Kreis Pinneberg. Kaufzurückhaltung prägt laut Analyse den Kreis Pinneberg. Nur ein Ort ist die Ausnahme. Das kostbarste Haus steht aber woanders.
Weniger Verkäufe, sinkende Preise und ein deutlich abgekühlter Immobilienmarkt im „Premiumsegment“: Das ist das Ergebnis einer Verkaufsanalyse bei Eigentumswohnungen und Häusern im nordwestlichen Hamburger Speckgürtel, womit weite Teile des Kreises Pinneberg gemeint sind.
Demnach wurden im untersuchten Gebiet im ersten Halbjahr 2023 spürbar weniger Immobilienverkäufe im sogenannten Luxusbereich abgewickelt als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Nur ein Ort im Kreis Pinneberg bildete in dieser Hinsicht eine Ausnahme.
Luxuswohnungen im Kreis Pinneberg: Preise sinken, Käufe gehen zurück
Die Marktanalyse des Maklerunternehmens Dahler zeige insgesamt „signifikante Rückgänge der Verkaufszahlen“. Der eigenen Angaben nach „führende Makler für Premiumimmobilien“ stütze sich dabei auf Daten des Gutachterausschusses Pinneberg. Betrachtet wurden alle Käufe in den Orten Appen, Bönningstedt, Borstel-Hohenraden, Kummerfeld, Ellerbek, Halstenbek, Hasloh, Pinneberg, Prisdorf, Quickborn, Rellingen, Schenefeld und Tangstedt.
Demnach sank in dem betrachteten Gebiet - dem Osten des Kreises Pinneberg - der durchschnittliche Verkaufspreis für Eigentumswohnungen um 13 Prozent. Im Schnitt wechselten die Objekte für 232.700 Euro den Besitzer. Zudem ging auch die Zahl der Käufe zurück. Nur 190 Eigentumswohnungen wurden in den ersten sechs Monaten veräußert, ein Minus von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Diese Orte haben deutliche Rückgänge bei Eigentumswohnungen gespürt
Die Kaufzurückhaltung habe flächendeckend gewirkt. Quickborn etwa verzeichnete sogar einen Rückgang von 39 Prozent, nur 23 Wohnungen wurden dort verkauft – „der stärkste Einbruch“, heißt es in der Analyse. In Tangstedt und Prisdorf wurde nicht eine Wohnung in den ersten sechs Monaten verkauft.
Nur die Gemeinde Halstenbek trotzte im Untersuchungsgebiet dem Trend. Dort stiegen die Verkaufszahlen von 19 auf 23 Eigentumswohnungen. Nicht grundlos wurde dort auch die teuerste Wohnung des gesamten Erhebungsgebiets verkauft – für 835.000 Euro. Der höchste Quadratmeterpreis wurde hingegen in Hasloh erzielt – 4.500 Euro.
Premiumhäuser im Kreis: 120 Verkäufe im ersten Halbjahr
Einen ähnlichen Einbruch der Verkaufszahlen im Premiumsegment gab es bei den Ein- und Zweifamilienhäusern im Kreis Pinneberg. 120 Verkäufe binnen des ersten Halbjahres 2023 bedeuten einen Rückgang um 26 Prozent. Dabei verringerte sich auch der Durchschnittspreis pro Haus um knapp ein Fünftel. Im Durchschnitt wechselten die Häuser im Erhebungsgebiet für „nur noch“ 535.900 Euro den Besitzer.
Bei den einzelnen Orten verzeichneten Pinneberg und Rellingen sogar Verkaufsrückgänge um ein Drittel, aber auch in Quickborn sank die Zahl der Verkäufe um 28 Prozent. Einzige Ausnahme auch bei den Hausverkäufen: die Gemeinde Halstenbek. In Hamburgs direkter Nachbargemeinde stieg die Zahl der Verkäufe wie auch bei den Eigentumsohnungen – im Fall der Häuser von elf auf 18.
Teuerstes Haus im Kreis Pinneberg wechselt für 3,1 Millionen Euro den Besitzer
Das kostspieligste Haus des Erhebungsgebiets wurde im ersten Halbjahr 2023 aber woanders an den solventen Mann oder die kaufkräftige Frau gebracht. In Rellingen wechselte eine Villa für 3,1 Millionen Euro den Besitzer. In der bekanntermaßen wohlhabenden Gemeinde werden Häuser sonst im Durchschnitt für 720.000 Euro verkauft. Laut Dahler-Analyse ist Rellingen das „teuerste“ Pflaster der betrachteten Gemeinden.
„Angesichts der dynamischen Veränderungen im Wohnimmobilienmarkt der Region, reflektieren die aktuellen Trends eine beachtliche Anpassungsphase“, konstatiert André Harders, Geschäftsführer von Dahler in Halstenbek-Rellingen und Niendorf-Schnelsen. Im gesamten Markt sei ein Trend zu sinkenden Preisen und einem Rückgang der Verkaufszahlen zu beobachten.
Makler rechnet dennoch mit einer Belebung des Marktes
Während der Rückgang der Verkaufszahlen insgesamt weniger ausgeprägt sei, zeige sich in Halstenbek eine gegenläufige Entwicklung. Warum? „Hier zeigt sich die wachsende Nachfrage nach Wohnraum in ländlicheren, aber dennoch stadtnahen Gebieten“, so Harders. Dabei sei gesamte Betrachtungsgebiet im Osten des Kreises Pinneberg für „sein harmonisches Zusammenspiel aus ländlichem Charme und stadtnaher Lage“ bekannt.
- Wedel: Bauprojekt auf den Möller Werken - was der Investor jetzt dort plant
- Wedel an der Elbe: Das teuerste Pflaster im Kreis Pinneberg
- Pinneberg: Zwangsversteigerungen - diese sieben Häuser sind unterm Hammer
Zum relativ deutlichen Preissturz sagt der Makler: „Wir sehen, dass sich Interessenten und Verkäufer wieder mehr aufeinander zubewegen.“ Zudem würden gestiegene Baukosten auch zu einer Verlangsamung im Neubausegment führen. Der Fokus liege deshalb zunehmend im Bestand. Doch Harders sei optimistisch: „Beide Faktoren sprechen dafür, dass in den kommenden Monaten der Markt wieder eine Belebung erfahren könnten, die auch mit einer Stabilisierung der Preise einhergeht.“
Der Gesamtumsatz des Premiummaklers Dahler betrug im ersten Halbjahr im Untersuchungsgebiet des Kreises Pinneberg 63,75 Millionen Euro. Das Unternehmen ist seit der Gründung 1993 auf die Vermittlung von Immobilien aus dem Premiumsegment in exklusiven Lagen spezialisiert. Seit Oktober 2022 sei der Makler mit neuem Logo und nur noch unter dem Namen Dahler aktiv. Das Franchiseunternehmen hat seinen Hauptsitz in Hamburg, ist mit mehr als 80 Standorten in mehr als 60 Städten vertreten.