Schenefeld. Pop-Up-Stores, aus kleineren Flächen große machen, neue Sitzmöbel: Mit welchen Instrumenten neues Leben ins Center kommen soll.

Wer einen Spaziergang durch das Stadtzentrum Schenefeld macht, dem fallen einige leerstehende Flächen in dem Einkaufszentrum auf. Gut ein Dutzend Ladenlokale stehen leer oder werden temporär durch Pop-Up-Stores bespielt. Keine schöne Situation. „Dennoch arbeiten wir unter Hochdruck daran, den Leerstand zu verringern“, sagt Centermanager Florian Went von der Völkel Company.

Sie kümmert sich im Auftrag des Eigentümers, der Berlinovo Immobiliengesellschaft aus Berlin, um die Vermietung der Flächen und ist Ansprechpartner für die Mieter. Wie hoch genau die Leerstandsquote ist, wird nicht preisgegeben. „Aber es ist unbestritten, dass wir viel Leerstand haben“, sagt Florian Went.

Digitalisierung und der Onlinehandel machen vielen Einkaufszentren im Norden zu schaffen

Dies sei jedoch kein Problem des Stadtzentrums an sich. Went: „Das betrifft grundsätzlich alle Einkaufscenter im Norden..“ Und auch an Innenstädten wie etwa in Elmshorn oder Pinneberg gehe dieser Trend nicht vorbei. „Das liegt daran, dass sich der Markt verändert hat.“

Centermanager Went setzt, was Schenefeld angeht, auf innovative Lösungen zur Belebung des Einzelhandels: „Wir sind uns bewusst, dass der stationäre Einzelhandel vor großen Herausforderungen steht. Die Digitalisierung und der Onlinehandel haben diesen Trend verstärkt und auch die Auswirkungen von Corona sind immer noch spürbar.“

Florian Went ist seit Aprril 2022 Centermanager im Stadtzentrum Schenefeld.
Florian Went ist seit Aprril 2022 Centermanager im Stadtzentrum Schenefeld. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Dennoch würden er und seine Kollegen alles daran setzen, „das Stadtzentrum Schenefeld als lebendigen Ort weiterzuentwickeln.“ Die aktuellen Herausforderungen seien real und müssten ernst genommen werden. Went: „Dennoch arbeiten wir unter Hochdruck daran, den Leerstand zu verringern. Es gibt bereits erste positive Entwicklungen, wie zum Beispiel der unterzeichnete Vertrag unseres neuen Mieters Leder Freytag.“

Leder Freytag hat im November die 14te Filiale eröffnet – im Stadtzentrum Schenefeld

Das inhabergeführte Unternehmen hat seit dem 10. November im Erdgeschoss des Centers eine Fläche übernommen, auf der lange die skandinavische Modemarke Dressman – sie hat ihre Präsenz in Deutschland beendet – Herrenmode verkauft hat. Leder Freytag ist seit 1843 am Markt vertreten und unter anderem Fachhändler für Koffer und Taschen.

Die Filiale im Stadtzentrum Schenefeld ist die inzwischen 14te in Norddeutschland, die das Unternehmen betreibt. Es stößt ein bißchen in die Lücke, die Lederwaren Castorff hinterlassen hat. Die Inhaber hatten ihre Verkaufsfläche im ersten Obergeschoss des Stadtzentrums im August aus Altersgründen aufgegeben.

Um den Leerstand abzubauen, werden kleinere Flächen zu größeren Einheiten zusammengelegt

Die Strategie gegen Leerstände im Stadtzentrum Schenefeld umfasse auch die Zusammenlegung kleinerer Läden, um größere Verkaufsflächen zu schaffen. Diese sind, das bestätigt Went, stärker nachgefragt als kleinere Einheiten. Derartige Veränderungen bedürften allerdings teilweise auch einer Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde, sodass zeitliche Verzögerungen die Folge seien.

Ein weiteres Instrument, um Leben in verwaiste Flächen zu bringen, ist laut dem Centermanager die Eröffnung von verschiedenen Pop-Up-Stores. Diese würden temporär vermietet, damit jedoch für Abwechslung sorgen und das Angebot zusätzlich beleben.

Monika Schaefer und Margot Evers sind Schenefelds „Hammerschwestern“ und bespielen aktuell einen Pop-Up-Store im Stadtzentrum Schenefeld. 
Monika Schaefer und Margot Evers sind Schenefelds „Hammerschwestern“ und bespielen aktuell einen Pop-Up-Store im Stadtzentrum Schenefeld.  © Hammerschwestern | Hammerschwestern

Über die Weihnachtszeit würden beispielsweise die Schmuckdesignerinnen der „Hammerschwestern“ ihren selbstgefertigten Schmuck im Erdgeschoss neben der Parfümerie Schuback präsentieren und Mützen Feindura biete in einem weiteren Pop-Up Store Mützen, Schals und Accessoires für Klein und Groß an.

