Kreis Pinneberg. Jeder dritte Übernachtungsgast im Kreis Pinneberg steuert die Nordseeinsel an. Welche Orte im Kreis bei Touristen noch beliebt sind.
Wenn Johannes (58) und Olaf (60) mal den ganzen Stress des Alltags hinter sich lassen wollen, dann zieht es sie übers Wasser. Nach Helgoland. Genauer gesagt auf die Düne vor der Hauptinsel. „Das ist Ruhe und Natur pur“, erzählt Johannes, der sich als freiberuflicher Künstler seinen Lebensunterhalt verdient und alles, was er fürs freie Leben auf dem Campingplatz seiner Lieblingsinsel benötigt.
Die beiden Freunde tragen mit ihren Törns auf die Insel zu 631.771 Übernachtungen (Quelle: Statistikamt Nord, 2022) von Urlaubern im Kreis Pinneberg bei. Allein die Insel Helgoland macht davon ein gutes Drittel aus. Der Zuspruch zur Region steigt beständig. Ohne die Tourismushochburg in der Nordsee haben die Beherbergungsbetriebe im bevölkerungsreichsten Landkreis Schleswig-Holsteins aber noch nicht ganz wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Helgoland-Camper und Robbe-Kolonie respektieren sich
Die Freunde Johannes und Olaf und alle anderen Helgoland-Camper bekommen vom Tourismus-Boom allerdings nur wenig mit. Die schönen neuen Bungalows im dänischen Ferien-Holzhausstil locken zwar mehr Dauergäste auf die Düne. Doch die finden an den beiden langen Stränden im Süden und Norden genug Platz.
Allerdings nehmen die Robben und Seehunde einen Teil des Freiraums in Wassernähe ein. Diesen Gruppen sollten Menschen auch mit viel Abstand begegnen. „Die Tiere sind schon respekteinflößend“, sagt auch Olaf, der vor 30 Jahren dank einer Helgoländerin, die seine Nachbarin war, die Düne bei bestem Wetter und schönen Wellen kennen- und lieben lernte.
Einmalige Erlebnisse: Soulmusik und ein Tornado
So ähnlich ist auch Johannes auf das „Juwel“ (Eigenwerbung von Helgoland Touristik) nahe dem Roten Felsen aufmerksam geworden. Er erlebte bei seinem ersten Besuch mit einer Freundin und deren guten Freunden drei Abende, an denen auf der Düne Soulmusik live gespielt wurde. „Ich war angefixt“, erinnert er sich. Daran änderte auch der Tornado nichts, der 2010 über den Platz hinwegfegte und zahlreiche Zelte kaputtriss.
Mit Sohn Bronco und Frau Cora verbrachte Johannes viele Sommerurlaube auf der Düne. „Die Hauptinsel brauchst Du eigentlich nicht, um zurechtzukommen“, erzählt der 58-Jährige. Im kleinen Laden am kleinen Flugplatz gibt es „fast alles“ und sogar frische Brötchen. Mit dem Dünenrestaurant umsorgt zudem ein gutes Lokal Gäste direkt am Strand.
Faszinierendes Naturschauspiel bei Nacht: Meeresleuchten
Johannes liebt dieses Leben am Wasser. Ein paar Mal durfte er gemeinsam mit Familie und Freunden ein ganz besonderes Bad nehmen, und zwar mitten im Meeresleuchten. Für dieses Naturschauspiel ist ein Einzeller, die Meeresalge Noctiluca, verantwortlich, die bei Berührung und Bewegung wie Glühwürmchen funkelt.
Die Liebe zur Düne trägt sich über Generationen fort. Heute fährt der Sohn allein mit seiner Freundin nach Helgoland. Viele Freundschaften sind auf dem Campingplatz entstanden.
Johannes und Olaf teilen sich das große Nordland-Zelt
Johannes und Olaf teilen sich seit mittlerweile 15 Jahren ein großes Nordlandzelt. So tragen sie nicht nur die Kosten gemeinsam, sondern auch die Lasten. Denn die vor allem in den 60er-Jahren beliebten großen Stoffzelte mit ihrem schwerem Gestänge aufzubauen, kostet viel Kraft.
Zum Glück dürfen die Dauercamper ihre Zelte und Einrichtungsgegenstände auf der Düne einlagern. Auf- und Abbau schweißen weiter zusammen. Gemeinsam starten die beiden Männer die Saison und beenden sie auch.
Elmshorn, Quickborn und Wedel ziehen ebenfalls viele Gäste an
Nach Helgoland verbuchte voriges Jahr Elmshorn mit 90.683 die höchste Zahl an Übernachtungen im Kreis Pinneberg. Danach folgt bereits Quickborn (83.578 Übernachtungen). „Die Stadt ist auch Ziel vieler Geschäftsreisender aufgrund der Nähe zu Hamburg“, erläutert Katharina Kruse von der Geschäftsstelle des Holstein Tourismus in Itzehoe. Wedel als Tor zum Hamburger Hafen mit einem schönen Elbstrand kommt auf gut 55.000 Übernachtungen.
„Das Angebot im einwohnerstärksten Kreis unseres Landes ist sicher für Touristen und Einheimische noch deutlich ausbaubar“, sagt Christoph Dettling vom Haselauer Landhaus. Sein Betrieb zählt zu einem weiteren Schwerpunkt für touristische Angebote in der Region.
Elbmarschenhaus lockt Besucher und Einheimische
In der Haseldorfer Marsch haben sich Kommunen, Unternehmen sowie Vereine und Einzelpersonen verbündet, um gemeinsam die Region für Tourismus, aber auch die heimische Wirtschaft einschließlich Landwirtschaft zu stärken. Gemeinsam tragen sie das Elbmarschenhaus, das auch mit einer Dauerausstellung Gäste anzieht.
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In der Marsch und auf der angrenzenden Geest sind Langzeiturlauber noch selten. „Aber touristische Angebote und Infrastruktur werden natürlich auch stark von Einheimischen genutzt. Somit sind Investitionen in diese auch immer in zweierlei Hinsicht gut. Leider wird dies in der Öffentlichkeit und Politik nicht immer erkannt“, sagt Christoph Dettling, der neben der Geschäftsführung des Haselauer Landhauses ehrenamtlich den Verein Tourismus in Marsch und Geest führt.
Helgoländer nehmen sich auf der Düne gern eine Auszeit
Einheimische Gäste prägen auch den Campingplatz auf Helgoland. Denn dort genießen neben den auswärtigen Urlaubern zahlreiche Helgoländer in der warmen Jahreszeit eine Auszeit von der manchmal doch trubeligen Insel – eine spannende Mischung von Einheimischen und Inselliebhabern prägt so den einzigen Campingplatz im Kreis Pinneberg.