Tornesch. Neue Wählergemeinschaft BfT fordert, alternative Standorte für Grundschulbau in Esingen zu prüfen. Das sind die Argumente.
Steht der geplante Neubau einer Grundschule am Esinger Weg in Tornesch wieder auf der Kippe. Die Tornescher Ratsversammlung hatte vor einem Jahr mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP gegen die CDU mehrheitlich den Bau dieser Schule für 400 Kinder beschlossen. Das Projekt ist mit rund 34 Millionen Euro Baukosten veranschlagt.
Jetzt fordert die neu gewählte Wählergemeinschaft Bürger für Tornesch (BfT), die auf Anhieb mit 17,1 Prozent der Stimmen fünf der 28 Ratsmandate erringen konnte, eine Überprüfung möglicher Alternativen. Mit der CDU hätte die BfT-Wählergruppe mit 16 Stimmen eine politische Mehrheit.
Tornesch will neue Schule in Esingen bauen – Parteien streiten über Standort
Die getroffene Entscheidung zum Schulneubau am Esinger Weg lasse „viele Fragen offen“, begründet BfT-Fraktionschef dieses Vorgehen. „Unter anderem sind Fragen zur Finanzierung, der Verkehrsanbindung und den infrastrukturellen Auswirkungen zu klären.“ Die BfT sehe zwar auch in ihrem Wählerauftrag die Notwendigkeit, die politischen Entscheidungsprozesse im Sinne der Bürger von Tornesch zu beschleunigen. „Dazu gehört auch, den jetzt eingeschlagenen Weg konstruktiv zu begleiten und im Interesse der Bürger zu fördern, jedoch auch mögliche Alternativen zu erkunden und zu erörtern“, betont Janz.
Gerade erst lagen die Pläne zum Neubau dieser Grundschule in Esingen, die die bereits übervolle Johannes-Schwennesen-Schule an der Esinger Straße entlasten soll, im Rathaus zur Einsicht aus. Oliver Kat vom Fachdienst Stadtentwicklung und Umwelt teilt dazu mit, dass etwa drei Dutzend sogenannter Träger öffentlicher Belange dazu eine Stellungnahme abgegeben hätten. Aber auch vier Tornescher Privatleute hätten sich dazu geäußert. Die Verwaltung werde deren Kritikpunkte nun bewerten und erörtern und dem Bauausschuss im November zur Beratung vorlegen.
Tornesch: Ex-Bürgermeister Krügel kritisiert Ratsbeschluss
Unter den Kritikern ist auch Roland Krügel, der bis vor fünf Jahren noch Bürgermeister in Tornesch war – ein Amt, das er 32 Jahre lang innehatte. Der ehemals dienstälteste Bürgermeister Schleswig-Holsteins, der selbst in der Nähe des geplanten Schulbaus wohnt, lässt kein gutes Haar an dem Ratsbeschluss. „Meine Nachbarn sind alle auf der Zinne“, sagt er. Das Bauvorhaben auf einer Grünfläche zwischen Esinger Weg, einer Fahrradstraße sowie In de Hörn und Kleiner Twiete sei aus mehreren Gründen abzulehnen, sagt der Bürgermeister a.D.
So habe er als Bürgermeister seinerzeit Fläche für die Stadt erworben, um dort eine Streuobstwiese für die Klaus-Groth-Schule (KGSE) anzulegen. Diese Idee sei dann zwar nicht weiterverfolgt worden, so Krügel. Aber die Fläche sei im Landschaftsplan als Außenbereich und nicht als Bauland ausgewiesen. Insofern sei der ausgelegte Plan „falsch“ bezeichnet gewesen. Zudem würde durch die nahe KGSE mit ihren rund 1200 Schülern und den geplanten 400 Grundschülern in diesem Bereich eine Art „Monsterschule“ entstehen, die durch den Elternverkehr für die Anlieger in den Wohnstraßen eine erhebliche Belastung darstellten, argumentiert Krügel.
