Elmshorn. Der Traditionsbetrieb hatte sich in Elmshorn schon verkleinert. Nun ist endgültig Schluss, eine kleine Ära endet. Das sind die Gründe.

Mehr als 50 Jahre hat die Familie Rohwer ihre Kundinnen und Kunden mit Backwaren aller Art versorgt. Doch nun ist Schluss. Mitte Dezember geben Reiner und Sabine Rohwer ihr Geschäft auf. Das Ehepaar führte fast 30 Jahre die Geschicke der Elmshorner Bäckerei-Kette.

Drei Filialen haben die Rohwers in Elmshorn, an der Marktstraße, der Köllner Chaussee und am Mühlendamm. Dort befindet sich noch bis zum 16. Dezember der Hauptsitz des Familienbetriebs. Sieben Filialen waren es mal zu den Hochzeiten.

Ende einer Elmshorner Institution: Bäckerei Rohwer gibt auf

Doch die Zeiten haben sich geändert. „Die Umsätze sind rückgängig, die Kosten gestiegen und der Fachkräftemangel macht es nicht leichter“, sagt Reiner Rohwer. Die Eheleute haben sich daher entschieden, ihr Geschäft aufzugeben. Zehn Beschäftigte arbeiten in den drei Filialen der Rohwers, die meisten sind mehr als zehn Jahre im Unternehmen.

Ihre Filiale im Edeka-Markt von Jan Hayunga gaben die Rohwers bereits 2022 auf. Das Konzept habe sich geändert, die Bäcker hätten eigenes Personal stellen müssen, der Vertrag wäre über 15 Jahre gelaufen. Diese Verpflichtung habe man nicht eingehen wollen.

Letzte drei Rohwer-Filialen schließen Mitte Dezember 2023

Nun schließen Mitte Dezember auch die letzten drei Filialen der Rohwers. Die Immobilie am Mühlendamm, in der sich der Hauptsitz befindet, sei bereits verkauft, sagt Reiner Rohwer, der das Geschäft von seinen Eltern übernommen hatte. Neben dem Verkauf in den Läden beliefern die Rohwers auch Kantinen, Schulen und Altenheime mit Backwaren.

Ob sich Nachfolger für die anderen beiden Filialen finden würden, die die Geschäfte übernehmen wollen, sei aktuell noch unklar, sagt Rohwer. Die nächsten zwei Monate wollen die Eheleute damit verbringen, die Geschäfte abzuwickeln und mit Interessenten zu sprechen. In den Ruhestand werden die Rohwers wohl aber noch nicht gehen. „Wir sind beide Mitte 50, ein paar Jahre haben wir bis dahin also noch.“ Man wolle sich umorientieren.

Große Herausforderungen für kleinere Handwerksbetriebe

Die Herausforderungen für einen Handwerksbetrieb wie den seinen seien groß, sagt Reiner Rohwer. Es sei schwierig, Nachwuchs zu finden. „Die Arbeitszeiten sind natürlich unattraktiv. Nur wenige junge Leute wollen um 3 Uhr aufstehen, damit sie um 4 Uhr mit der Arbeit beginnen können.“ Hinzu kommen Arbeitszeiten am Wochenende. Daher sei auch der Verkauf für viele nicht attraktiv.

Zudem machen die vielen Bäckereiketten den Handwerksbetrieben zu schaffen. Die Preise der Großen könnten kleinere Betriebe nicht halten. „Gerade für größere Familien ist es eine Preisfrage. Da macht es einen Unterschied, ob man 70 Cent für ein Brötchen bezahlt oder eben einen Euro“, sagt Rohwer.

Supernormal: Bäcker Rohwer buk die „Elmshörnchen“

Am meisten vermissen werde er den Kontakt mit den Kundinnen und Kunden. „Wir haben eine sehr treue Kundschaft, 90 Prozent sind Stammkunden. Da entsteht ein enges Verhältnis“, so Rohwer. „Viele unserer Kunden kenne sich schon, seit ich ein kleines Kind war.“

Aber auch die Arbeit in der Backstube werde ihm fehlen, sagt der Bäckermeister, der selbst eine Vorliebe für süßes Backwerk hat. Süße Leckereien also, wie die „Elmshörnchen“, die 2017 im Zuge des ersten Launches der Stadtmarke „Supernormal“ in der Bäckerei zu bekommen waren.

2017 präsentierten Bäckermeister Reiner Rohwer (l.) und der damalige Wirtschaftsförderer Thomas Becken das „Elmshörnchen“ passend zur Stadtmarke „Supernormal“.
2017 präsentierten Bäckermeister Reiner Rohwer (l.) und der damalige Wirtschaftsförderer Thomas Becken das „Elmshörnchen“ passend zur Stadtmarke „Supernormal“. © HA

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Die Geschichte der Bäckerei Rohwer begann schon 1961 in der Haseldorfer Marsch, 1969 folgte der Umzug nach Elmshorn. An der Hafenstraße eröffneten Thea und Johann Rohwer ihre erste Bäckerei in Elmshorn. 1977 zogen die Rohwers an den Mühlendamm, wo sie bis heute ansässig sind.

In den folgenden Jahren vergrößerte sich das Unternehmen, bis es schließlich sieben Filialen in Elmshorn und Umgebung gab, etwa in Brande-Hörnerkirchen, Kölln-Reisiek und an der Timm-Kröger-Straße in Elmshorn. 1996 übernahm mit Reiner und Sabine Rohwer die zweite Generation die Geschäfte. Es wird die letzte Bäcker-Generation der Rohwers sein.