Helgoland. Es geht um eine Kleinigkeit, aber die hat eine große Wirkung. Der Unternehmer auf der Insel spricht von Behörden-Willkür. Stimmt das?

Es gibt wenige Fahrzeuge auf der Insel Helgoland. Aber die, die dort fahren, sind alle notwendig. Zu dem kleinen Fuhrpark gehören auch drei Taxen. Doch deren mittlerweile 22 Jahre währende Geschichte könnte in wenigen Tagen abrupt enden. Die Kreisverwaltung Pinneberg will dem Unternehmen die Lizenz entziehen. Die Frage ist: Aus Willkür oder berechtigt?

Heiko Ederleh, Chef des Unternehmens EMT und des Taxendienstes, versteht die Welt nicht mehr. „Wir haben das Geschäft nebenbei übernommen, als der alte Taxifahrer aufgegeben hat“, erklärt er. Der Bedarf sei so gering, dass keiner der 23 Mitarbeiter allein mit diesem Dienst zu beschäftigen wäre. Und nun gehe es um eine Petitesse: Um Taxameter, die bisher nicht auf der Insel vorgeschrieben waren.

Helgolands Taxikrieg: Ausnahmegenehmigung wurde bislang mehrfach verlängert

Der Firmenchef beruft sich auf eine Urkunde, die mehrfach amtlich geändert wurde und bis April 2027 gültig sein soll. Darin heißt es ausdrücklich zum Knackpunkt des Streits: „… braucht das Taxi nicht mit einem Fahrpreisanzeiger ausgerüstet zu sein“.

Die Sachbearbeiterin bei der Kreisverwaltung bewertet die Lage ganz anders und die ausgestellten Bescheinigungen als rechtswidrig. Die Ausnahmegenehmigung habe nur für die Düne und für zwei bereits nicht mehr eingesetzte Fahrzeuge gegolten.

Fahrpreis durfte bislang vor Beginn der Fahrt mitgeteilt werden

Für Firmenchef Ederleh ist diese Argumentation unverständlich, denn in der schriftlichen Genehmigung steht als Betriebsort „Helgoland“ und nicht „Düne“. Auch die neuen Fahrzeuge sind jeweils von der Kreisbehörde besiegelt worden. Und die Vereinbarung, den Fahrpreis vor Beginn der Tour festzulegen, sei ebenfalls dokumentiert.

Um die Probleme zu lösen, fand Anfang des Jahres ein Videogespräch mit allen Beteiligten, dazu gehörte auch eine Vertreterin des Verkehrsministeriums, statt. Die Position der Verwaltung änderte sich nicht: Die Nachrüstung mit beleuchteten Taxametern sei unumgänglich.

Werden diese drei Fahrzeuge bald verkauft? Das Transportunternehmen EMT hat 2001 einen Taxidienst auf der Insel übernommen. Jetzt soll die Ausnahmegenehmigung für die drei Fahrzeuge zurückgenommen werden, weil kein Taxameter eingebaut ist für die zumeist wenigen hundert Meter langen Strecken.
Werden diese drei Fahrzeuge bald verkauft? Das Transportunternehmen EMT hat 2001 einen Taxidienst auf der Insel übernommen. Jetzt soll die Ausnahmegenehmigung für die drei Fahrzeuge zurückgenommen werden, weil kein Taxameter eingebaut ist für die zumeist wenigen hundert Meter langen Strecken. © Heiko Ederleh/EMT

12.000 Euro für die Umrüstung sind der Firma zu viel

„Das kostet mich mindestens 12.000 Euro“, erklärt der Unternehmer. Er müsse die Fahrzeuge per Frachtschiff aufs Festland transportieren lassen. Von dort müssten sie nach Oldenburg gefahren werden, um neue Kabelbäume für die zusätzliche Elektronik einbauen zu lassen. Nächste Station sei Hamburg für geeichte Taxameter. Und das Ganze dann wieder zurück.

Heiko Ederleh: „Das kostet meine Nerven und zu viel Geld“

„Das mache ich nicht. Das kostet meine Nerven und viel zu viel Geld“, stellt Ederleh klar. Wenn die Verwaltung ihre Haltung nicht ändere, werde er den Betrieb einstellen.

„Das wäre sowohl für Touristen als auch für Helgoländer, die beim Gehen eingeschränkt sind, ein herber Einschnitt“, sagt Hotelier Detlev Rickmers. Er kann sich ohnehin nicht vorstellen, wie der allgemeine Taxitarif für den Kreis Pinneberg auf die Insel umzusetzen sei, wo oftmals nur wenige hundert Meter zurückzulegen sind, um beispielsweise ins Krankenhaus zu kommen.

Hotelier beklagt herben Schlag für gehbehinderte Insulaner und Touristen

Das ist ein „No Go!“ schimpft Rickmers. Auch der Hotelier verabschiedete sich schon einmal von einer Projektidee, als er für die Versorgung von 500 Gästen einen zusätzlichen Elektrokarren für die Insel beantragte. „Man hat mir gesagt, ich solle doch Handkarren nutzen“, erinnert sich Rickmers.

Detlev Rickmers sieht den Grund für katastrophale, nicht zeitgemäße Entscheidungen beim Thema Verkehr im Paragraf 50 der Straßenverkehrsordnung. „1950 mag es sinnvoll gewesen sein, für die Insel so eine Ausnahmegenehmigung ins Gesetz zu schreiben“, sagt der Unternehmer.

Um den aktuellen Anforderungen zu genügen, sollte heute die Inselverwaltung über Umfang und Art des Verkehrs auf den etwa 1,7 Kilometer langen Straßennetz entscheiden können.

Kreisverwaltung will sich zum laufenden Verfahren nur wenig äußern

Die Kreisverwaltung wiegelt ab. Kreis-Sprecherin Katja Wohlers verlautbarte: „Es steht außer Frage, dass hier schnell eine Lösung für den Taxenbetrieb auf Helgoland gefunden werden muss.“

Der Kreis bemühe sich in Absprache mit dem Unternehmer, dem Land Schleswig-Holstein und der Gemeinde Helgoland darum, eine Lösung auf den Weg zu bringen. Die Kreissprecherin: „Bislang ist dies aber nicht gelungen. Darüber hinaus können wir uns zu einem laufenden Verfahren nicht äußern.“

Helgolands Bürgermeister verspricht: „Es wird eine Beförderung geben“

Helgolands Bürgermeister Thorsten Pollmann hofft weiterhin auf eine gütliche Lösung. „Natürlich geht es nicht ohne ein Taxi auf Helgoland“, stellt er klar. Deshalb hat er Gespräche mit allen Beteiligten geführt und auch Hilfe angeboten.

Ein Förderantrag für den geforderten Einbau eines Taxameters sei aber bislang nicht gestellt worden. Pollmann verspricht, dass es in jedem Fall auch weiterhin eine Möglichkeit geben werde, gehbehinderte Einwohner und Gäste zu befördern.

Währenddessen versucht Heiko Ederleh, den Kopf vom Taxenstreit frei zu bekommen. Denn in 14 Tagen wird das Hauptgeschäft 25 Jahre alt: Seit 1998 kümmern sich die Mitarbeitenden um Frachttransporte jeglicher Art, zum Beispiel das Gepäck der Mehrtagesurlauber. Und dieses Jubiläum soll gefeiert werden.