Pinneberg. Wie wird er die Zusammenarbeit in der Verwaltung mit Konkurrent Marco Bröcker gestalten? Auch Stelle des Ersten Stadtrats wird frei.
Das Ergebnis war eindeutig. Offenbar wünschen sich die Pinneberger frischen Wind im Rathaus. Thomas Voerste (parteilos) aus Altenholz bei Kiel konnte bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag 62,6 Prozent der Stimmen für sich gewinnen. Marco Bröcker aus Pinneberg erreichte nur 37,4 Prozent. Gewählt hatte nur jeder Vierte. Die Wahlbeteiligung war mit 25,3 Prozent noch niedriger als im ersten Durchgang am 8. Oktober.
Voerste arbeitet offiziell noch bis zum 8. Januar als Fachbereichsleiter Jugend und Familie im Kreis Rendsburg-Eckernförde und ist dort verantwortlich für 200 Mitarbeiter und einen Etat von 200 Millionen Euro. Ihm trauen die Pinneberger offensichtlich zu, dass er auch die Pinneberger Verwaltung mit ähnlich vielen Mitarbeitern und kleinerem Budget modernisiert. Ein Thema, das die Pinneberger sehr beschäftigt, wie sich im Wahlkampf herauskristallisierte.
Thomas Voerste will sich gut auf das Bürgermeisteramt vorbereiten
„Ich bin erleichtert, dass neun Wochen Wahlkampf zu so einem guten Ergebnis geführt haben“, sagt Thomas Voerste am Montag. Er will nun die verbleibenden Wochen bis zum Amtsantritt nutzen, um sich auf seine Aufgaben vorzubereiten, um „keinen Kaltstart hinzulegen“. Bürgermeisterin Urte Steinberg und Vertreter politischer Parteien hätten ihre Hilfe bei der Einarbeitung schon zugesagt, worüber er sich sehr freue.
„Ich bin explizit als parteiloser Kandidat angetreten. Ich denke, das ist eine gute Voraussetzung, um mit Politik und Verwaltung vertrauensvoll zusammenzuarbeiten“, sagt Voerste, der seinen Sieg nach der Wahl mit seinen Unterstützern im Lokal Zeitgeist bis nach Mitternacht feierte. SPD und FDP hatten ihn als ihren Kandidaten unterstützt. Auch die drei in der ersten Runde ausgeschiedenen Kandidaten Thomas Hoffmann, Jörg Heuer und Hauke Röben sowie die Wählergemeinschaft Buntes Pinneberg hatten sich später hinter Voerste gestellt. „Das gab ordentlich Rückenwind“, sagt Voerste.
Bürgermeisterwahl Pinneberg: Voerste lobt den fairen Wahlkampf
Bei seinem Konkurrenten Marco Bröcker bedankte er sich für den fairen Wahlkampf. Er wird nun dessen Vorgesetzter werden. In welcher Konstellation ist noch unklar. Er werde in den nächsten Tagen viel mit Marco Bröcker sprechen, der aktuell das Büro der Bürgermeisterin leitet, als Sprecher der Stadt arbeitet und zuvor Wirtschaftsförderer war. „Der Wahlkampf war sehr fair und trotz der Konkurrenz auch partnerschaftlich geführt. Es steht nichts zwischen uns“, sagt Voerste. Die Verwaltung solle möglichst reibungsarm und effizient arbeiten können.
Außerdem will Voerste sein Wahlversprechen wahrmachen und sich eine Wohnung in Pinneberg nehmen, um nicht pendeln zu müssen. „Die Wohnungssuche wird die nächste Herausforderung. Aber mein Wort steht“, sagt 53-Jährige.
Marco Bröcker nimmt die Niederlage sportlich
Marco Bröcker, gemeinsamer Kandidat von CDU und Grünen, nahm es sportlich. „Ich bin heute wieder im Dienst. Und werde auch weiter gewissenhaft meine Arbeit für die Stadt Pinneberg machen“, sagt der 50-Jährige. „Vor dem neuen Bürgermeister steht eine große und herausfordernde Aufgabe. Die Pinnebergerinnen und Pinneberger haben die Verantwortung für diese Aufgabe in die Hände von Thomas Voerste gelegt. Ich wünsche ihm, auch im Sinne meiner Heimatstadt, für diese Aufgabe ein glückliches Händchen.“
Ob er sich vorstellen könne, sich auf die Stelle des Ersten Stadtrats zu bewerben und damit stellvertretender Bürgermeister zu werden? „Wie die Verwaltung zukünftig strukturiert sein wird, sollte der neue Bürgermeister mitentscheiden. Noch gibt es keine Ausschreibung für einen neuen Ersten Stadtrat.“
Stelle des Ersten Stadtrats in Pinneberg wird frei
So viel steht fest. Im kommenden Jahr wird sich an der Spitze der Pinneberger Verwaltung einiges ändern. Denn nicht nur Bürgermeisterin Urte Steinberg wird den Staffelstab weitergeben. Auch ihr Stellvertreter verlässt das Rathaus. Dabei war Stefan Bohlen (CDU) erst 2019 als Erster Stadtrat in Pinneberg vereidigt worden. Im Januar wird er das Amt als Bürgermeister von Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) antreten.
