Auf Drosteivorplatz soll Holzschüttgut für Atmosphäre sorgen, doch Besucher beschweren sich. Nun: Ein kreativer Lösungsversuch.

  • Der Bodenbelag eines Pinneberger Weihnachtsmarktes sorgt für scharfe Kritik
  • Die ausgelegten Holzschnitzel sind alles andere als barrierefreundlich
  • Ein spezieller Notruf soll jetzt Abhilfe schaffen

Pinneberg. Die Idee war gut, die Praxis ist offenbar etwas problematisch: Denn eigentlich sollte der Bodenbelag auf dem Pinneberger Weihnachtsmarkt gemütlich sein, weihnachtliche Stimmung verbreiten und etwa gegen die Kälte schützen. Deswegen hat die Ausrichterfirma Hamburg Events HES GmbH dem Weihnachtsdorf einen Untergrund aus Holzschnitzeln gegönnt. Auch, damit die Füße etwas wärmer bleiben.

Doch schon bei der Vorstellung des Dorfes waren Bedenken laut geworden, dass Besucher in Rollstühlen oder mit Rollatoren wie auch Kinderwagen auf diesem Geläuf Probleme bekommen könnten. Sorgen, die nicht unbegründet waren, wie es scheint. Denn in der gelebten Praxis hat der Untergrund tatsächlich seine Nachteile. Die eisigen Temperaturen haben das am Wochenende gezeigt: Die Masse aus groben Schnitzeln, Schnee, Matsch und Eis ist nicht einfach zu überqueren.

Weihnachtsmarkt Pinneberg: Barrierefreiheit in Weihnachtsdorf vor der Drostei Fehlanzeige

Dabei hatte Stadtmarketingchef Sebastian Hoyme zur Eröffnung noch betont, dass ein Praxistest gezeigt habe, dass sich der Boden gut befahren lasse (das Abendblatt berichtete). Eine Ansicht, die Weihnachtsdorfbesucherin Christiane Mondry angesichts ihrer Erfahrung so nicht stehen lassen möchte.

„Im Gegensatz zu den Äußerungen von Stadtmarketingchef Sebastian Hoyme kann ich nicht bestätigen, dass sich der Boden gut befahren lässt und barrierefrei ist. Ich war trotz Elektro-Unterstützung meines Rollstuhls auf Hilfe angewiesen, um durch das Weihnachtsdorf zu fahren“, schildert Christiane Mondry ihren Besuch in einem Schreiben an das Abendblatt.

Die Besucherin hat aber einen Lösungsvorschlag parat: „Es zerstört die gemütliche Atmosphäre sicher nicht, wenn ein fahrbarer Streifen rund um das Weihnachtsdorf freigelassen wird und damit alle einen Zugang dazu haben.“

Weihnachtsmarkt Pinneberg: Unter einer Notrufnummer gibt es Hilfe für Rollis und Kinderwagen

Die Rufe nach Hilfe sind beim Stadtmarketing nicht ungehört verhallt. Schon am Sonnabend veröffentlichten die Verantwortlichen auf ihrem Facebook-Profil einen „Notruf Holzhackschnitzel“: Unter der Telefonnummer 0163/332 37 98 wird prompte Hilfe versprochen. „Solltet ihr Hilfe bei der Überquerung der Holzhackschnitzel benötigen, könnt ihr anrufen. ​​​​​​​​​​​​​​​​Dort bekommt ihr Unterstützung von unserem Veranstalter-Team“, heißt es da.

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Wer in Not gerät und diese Nummer wählt, hört dann am anderen Ende der Leitung die Stimme von Markus Diener. „Ich bin Mitarbeiter von Hamburg Events und leite unser Team von bis zu 15 Leuten hier im Weihnachtsdorf. Ich bin praktisch täglich von morgens bis abends vor Ort“, sagt Diener. „Wenn sich dann ein Bürger bei mir meldet, weil es für ihn oder sie auf dem Boden nicht weitergeht, dann komme ich hin und helfe.“

Hackschnitzel-Gate in Pinneberg: Stadtreinigung hat den Belag in Häufchen verwandelt

Oder besser gesagt, er würde kommen. „Also bislang musste ich noch niemandem Hilfe leisten, es gab am Wochenende keine Anrufe.“ Dafür mussten sich Diener und seine Mitarbeiter unerwartet selber aus der Patsche retten.

„Von Freitag zu Sonnabend hat die Stadtreinigung uns quasi einmal quer über den Platz geschoben und die Hackschnitzel fein in Bergen in die Ecke gelegt“, berichtet Diener. „Da waren wir doch ein wenig erschreckt und mussten die Schnitzel erstmal schnell wieder neu verteilen.“

Das Weihnachtsdorf vor der Drostei in Pinneberg findet seit Mittwoch zum elften Mal statt. Geöffnet ist bis zum 23. Dezember von Sonntag bis Mittwoch jeweils von 12 bis 21 Uhr und Donnerstag bis Sonnabend jeweils von 12 bis 22 Uhr. Die Firma Hamburg Events HES GmbH löst nach zehn Jahren die Firma Stacklies als Betreiber ab. Der neue Ausrichter hat bereits Weihnachtsmärkte in Lüneburg, Lübeck, Bergedorf, Hamburg und Norderstedt organisiert.