dame alle 14 Tage unternimmt und so sehr liebt, hätte den Taxi-Unternehmer 20.000 Euro Strafe kosten können.

Weil er auf die Alarmanlage verzichten durfte, sollte nicht mehr bar bezahlt werden

Das Problem: Ederleh hatte zwar aus Kiel die Ausnahmegenehmigung erhalten, keinen Taxameter führen zu müssen. Und auch auf die zuvor geforderte Alarmanlage durfte er verzichten. Aber er sollte künftig nicht in bar abrechnen, ansonsten drohe das hohe Strafgeld.

„Das kann ich nicht. Dafür habe ich kein Gerät“, schimpfte Ederleh. Vor allem die älteren Helgoländer, die auf das Taxi für Fahrten zur Apotheke und anderswohin angewiesen seien, hätten zumeist keine EC-Karten. Ederleh schildert sein Schlüsselerlebnis vor Kurzem im Supermarkt: „Weil eine Kasse ausgefallen war, konnte dort nur noch per EC-Karte bezahlt werden.“ Aus der 25-köpfigen Reihe vor der zweiten Kasse seien gerade mal drei Personen an die automatische Abbuchung ausgewichen.

Staatssekretärin hebt Auflage der Behörde umgehend auf

Heiko Ederleh meint, dass mit der bargeldlosen Zahlung verhindert werden sollte, Geld einzunehmen, ohne es zu versteuern. Doch Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums, widerspricht: Das sei eine Schutzvorkehrung für Taxifahrer ohne Alarmanlage, um Raub zu verhindern. Die Behörde habe so gehandelt, wie es üblich sei. Als die Staatssekretärin Julia Carstens davon erfuhr, habe sie diese Auflage sofort wieder aufgehoben.

Deshalb kann Heiko Ederleh seine Taxis nun wieder auf den Weg schicken. Allerdings ist er weiterhin unzufrieden mit dem festen Tarif, den die Kreisverwaltung Pinneberg ihm vorschreibt. Sechs Euro pro Fahrt darf er nur nehmen, egal, wie viele Personen mitfahren. Das ist Ederlehs zweites Problem: Denn bislang nimmt er sechs Euro vom ersten und jeweils weitere drei Euro von den anderen Fahrgästen.

Die Zwischenlösung: Um zumindest die zumeist älteren Helgoländer Fahrgäste zu versorgen, wird Ederleh nur noch Personen gemeinsam befördern, die zusammengehören. Damit werde der Fahrzeugverkehr vor allem in den Stoßzeiten des Fährverkehrs zunehmen. Das sei auf der Insel nicht gewollt, aber der Helgoländer hofft weiterhin auf eine wirtschaftlich akzeptable Tarifordnung.

Taxibetrieb auf Helgoland könne nicht rentabel betrieben werden

„Es kann kein Mensch mit dem Taxibetrieb auf Helgoland Plus machen“, sagt der Unternehmer. Für ihn rechne sich das alles nur, wenn er die Fahrten von den Mitarbeitern seines Transportunternehmens nebenbei bewältigen lasse. Diese Rechnung will er auch der Kreisverwaltung schicken, allerdings erst Mitte Januar, und nur nach Absprache mit seinem Anwalt, der zurzeit im Urlaub weile.

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Und so geht der Streit in die nächste Runde. Seit einem Jahr können Kreisverwaltung, Landesbehörde und Unternehmer sich nicht über die Bedingungen für eine Personenbeförderung auf Helgoland einigen. Nur ein Streitpunkt ist mittlerweile ausgeräumt: Ederleh hat die behördlich verlangte Fachkundeprüfung in Kiel abgelegt – freiwillig, wie er betont.