Kreis Pinneberg. Für Tiere und Feuerwehr bedeutet die sehr beliebte Böllerei großen Stress. Verbotszone ist eingerichtet. Das kaufen Pyro-Fans gern.
- Feuerwerksverbot am Tierheim Elmshorn
- Böller-Verkauf endet am 30. Dezember
- Feuerwehr im Kreis Pinneberg mahnt zur Vorsicht
Bereits seit einigen Tagen werden die ersten Böller gezündet oder Raketen von übereifrigen Feuerwerksfans abgeschossen. Und das, obwohl Silvester und das Jahr 2024 noch nicht gestartet sind. Spätestens zum Jahreswechsel wird das Feuerwerk den Himmel über dem Kreis Pinneberg zum Leuchten bringen.
Während sich viele an diesem liebgewonnenen Brauch an Silvester erfreuen, ebbt auch die Kritik an dem Spektakel nicht ab. Neben Umweltbedenken bedeutet die Knallerei beispielsweise auch enormen Stress für Haustiere.
Silvesterfeuerwerk im Kreis Pinneberg: Vor allem die Tiere müssen leiden
Die Mitarbeiter des Tierheims in Elmshorn in der Süderstraße sind jedenfalls froh, dass die Stadt dem Anliegen um Chefin Brigitte Maeder entsprochen hat und eine Verbotszone für das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk im Umkreis von 200 Metern einrichtet. Aktuell beherbergt das Tierheim circa 100 Tiere, hauptsächlich sind es Hunde und Katzen, die von der Knallerei zum Jahreswechsel unter enormen Stress gesetzt werden. Das gelte auch für die Tiere in freier Natur.
Maeder, die darauf hofft, dass das Verbot eingehalten wird, sagt: „Wir sehen jedes Jahr in unserem Tierheim die Auswirkungen von Feuerwerk wie unter einem Brennglas. Bis auf wenige Ausnahmen liegen die Tiere zitternd in ihren Zimmern.“
Der ohrenbetäubende Lärm und die hell leuchtenden Blitze der Feuerwerkskörper lösen Stress, Angst und Panik bei Haus-, Nutz- und Wildtieren aus. Diese Belastungen enden für die Tiere in der Regel erst am Neujahrsabend. Auf Deutschland bezogen sagt sie: „Wir verzeichnen nach jedem Feuerwerk verstärkt gerade tote Wildvögel, aber auch verletzte Nutz-, Haus- und Wildtiere.“
Der Tierschutzverein Elmshorn und Umgebung e.V. unterstützt auch die Bestrebungen vieler Initiativen, darunter des Deutschen Tierschutzbundes, private Silvesterfeuerwerke zu untersagen und stattdessen regional zentrale Feuerwerke anzubieten.
Quickborner Pyrotechniker hält Feuerwerksverbot für falsch
Der Quickborner Benjamin Hoop ist als staatlich anerkannter Pyrotechniker da anderer Meinung und hebt die Freude hervor, die ein Feuerwerk stets auslöst. „Ich bin der Meinung, dass es jedem, der Feuerwerk zünden möchte, auch erlaubt sein sollte. Und derjenige, der dagegen ist, lässt es eben bleiben. Wir zwingen ja niemanden dazu“, sagt Benjamin Hoop.
Für ihn ist gerade die stressigste Zeit des Jahres angebrochen. Gemeinsam mit seinem Vater Wilhelm betreibt der 40 Jahre alte Hoop nebenberuflich das kleine Unternehmen Hoops Pyrotechnik in Quickborn.
Silvester 2023: Verbundfeuerwerk bleibt der Trend
Und nach den Krisen-Jahren durch Corona, erst im Vorjahr hatte es zum Jahresende wieder einen freien Verkauf von Silvesterfeuerwerk gegeben, läuft das Geschäft wieder gut. „Auch in diesem Jahr bleibt der große Trend Verbundfeuerwerk“, sagt Hoop. Während Batterien bis maximal 500 Gramm Pulver für die Effekte enthalten, sind es bei dieser Art bis zu zwei Kilo, erläutert der Experte. Es ergeben sich somit deutlich mehr Schuss und eine längere Abbrenndauer.
