Pinneberg. Die kommenden Feiertage bieten sich für extralange Wochenenden mit Brückentagen an. Aber schulfrei gibt es im Kreis kaum. Warum?

Flexibilität im streng regulierten Ferienplan, die versprechen sogenannte bewegliche Ferientage. Da der Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) und der Reformationstag (31. Oktober) in diesem Jahr auf einen Dienstag fallen, käme es Schülern und Eltern gelegen, wenn die Schulen jeweils den Montag davor zu einem solchen beweglichen Ferientag machen. Dann gäbe es mit diesem Brückentag für gleich zwei extralange Wochenenden für Familien. Allerdings sehen die meisten Schulen im Kreis Pinneberg davon ab. Woran liegt das?

Bewegliche Ferientage: Keine langen Wochenenden für viele Pinenberger Familien

Schlechte Nachricht für Schleswig-Holsteins Schüler: Im Schuljahr 2023/24 steht ihnen lediglich ein beweglicher Ferientag zu. Meist verordnet das Bildungsministerium drei dieser Tage, hin und wieder sind es aber weniger. So soll es etwa im Schuljahr 2027/28 wieder nur einen einzigen beweglichen Ferientag geben.

Auch die Platzierung dieses einen beweglichen Ferientages im Schulkalender für 2023/24 dürfte viele Familien nicht gerade zu Luftsprüngen veranlassen. Denn statt ein extralanges Wochenende zu ermöglichen, indem der bewegliche Ferientag auf den 2. oder 30. Oktober fällt, haben sich viele Schulen dafür entschieden, ihren Schülern am 29. Januar 2024 (etwa die Grundschule Thesdorf, die Theodor-Heuss-Schule und das Schulzentrum Nord) oder am 30. Januar freizugeben (beispielsweise die Grundschule Waldenau und die Helene-Lange-Schule).

Schleswig-Holstein: Beweglicher Ferientag statt Halbjahresferien

Das soll nicht der Verärgerung dienen, sondern hat System, erklärt Schulrat Dirk Janssen: „Das wird gemacht, um zwischen dem ersten und dem zweiten Schulhalbjahr einen Cut einzubauen“ und sei insbesondere in Grundschulen beliebt. Immerhin gibt es in Schleswig-Holstein im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern keine Winterferien zwischen den beiden Halbjahren. Stattdessen endet das erste Schulhalbjahr einfach am 31. Januar und am 1. Februar beginnt schon das zweite.

Dass viele Einrichtungen den beweglichen Ferientag auf den 29. Januar gelegt haben, hängt aber auch mit Absprachen der Schulen untereinander zusammen. Diese kommen Eltern, die mehrere Kinder an unterschiedlichen Schulen haben, entgegen. „Es gibt die Empfehlung des Bildungsministeriums, dass die Schulen in einer Region versuchen, sich bei der Benennung von beweglichen Ferientagen abzusprechen“, sagt Janssen. „Das passiert an vielen Stellen, eine Verpflichtung gibt es aber nicht.“

Über die beweglichen Ferientage entscheidet die Schulkonferenz

Dass es keine genaue Definition für eine „Region“ gibt, also unklar ist, welche Schulen sich miteinander abzustimmen haben, erschwere die Absprachen. Außerdem lege nicht allein die Schulleitung fest, wann bewegliche Ferientage stattfinden, sagt Janssen: „Es ist letztlich eine Entscheidung der Schulkonferenz und nicht der Schulleitung.“ Das heißt, auch weitere Lehrkräfte und gewählte Elternvertreter dürfen mitbestimmen. In weiterführenden Schulen haben ab einer bestimmten Altersstufe zudem Schülervertreter ein Mitspracherecht.

„In Elmshorn ist es guter Brauch, dass sich die Schulen absprechen, damit Eltern, die Kinder an unterschiedlichen Schulen haben, nicht ins Schleudern geraten“, sagt Peer-Olaf Reich, Schulleiter an der Bismarckschule Elmshorn. In diesem Jahr sei der 8. Mai 2024 als Mittwoch vor Himmelfahrt dafür in den Ring geworfen worden. „Die Schulkonferenz entscheidet dann darüber, aber in der Regel folgen die Schulen dem Vorschlag“, so Reich.

Schulen in Pinneberg: Zusätzliche freie Tage dank Lehrerfortbildungen

Obwohl die beweglichen Ferientage im aktuellen Schuljahr in abgespeckter Variante daherkommen, dürfen sich viele Kinder und Jugendliche im Kreis trotzdem über zusätzliche freie Tage abseits der regulären Ferien freuen. Schließlich können Schulleitungen in Schleswig-Holstein je Schuljahr zwei sogenannte Schulentwicklungstage anordnen, an denen die Kinder und Jugendlichen zu Hause bleiben dürfen, während ihre Lehrer sich fortbilden.

Im Rahmen der sogenannten Experimentierklausel können Schleswig-Holsteins Schulen in diesem Jahr sogar einen dritten Entwicklungstag anberaumen. Die Klausel ist Teil des Koalitionsvertrags der Landesregierung. Sie soll Bildungseinrichtungen die Möglichkeit geben, angesichts von Herausforderungen wie Lehrermangel und Digitalisierung einmal über den Tellerrand des Schulalltags hinauszublicken. Die Idee stammt aus Dänemark.

„Die Schulen bekommen mehr Freiheiten“, sagt Jansssen. Sie können Vereinbarungen treffen, „die nicht unmittelbar über das Schulgesetz gedeckt sind, zum Beispiel Fächer zusammenlegen oder neue Arbeitszeitmodelle testen.“ Für entsprechende Abstimmungen soll der dritte, zusätzliche Schulentwicklungstag dienen.

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Brückentage: Einige Pinneberger Schulen ermöglichen extralange Wochenenden

Der Vorschlag dazu aus dem Kieler Ministerium: diesen dritten Entwicklungstag auf den 30. Oktober zu legen. Das ist quasi eine Einladung für eine landesweit einheitliche Regelung. Zumal der bewegliche Ferientag sowieso nicht auf jenen 30. Oktober fallen kann, weil bewegliche Ferientage nicht zur Verlängerung regulärer Ferienzeiten dienen dürfen. Die Herbstferien in Schleswig-Holstein liegen in diesem Jahr zwischen dem 16. und 27. Oktober (Montag bis Freitag).

Einige Schulen in Pinneberg nahmen den Vorschlag an des Ministeriums an. Beispielsweise das Schulzentrum Nord hat den 30. Oktober zu einem Schulentwicklungstag gemacht, die Theodor-Heuss-Schule wiederum den 2. Oktober. Zumindest hier wird den Familien also ein extralanges Wochenende gewährt.

Eltern, denen es besonders wichtig ist, ein verlängertes Wochenende mit der Familie zu verbringen, können einen Antrag auf Schulbefreiung stellen. Davon machen aber nur wenige Gebrauch, so der Eindruck von Schulleiter Reich. Er berichtet, dass für die entsprechenden Daten in der Bismarckschule nicht signifikant mehr Befreiungen angefragt wurden als üblich.