Elmshorn. 420 Mitarbeiter nahmen an einer Betriebsversammlung teil. Worüber Konzernspitze und Beschäftigte jetzt verhandeln.

Trotz Urlaubszeit haben 420 Beschäftigte von Autoliv Elmshorn am Mittwoch an einer Betriebsversammlung teilgenommen. Dazu aufgerufen hatte der örtliche Betriebsrat. Thema waren erneut die Pläne des schwedisch-amerikanischen Konzerns, der den Standort in Elmshorn bis Anfang 2025 schließen will.

„Wir fordern bis Ende des Jahres Planungssicherheit für alle Beschäftigten“, sagt Betriebsratschef Klaus Brüggemann. Der Betriebsrat hatte mehrere schriftliche Fragen zu der am 14. Juli völlig überraschenden Ankündigung des Konzerns, die Deutschlandzentrale von Autoliv zugunsten des kleineren Standorts in Dachau bei München aufgeben zu wollen, gestellt.

Standortschließung: Autoliv Elmshorn – Gewerkschaft will notfalls Streik ausrufen

„Wir haben auch Antworten erhalten“, so Brüggemann weiter. So habe der Arbeitgeber zugesagt, innerhalb von acht Wochen ein detailliertes Konzept auszuarbeiten, wie er sich die Verlagerung des gesamten Standorts nach Süddeutschland konkret vorstellt.

Das Konzept soll bis Ende September vorliegen und für jede einzelne Abteilung, die sich in Elmshorn befindet, genaue Zeitpunkte der Übergabe aufzeigen. Damit wird auch das voraussichtliche Arbeitsende für jeden einzelnen Mitarbeiter konkret benannt.

Verhandlungen über Sozialtarifvertrag sollen Weihnachten abgeschlossen sein

Außerdem werden Verhandlungen zwischen Arbeitgeber auf der einen und Betriebsrat sowie IG Metall auf der anderen Seite beginnen. „Wir sprechen über einen Interessenausgleich, einen Sozialplan und einen Sozialtarifvertrag“, so der Betriebsratschef. Vorgesehen sei, diese Verhandlungen noch vor Weihnachten zu beenden.

Der Konzern habe laut Brüggemann zugesagt, dass der Sozialtarifvertrag nicht schlechter ausfallen werde als die 2021 abgeschlossene Vereinbarung. Damals hatte Autoliv das Ende der Produktion von Sicherheitsgurten in Elmshorn beschlossen. Das kostete schon einmal knapp 200 Arbeitsplätze.

Autoliv will weltweit 8000 Stellen im Zuge einer Restrukturierung streichen

Jetzt hat die Spitze des schwedisch-amerikanischen Konzerns, der Sicherheitssysteme für Autos wie etwa Gurte und Airbags entwickelt und herstellt, ein weltweites Restrukturierungsprogramm verkündet, dem an allen Standorten der Gruppe 8000 Mitarbeiter zum Opfer fallen sollen.

In Deutschland, wo Autoliv zwei Standorte betreibt, soll nur der kleinere Sitz in Dachau bei München fortbestehen. Die Deutschlandzentrale in Elmshorn soll bis Anfang 2025 dichtgemacht und die Aufgaben von Dachau aus wahrgenommen werden.

Autoliv Schließung in Elmshorn würde 500 Vollzeitstellen vernichten

In der Krückaustadt sind derzeit noch etwa 540 Mitarbeiter in der Kundenbetreuung, Finanzbuchhaltung, Einkauf und Vertrieb, Engineering und in einer Entwicklungsabteilung für Sicherheitsgurte tätig.

Die Belegschaft von Autoliv Elmshorn ist wütend und enttäuscht über die angekündigte Schließung des Standortes im Jahr 2025.
Die Belegschaft von Autoliv Elmshorn ist wütend und enttäuscht über die angekündigte Schließung des Standortes im Jahr 2025. © Arne Kolarczyk

Dass ein Sozialtarifvertrag abgeschlossen wird, der mindestens dem Niveau von 2021 entspricht, war eine Kernforderung des Betriebsrates. Damals erhielten die Mitarbeiter im Durchschnitt etwa eineinhalb Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr – abhängig von dem Lebensalter und dem Dauer der Beschäftigung bei Autoliv.

Aus für Standort Elmshorn – Autoliv-Betriebsrat: „Wer nicht hören will, soll zahlen“

Brüggemann geht davon aus, dass der Konzern noch einiges wird obendrauf legen müssen. Er hat mit den Arbeitnehmervertretern das Motto „Wer nicht hören will, muss zahlen“ ausgerufen und schätzt, dass die Standortschließung – sie führt zur Vernichtung von 500 Vollzeitstellen – den Konzern einen Betrag im unteren dreistelligen Millionenbereich kosten wird.

Der Betriebsrat hat der Geschäftsführung auch vorgeschlagen, eine Art „Freiwilligenprogramm“ aufzulegen. Mitarbeiter, die ihre Kündigung nicht abwarten wollen und sich selbstständig einen neuen Arbeitsplatz suchen, könnten dafür mit einer Art Prämie belohnt werden.

„Dazu gab es viele Fragen in der Belegschaft“, so Brüggemann. Er will vermeiden, dass Kollegen in ihrer Enttäuschung über den Arbeitgeber von sich aus kündigen und dann leer ausgehen, was eine Abfindung angeht.

Aus für Autoliv in Elmshorn: Gewerkschaft behält sich Warnstreiks ausdrücklich vor

Sollten die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber über Interessenausgleich, Sozialplan und Sozialtarifvertrag ins Stocken geraten oder nicht zufriedenstellend verlaufen, dann will sich die IG Metall ein Druckmittel vorbehalten.

Das machte der IG-Metall-Bevollmächtigte des Bezirks Unterelbe, Kai Trulsson, auf der Betriebsversammlung deutlich. In diesem Fall werde die Gewerkschaft das ihr zustehende Recht, Warnstreiks für Autoliv auszurufen, nutzen.