SPD und Grüne: Bestehendes Gebäude kann nicht ertüchtigt werden
Aus seiner Sicht gebe es durchaus gute Alternativen. „Diese Schule musst du gar nicht neu bauen“, sagt Krügel. Es wäre durchaus möglich, auf den Anbau der vorhandenen Grundschule an der Esinger Straße ein bis zwei Stockwerke aufzustocken oder diesen abzureißen und durch ein größeres Gebäude zu ersetzen.
Das wiederum lehnen SPD und Grüne ab. Das Gebäude der vorhandenen Grundschule sei nicht zu ertüchtigen, der Altbau stehe unter Denkmalschutz, entgegnet SPD-Fraktionschefin Susanne Wagner. Zudem wäre der Schulhof dann zu klein für die Kinder. Das sei bereits von Experten geprüft worden. „Das ist kein idealer, aber ein guter und geeigneter Standort in ausreichender Größe für die neue Grundschule“, sagt sie.
Grüne: Wir können nicht länger warten“
Grünen-Fraktionschefin Ann Christin Hahn argumentiert ähnlich. Zwar halte auch sie den Standort am Stadtrand von Tornesch für nicht ideal für eine neue Grundschule. Aber innerstädtisch gebe es nun einmal keine so große, 17.100 Quadratmeter freie Fläche für eine Schule, die 5700 Quadratmeter Grundfläche zuzüglich 1750 Quadratmeter für eine Sporthalle haben soll.
„Wir können nicht länger warten. Die vorhandene Grundschule platzt aus allen Nähten.“ Die Kinder müssten dort bald in Containern unterrichtet werden. „Das darf kein Dauerzustand werden“, fordert Hahn, die Planung des Schulneubaus jetzt weiter voranzutreiben. „Wir müssen jetzt mal fertig werden.“
CDU: Esinger Weg ist der falsche Standort
Dem widerspricht CDU-Fraktionschef Christopher Radon entschieden. „Wir sind gegen den Neubau der Grundschule am Esinger Weg. Das ist der völlig falsche Standort.“ Er liege am Stadtrand von Tornesch, die Fahrradstraße sei als Baustraße überhaupt nicht geeignet, ein neues Regenrückhaltebecken wäre notwendig, argumentiert Radon. „Das ist alles nicht zu Ende gedacht.“
Alternative Standorte seien überhaupt nicht ausreichend geprüft worden, bemängelt Radon. „Die Ampelkoalition ist einfach losgerannt und will die Schule dort bauen, ohne Alternativen zu überprüfen.“ Der CDU-Sprecher hofft nun, zusammen mit der BfT die Sinnhaftigkeit und Machbarkeit dieses Bauprojekt noch einmal zu hinterfragen.
Tornesch: Schulneubau ist Thema im nächsten Schulausschuss
Das sagt deren Fraktionschef Janz zu. „Wir wollen, dass noch einmal alternative Standorte untersucht werden.“ Das dürfe aber nicht zu einer Verzögerung der Schulplanung führen. Denn die Einsprüche von Ex-Bürgermeister Krügel und anderen könnten den geplanten Neubau am Esinger Weg um Jahre zurückwerfen. „Wir wollen keine zweite K22“, spielt Janz auf den seit 40 Jahren geplanten Straßenausbau an, der wegen Anwohnerklagen bis heute nicht realisiert werden konnte.
- Orkanwarnung für die Nordsee: Schiffsverkehr nach Helgoland eingestellt
- Corona und die Folgen: So krank waren die Arbeitnehmer im Kreis Pinneberg noch nie
- Rad statt Dienstwagen: Ist Pinnebergs Landrätin deshalb oft spät dran?
Darum werde die BfT auf der nächsten Sitzung des Schulausschusses im September beantragen, rasch Alternativen zum Standort Esinger Weg untersuchen zu lassen. „Das bestehende Verfahren muss aber weiterlaufen. Wir könne uns keine Verzögerung beim Schulbau leisten.“
Die Planungsunterlagen zum Schulneubau sind hier nachzulesen.