Dort hatte sich der 40-Jährige auf Anhieb mit mehr als die Hälfte aller Stimmen gegen zwei Mitbewerber durchsetzen können. Ob die vakante Stelle des Ersten Stadtrats wieder ausgeschrieben wird, muss die Pinneberger Politik Ende November in der Hauptversammmlung besprechen. Zuvor soll sich auch Thomas Voerste dazu äußern können, wie er sich die Struktur der Verwaltung vorstellt.
Bürgermeisterin Urte Steinberg geht am 9. Januar
Glückwünsche kamen auch von der amtierenden Amtsinhaberin. „Ich gratuliere Herrn Voerste zu diesem tollen Wahlergebnis und wünsche ihm viel Erfolg und eine glückliche Hand als mein Nachfolger und Bürgermeister der Stadt Pinneberg“, sagt Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos). „Es gibt kaum eine ehrenvollere und spannendere Aufgabe im Leben.“
Sie hatte um vorzeitige Entlassung gebeten und wird die Geschäfte ein Jahr vor Ablauf der Wahlperiode am 9. Januar abgeben und Thomas Voerste helfen, sich mit den großen Projekten der Stadt vertraut zu machen. Der übernimmt dann am 10. Januar offiziell das Amt des Bürgermeisters.
Große Freude bei den Unterstützern von Thomas Voerste
Groß die Freude bei SPD und FDP. „Beide Kandidaten haben einen fairen Wahlkampf geführt. Die Tendenz ist sehr eindeutig. Die Bürger wollen einen Bürgermeister ohne Parteiprogramm im Kopf“, sagt Pinnebergs SPD-Chef Kai Vogel. Neun Wochen Wahlkampf hätten alle sehr angestrengt, aber am Ende hätte es sich gelohnt. Für die SPD steht nun das Abnehmen der Plakate an.
Und die FDP-Ortsvorsitzende Birgit Klampe betont: „Herr Voerste konnte als Verwaltunsfachmann überzeugen. Wir freuen uns, dass wir auf den richtigen Kandidaten gesetzt haben. Wir werden ihn bei der Amtseinführung begleiten und konstruktiv zusammenarbeiten.“ SPD und FDP hätten sehr gut zusammengearbeitet. „Es hat einfach Spaß gemacht“, sagt sie.
CDU und Grüne: konstruktiv mit neuem Bürgermeister zusammenarbeiten
In Pinneberg gratulieren auch CDU und Grüne dem neuen Bürgermeister. CDU-Chefin Natalina Di Racca-Boenigk sieht das Ergebnis der Wahl entspannt: „Die Pinneberger Bürger haben ihren Bürgermeister gewählt und der heißt Thomas Voerste. Ich persönlich hätte es mir natürlich anders gewünscht. Aber bei einer Wahl kann es nur einen Sieger geben. Und mit ihm werden Politik und Verwaltung vertrauensvoll zusammenarbeiten.“
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Was man im Wahlkampf hätte besser machen können? „Im Nachhinein ist es immer leicht zu sagen, was man hätte besser machen können. Herr Bröcker hat einen sehr engagierten Wahlkampf betrieben und hat mit vielen Bürgern gesprohen. Wir werden sicherlich noch analysieren, was man hätte anders machen können. Aber nicht mehr heute“, sagt Di Racca-Boenigk.
Grüne: zügig in Pinneberger Themen einarbeiten
Auch Bündnis 90/Die Grünen gratulieren Thomas Voerste zum Wahlsieg, machen aber auch gleich ihre Erwartungen deutlich. „Natürlich haben wir uns lieber Marco Bröcker für Pinneberg gewünscht, und wir bedanken uns recht herzlich bei allen, die Herrn Bröcker bei der Wahl unterstützt und gewählt haben. Nun erwarten wir von Herrn Voerste, dass er sich zügig in die Pinneberger Themen und Belange einarbeitet und wünschen ihm eine erfolgreiche Amtszeit. Wir sind für den weiteren Austausch offen und hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit von Herrn Voerste mit den Fraktionen.“