Tornesch. 70 Einsatzkräfte von Feuerwehren und THW bilden sich weiter. Warum ein brennendes E-Auto eine Herausforderung darstellt.

Autobrände sind für die Feuerwehren Routineeinsätze. Das gilt jedoch nicht, wenn ein E-Auto in Flammen steht. Dann müssen die Einsatzkräfte völlig anders vorgehen als bei brennenden Autos mit Verbrennungsmotor.

Was beim Brand eines E-Autos zu beachten ist, lernten 70 Einsatzkräfte verschiedener Wehren sowie THW-Einheiten aus dem Kreis Pinneberg vor Kurzem bei einem Lehrgang. Dieser fand in der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Kreises Pinneberg in Tornesch-Ahrenlohe statt.

Brennende E-Autos sind für Feuerwehren eine große Herausforderung

Neben der theoretischen Ausbildung gab es auch mehrere Einsatzübungen. Ein Highlight für die 70 Teilnehmer waren die 16 E-Fahrzeuge, die von neun ansässigen Firmen zur Verfügung gestellt wurden und die sie ausgiebig auf einsatzspezifische Merkmale untersuchen konnten.

Im vergangenen Jahr hatte bereits jedes 25. in Deutschland zugelassene Fahrzeug einen elektrischen Antrieb, davon ist knapp die Hälfte rein elektrisch unterwegs.

E-Auto brennt: Andere Gefahren als beim „normalen“ Autobrand

Aufgrund der verbauten Komponenten und der chemischen Grundbedingungen in Lithium-Ionen Akkus gibt es bei Unfällen und Bränden von E-Autos völlig andere Gefahrenschwerpunkte und taktische Vorgehensweisen als bei herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Einsatzkräfte müssen beispielsweise größere Sicherheitsabstände einhalten als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Und ganz wichtig: Es gibt Bereiche am E-Fahrzeug, die bei der technischen Hilfeleistung auf keinen Fall mit hydraulischem Rettungsgerät wie Schere oder Spreizer bearbeitet werden dürfen.

Einsatzkräfte betrachten die verschiedenen Lademodule, die in den E-Autos verwendet werden.
Einsatzkräfte betrachten die verschiedenen Lademodule, die in den E-Autos verwendet werden. © Kreisfeuerwehrverband Pinneberg | Kreisfeuerwehrverband Pinneberg

Außerdem ist die Spannung auf den stromführenden Kabeln deutlich höher als bei Verbrennern. „Wegen des weiter steigenden Anteils von Elektroautos in unserem Straßenbild ist es wichtig, dass wir als Rettungskräfte ideal auf die geänderten Bedingungen vorbereitet sind,“ erklärt Jörg Meyer-Jürgens, Fachwart für die Ausbildung der technischen Hilfeleistung beim Kreisfeuerwehrverband Pinneberg.

Kreisfeuerwehrverband veranstaltet zweiten Lehrgang dieser Art

Daher sei er froh, dass der Kreisfeuerwehrverband diesen Lehrgang bereits das zweite Mal innerhalb eines Jahres anbieten konnte. „150 Einsatzkräfte, überwiegend aus der Feuerwehr, aber auch von Polizei, Rettungsdienst und dem THW, konnten wir schon in die besonderen Gegebenheiten unterweisen.“

Meyer-Jürgens und sein Ausbilderteam erwerben gerade selbst die notwendigen Zertifikate als sogenannte Hochvolt-Ausbilder. Der jetzt stattgefundene Lehrgang war zweigeteilt. An einem Tag erhielten 32 Einsatzkräfte einen theoretischen Unterricht über die Vorgehensweise bei Einsätzen mit E-Autos und konnten das Gelernte in zwei Einsatzübungen vertiefen.

Zahlreiche Fahrzeuge, die von Autofirmen aus der Region zur Verfügung gestellt wurden, wurden in dem Lehrgang unter die Lupe genommen.
Zahlreiche Fahrzeuge, die von Autofirmen aus der Region zur Verfügung gestellt wurden, wurden in dem Lehrgang unter die Lupe genommen. © Kreisfeuerwehrverband Pinneberg | Kreisfeuerwehrverband Pinneberg

Am nächsten Tag folgte eine Schulung für 38 Führungskräfte aus THW und Feuerwehr. Hier lag ein größerer Schwerpunkt auf theoretischen Grundlagen und der Einsatztaktik. Die Führungskräfte sollen dieses Wissen als Multiplikatoren in ihre Einheiten tragen und dafür sorgen, dass entsprechende Einsätze professionell und mit größtmöglicher Sicherheit abgearbeitet werden.

Unternehmen aus Hessen leitet den Lehrgang für die Wehren des Kreises

Geleitet wurde das Seminar von der Firma ASM. Das in Hessen ansässige Unternehmen hat sich vor fünf Jahren auf die Wissensvermittlung für Einsätze an und mit Elektrofahrzeugen spezialisiert.

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Außerdem vertreibt ASM spezialisierte Ausrüstung für Einsätze an E-Autos. Ausbilder und Leiter Kemal Dzomba freute sich besonders darüber, dass die neun ansässigen Unternehmen insgesamt 16 Fahrzeuge für den Unterricht zur Verfügung gestellt haben. „Das ist ein Rekord“, sagt er.

Autofirmen aus der Region stellen Fahrzeuge für praktische Übungen bereit

Die Unternehmen waren zudem eingeladen, einen Einblick vom Lehrgang zu erhalten. Einige Vertreter dieser Unternehmen und auch Vorstandsmitglieder des Kreisfeuerwehrverbandes folgten der Einladung, waren vor Ort und schauten sich den Lehrgang an.

Im Anschluss fand ein fachlicher Austausch statt. „Für uns sind die Unternehmen im Bereich der Ausbildung sehr wichtig. So können wir den Teilnehmern viel mehr Details an Fahrzeugen zeigen und gezielter darauf eingehen. Daher sind wir den unterstützenden Unternehmen sehr dankbar“, so Meyer-Jürgens.