Und dafür greifen leidenschaftliche Pyro-Fans tief in die Tasche. Zwischen 35 und 300 Euro kosten diese Artikel im Hoopschen Sortiment. Von den teuersten Exemplaren – Abbrenndauer etwa zwei Minuten – habe es gut 50 Vorbestellungen gegeben, so Hoop, der hauptberuflich bei der Firma Günther Schaidt Safex Chemie in Tangstedt arbeitet. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Effekte für Theater oder Film. Es werden unter anderem Bühnenfeuerwerk oder Kunstblut hergestellt.
Raketen und Co: Hoop Pyrotechnik verkauft bis zum 30. Dezember in Kaltenkirchen
Vorbestellungen aus dem Online-Shop www.feuerwerkdiscounter.de für das Silvesterfeuerwerk werden keine mehr angenommen, allerdings gibt es einen Ladenverkauf. In Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) im Ohland-Center, Kisdorfer Weg 11, werden im leerstehenden ehemaligen Impfzentrum mehr als 200 unterschiedliche Artikel für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verkauft. Der Verkauf von Silvesterfeuerwerk hat in diesem Jahr am Donnerstag, 28. Dezember, begonnen.
In Schenefeld werden beispielsweise in der Feuerwerksgarage, Industriestraße 2a, Raketen, Batterien und mehr angeboten. Geöffnet ist mit Ausnahme des 31. Dezembers bis 20 Uhr. Möglicherweise ist das exklusive Sortiment wegen des großen Andrangs auch schon vorab ausverkauft.
Benjamin Hoop hat bis inklusive 30. Dezember im Kaltenkirchener Geschäft zwischen 8 Uhr und 21 Uhr geöffnet. Hoop selbst, der auch für das Feuerwerk bei Quickborns 700-Jahr-Feier Mitte September zuständig war, möchte es bei seinem eigenen privaten Feuerwerk in diesem Jahr etwas ruhiger angehen lassen.
„Wir machen es etwas kleiner, aber es ist schon noch groß. Circa zehn Minuten gibt es dann bei uns richtiges Feuerwerk“, sagt der Quickborner, der auch auf anderen Events wie zum Beispiel Hochzeiten nicht nur für leuchtende Augen sorgt. Seine Firma knallt aber nicht nur: Es sind auch Laser- oder Flammen-Shows im Portfolio.
Wichtig ist dem Pyrotechniker stets das Thema Sicherheit: „Mit dem hier für den freien Verkauf zugelassenen Feuerwerk kann zumindest theoretisch wenig passieren. Problematisch wird es, wenn Privatpersonen Großfeuerwerk oder illegales Feuerwerk aus dem Ausland bestellen.“ Sogenannte Polenböller oder Kugelbomben seien lebensgefährlich.
Silvesterfeuerwerk: „Die Menschen möchten etwas fürs Auge“
Batterien und Verbundfeuerwerke sind auch bei einem zweiten Feuerwerks-Unternehmen im Kreis Pinneberg der Verkaufsschlager. „Die Menschen möchten etwas fürs Auge. Das kann bei unseren Artikeln bis zu vier Minuten dauern“, erzählt Jessica Jürgs (41). Sie hat das Unternehmen Diamond Feuerwerk Vertrieb GmbH mit Sitz in Haselau vor einigen Jahren von ihrem Vater Harald übernommen. Dank des zweiten Unternehmenszweiges, einer Grundstücksverwaltung, konnten die Corona-Sperrjahre 2020 und 2021 überstanden werden.
Voriges Jahr vor Silvester lief das Geschäft wieder ganz normal. Diamond Feuerwerk wird von einer Halle auf dem Flugplatz Hungriger Wolf in Hohenlockstedt bei Itzehoe verkauft. Am 29. Dezember ist der Verkauf in der Halle C, Towerstraße 21, von 8 bis 22 Uhr sowie am Sonnabend, 30. Dezember, bis 20 Uhr geöffnet.
Im vergangenen Jahr rückte die Feuerwehr 36-mal in der Nacht zu Neujahr aus
Während sich viele Menschen am Feuerwerk erfreuen, bedeutet der Silvestertag für die Freiwillige Feuerwehr harte Arbeit. Für die Wehren ist es in der Regel die einsatzreichste Nacht des Jahres. Im Vorjahr rückten die Einsatzkräfte im Kreis Pinneberg zwischen 18 Uhr am Silvestertag und 6 Uhr an Neujahr 36-mal aus.