Secondhandladen Glücksgriff verkauft im ersten Stock Gebrauchtes für den guten Zweck

Als weiteres Beispiel für eine Zwischennutzung führt Went den Secondhandladen des gemeinnützigen Vereins Glücksgriff auf, der Anfang November im ersten Obergeschoss auf der ehemaligen Fläche von Lederwaren Castorff eröffnet hat und durch Ehrenamtliche betrieben wird. Er öffnet an drei halben Tagen die Woche, die Erlöse werden ausschließlich für soziale Zwecke verwendet.

Während das zweite Obergeschoss des Stadtzentrums inzwischen ausschließlich von Büros und Praxen genutzt wird, findet im ersten Stock eine gemischte Nutzung statt, hier befinden sich Einzelhandelsflächen neben Büros und Praxen. Das soll auch so bleiben. „Wir planen nicht, den Einzelhandel rein auf das Erdgeschoss zu begrenzen“, erläutert der Centermanager.

Ingrid Pöhland (76) ist Chefin des Vereins Glücksgriffs in Schenefeld. Ihr Second-Hand-Geschäft für den guten Zweck hat jetzt im Stadtzentrum eröffnet.
Ingrid Pöhland (76) ist Chefin des Vereins Glücksgriffs in Schenefeld. Ihr Second-Hand-Geschäft für den guten Zweck hat jetzt im Stadtzentrum eröffnet. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Lediglich im Südflügel zur LSE hin wolle man auf eine ausschließliche Praxen- und Büronutzung setzen. Laut Went weist das Stadtzentrum inzwischen eine große Kompetenz in Gesundheitsthemen auf, sodass die Ansiedlung weiterer Praxen denkbar sei.

Sports Club im Stadtzentrum Schenefeld wird seine Fläche vergrößern

Auch ein Rehazentrum ist auf 2000 Quadratmetern Mieter im Stadtzentrum Schenefeld – ebenso wie seit August 2020 das Fitnessstudio „Sports Club“. Das läuft offenbar so gut, dass derzeit eine Erweiterung kurz vor der Vollendung steht. Damit wird eine weitere leerstehende Fläche im ersten Obergeschoss bespielt. Noch erforderlich ist lediglich ein Durchbruch zwischen der bisherigen Fläche und der Erweiterungsfläche.

Im ersten Stock residiert seit einem Jahr auf 1600 Quadratmetern ein Möbel Outlet, das seine Waren ebenfalls über das Portal kleinanzeigen.de anbietet. Und neben Lampen, Esszimmertischen und Couchgarnituren findet sich auch eine Anzeige, in dem das Geschäft einen Nachmieter für seine eigene Ladenfläche sucht.

Etwa ein Dutzend Flächen im Stadtzentrum Schenefeld sind derzeit verwaist – wie diese im ersten Obergeschoss. 
Etwa ein Dutzend Flächen im Stadtzentrum Schenefeld sind derzeit verwaist – wie diese im ersten Obergeschoss.  © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Einen Abgang befürchtet Centermanager Went nicht. „Die haben einen etwas längeren Vertrag.“ Einen Vertragsabschluss erhofft sich Went auch für zwei größere Flächen im Erdgeschoss, auf denen zuletzt das Modehaus Ramelow sowie Schuh Kay – geschlossen wegen einer Insolvenz – ansässig waren. „Wir stehen in fortgeschrittenen Verhandlungen.“

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Doch auch wenn die Nachfrage da ist: „Ob es zu einem Abschluss kommt, wissen wir erst, wenn die Tinte trocken ist“, so Went weiter. Die gesamte vermietbare Fläche des Stadtzentrums betrage 37.000 Quadratmeter. In 2024, so hofft der Centermanager, könnten weitere jetzt leerstehende Flächen wieder mit dauerhaftem Leben gefüllt werden.

Mit 18 Metern Höhe steht der größte Center-Tannenbaum des Nordens im Stadtzentrum Schenefeld. Drumherum auf dem Marktplatz gruppiert sich ein Dauer-Weihnachtsmarkt.
Mit 18 Metern Höhe steht der größte Center-Tannenbaum des Nordens im Stadtzentrum Schenefeld. Drumherum auf dem Marktplatz gruppiert sich ein Dauer-Weihnachtsmarkt. © Stadtzentrum Schenefeld | Stadtzentrum Schenefeld

Damit das Stadtzentrum nicht nur Einkaufstempel ist, sondern seine Funktion als Treffpunkt und kommunikativer Mittelpunkt der Stadt erfüllt, investieren die Eigentümer 2024 eine erkleckliche Summe in eine Frischzellenkur. Teile des Geldes fließen in eine neue Beleuchtung, eine energetisch aufpolierte Technik sowie in neue Holzmöbel und Pflanzgefäße, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern.

Um Themen jenseits des Einkaufens zu bespielen, wurden in diesem Jahr eine kostenlose Gesundheitssprechstunde eingeführt, die laut Went auf gute Resonanz gestoßen ist. Und es werden ebenfalls seit September Theatervorstellungen eines Kieler Privattheaters organisiert. Die vierte und vorerst letzte findet am 21. Dezember statt.

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