Elmshorn. Felix Nieder ist eines der meistgebuchten deutschen Männermodels – und trägt auch Damenkleidung. Damit hat er in Berlin beeindruckt.

Bei der Spendengala „Ein Herz für Kinder“ kamen mehr als 21 Millionen Euro für den guten Zweck zusammen – und ein Elmshorner durfte Teil der Benefiz-Aktion in Berlin-Adlershof sein. Felix Nieder modelt und das ziemlich erfolgreich. Er wandelt als selbsternanntes genderfluides Mannequin in der Mode-Welt zwischen Mann und Frau, präsentiert Kleidung dieser beiden Geschlechter und zählt zu den meistgebuchten Männermodels Deutschlands.

Als einer von insgesamt 80 prominenten Telefonisten nahm er im TV-Studio über einen Zeitraum von drei Stunden die Spendensummen an. In einem ausladend extravaganten Rock seines Lieblingsdesigners Dawid Tomaszewski in unmittelbarer Nachbarschaft von Cathy Hummels und Rapperin Katja Krasavice. „Für mich war es eine große Ehre, Repräsentant dieser wichtigen Aktion zu sein. Als einziger Mann aus dem Bereich Mode“, sagte der 30-Jährige nicht ohne Stolz.

Spendengala Ein Herz für Kinder: Elmshorner Model gehörte zum Prominententeam

Per Zufallsgenerator wurden die Spender einem jeweiligen Prominenten während der Show zugeschaltet. „Nein, es kannten mich längst nicht alle. Aber ich habe dann in einem kurzen Gespräch stets versucht zu vermitteln, wer ich bin und was mein Anliegen ist“, erklärt Nieder. Und einige TV-Zuschauer hatten zumindest den gut einen Meter breiten Rock zumindest schon gesehen.

Das Elmshorner Männermodel Felix Nieder mit Rapperin Katja Krasavice.
Das Elmshorner Männermodel Felix Nieder mit Rapperin Katja Krasavice. © privat | Privat

Der bekennende Homosexuelle hat kürzlich ein Buch veröffentlicht („Als mein schwules Ich starb“) und setzt sich leidenschaftlich für eine tolerante Gesellschaft ein, nachdem er viele Jahre seine wahre Identität verschleiern wollte. „Vor der Veranstaltung kamen Kids zu mir, vielleicht so zwischen neun und zwölf Jahren. Die haben gesagt ‚Du siehst ja cool aus‘ und wir haben ein gemeinsames Foto gemacht“, so Nieder. Kinderaugen seien eben rein, es sei etwa nicht das Wort „Schwuchtel“ gefallen, wie es früher in seiner Jugend regelmäßig vorgekommen sei.

Felix Nieder möchte über die Kinder und Jugend eine tolerante Gesellschaft aufbauen

Damit eine bunte, diverse Gesellschaft bundesweit gelingen kann und die Kinder von heute als Erwachsene von morgen diesen guten, harmonischen Gedanken in sich tragen, nutzt Nieder seine Reichweite, die durch TV-Präsenz, etwa in ZDF-Formaten, auch steigt. Im sozialen Netzwerk Instagram hat er aktuell 17.400 Follower.

Das genderfluide Model Felix Nieder aus Elmshorn wirbt für Toleranz: Hier tanzt er im Rock mit Model-Kollegin Kim Hnizdo, die 2016 Siegerin bei der TV-Show Germanys Next Topmodel wurde.
Das genderfluide Model Felix Nieder aus Elmshorn wirbt für Toleranz: Hier tanzt er im Rock mit Model-Kollegin Kim Hnizdo, die 2016 Siegerin bei der TV-Show Germanys Next Topmodel wurde. © privat | Privat

Und er engagiert sich auch auf politischer Ebene. „Ich stehe im Austausch mit Birte Glißmann und Martin Balasus von der CDU und habe bei einer Fraktionssitzung der Partei schon im Landtag darüber sprechen können“, so der Elmshorner. Die Christdemokraten in Schleswig-Holstein seien laut Nieder dieser Thematik gegenüber sehr aufgeschlossen.

Grünen-Chefin Ricarda Lang will mit Felix Nieder telefonieren

Auch dem Regierungspartner auf Landesebene, Bündnis 90/Die Grünen, möchte Felix Nieder sein Anliegen noch detailliert schildern. Und hat nach der Spendengala in Berlin kurzerhand auf politischer Ebene ganz oben angeklopft. „Ich bin da, wie es meine Art ist, ganz frech in das Pulk von Politiker*innen gegangen, habe alle geduzt, meine Geschichte erzählt, und dass ich gern mal im Bundestag sprechen würde“, so das Männermodel. Nun sei ein ausführliches Telefonat mit Ricarda Lang geplant, die der Thematik sehr offen gegenüber gestanden habe.

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Nachdem sein Unterfangen, Projekttage an den Elmshorner Schulen über die Gleichberechtigung und ein Christopher-Street-Day , mit Ausnahme der Elsa-Brändström-Schule bisher eher auf wenig Gegenliebe gestoßen war, soll es nun eben möglicherweise die ganz große politische Bühne werden. Nieder hofft darauf, dass er im kommenden Jahr wirklich in Berlin am Rednerpult stehen darf.

„Es wäre wirklich schön, wenn ich auf Landes- oder auch Bundesebene etwas bewirken kann und mit meinen Worten etwas bewegen kann“, sagt er. Dabei gehe es ihm auch um Ausgrenzung jeder Art, die mit einem aufgeklärten, weltoffenen Selbstbild einfach nicht vereinbar ist. Etwa auch um Fremdenfeindlichkeit. Die Elsa-Brändström-Schule, an der er 2013 sein Abitur absolviert hatte, werde sich dem Netztwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ anschließen. Einer der Schulpaten ist Felix Nieder.