Darunter war ein Gebäudebrand in Elmshorn, bei dem ein 81 Jahre alter Mann ums Leben kam. Das Gros der Einsätze aber sind sogenannte Kleinbrände, zumeist in Müllcontainern oder Papierkörben. Deren Ursache ist in der Regel ein unsachgemäßer Umgang mit Feuerwerkskörpern.
Richtiger Umgang mit Feuerwerkskörpern ist wichtig
Viele dieser Einsätze könnten verhindert werden, wenn Feuerwerk so verwendet wird, wie es vorgeschrieben ist. Dies entlastet nicht nur die ehrenamtlichen Kräfte der freiwilligen Feuerwehren im Kreisgebiet, es trägt vielmehr dazu bei, erhebliche Sachschäden oder gar schwere Verletzungen zu verringern, im besten Fall sogar ganz zu vermeiden.
Beim Kauf von Feuerwerk sollte auf das BAM-Prüfzeichen geachtet werden. BAM ist die Abkürzung für Bundesanstalt für Materialprüfung. Das Siegel garantiert, dass die Feuerwerkskörper geprüft und in Deutschland zugelassen sind. Illegales Feuerwerk hat oft einen höheren Anteil an Schwarzpulver mit teils extrem hoher Explosivwirkung und ist daher verboten.
Feuerwerk gehört nicht in Kinderhände!
Grundsätzlich gilt, dass Feuerwerk nicht in die Hände von Kindern gehört. Eigentlich selbstverständlich, aber der Feuerwehr trotzdem eine Erwähnung wert: Raketen, Böller und Fontänen dürfen nur im Freien verwendet werden. Vor der Benutzung sollte die Gebrauchsanweisung gelesen werden.
Dann gilt: genügend Abstand zu Menschen, Tieren, Häusern, Mülltonnen und Autos halten. Insbesondere bei reetgedeckten Gebäuden ist höchste Vorsicht und großer Abstand geboten. In vielen Gemeinden mit schützenswerten Gebäuden gelten Abbrennverbote, die unbedingt beachtet werden müssen.
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Für Raketen gilt: Eine mit Wasser gefüllte Getränkeflasche oder ein mit Sand gefüllter Eimer sind eine gute Startrampe, damit diese Flugobjekte senkrecht gen Himmel fliegen. Raketen nie aus der Hand starten! Böller sowie anderes Feuerwerk sollte auf dem Boden liegend beziehungsweise stehend angezündet werden.
Wer trotz der Warnungen Feuerwerk doch aus der Hand heraus entzündet, sollte den Böller schnell wegwerfen und sich vorher rückversichern, dass niemand in der Wurfrichtung steht. Blindgänger sollten keinesfalls ein zweites Mal entzündet, sondern sofort entsorgt werden.
Mülltonnen und Autos sollten an einem sicheren Ort abgestellt werden
Um Schäden am eigenen Hab und Gut zu vermeiden, empfiehlt die Feuerwehr, Türen und Fenster rund um den Jahreswechsel geschlossen zu halten, damit sich kein Feuerwerk hinein verirrt. Müll- und Papiertonnen sowie gelbe Säcke sollten aufgrund der Brandgefahr möglichst sicher verwahrt werden. Auch das Auto sollte sicher abgestellt werden – etwa in Carport oder Garage. Wem das nicht möglich ist, der sollte eine ruhige Seitenstraße als Parkplatz wählen.
Auch die Polizei geht in der Silvesternacht für ihre Mitarbeiter von einem stark erhöhten Einsatzaufkommen gegenüber anderen Nächten aus. Die Landespolizei hat für den Jahreswechsel den Streifendienst angemessen verstärkt, in den Polizeidirektionen sind Zusatzstreifen vorgesehen.
Polizei schickt zusätzliche Streifen an Silvester auf die Straße
Die Beamten bitten um ein verantwortungsvolles Silvester-Feiern. Es seien immer wieder vermeidbare Auseinandersetzungen nach Alkoholkonsum sowie Störungen und Gefahren zum Beispiel durch den unachtsamen Umgang mit Pyrotechnik feststellbar.
„Rücksicht und Respekt sind wesentliche Komponenten, die jeder dazu beitragen kann, dass es ein würdiger und friedlicher Jahreswechsel wird. Das erleichtert Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten den Einsatz, denn die sind im Dienst, damit wir alle sichere Feiertage verleben können“, schreibt die Polizei.