Uetersen. Mögliche Beteiligte und Zeugen sind nicht sehr auskunftsfreudig. Was die Polizei bisher über den Schusswechsel weiß.
Nach der wilden Schießerei in Uetersen tappt die Polizei nach wie vor im Dunkeln, was den oder die Täter angeht. „Mögliche Zeugen und Beteiligte halten sich sehr bedeckt“, so die Polizeisprecherin Astrid Heidorn am Dienstagnachmittag.
Um kurz vor 1 Uhr am Montag meldeten sich mehrere Zeugen bei der Polizei und gaben an, Schüsse aus dem Bereich Wassermühlenstraße gehört zu haben. Die Leitstelle schickte mehrere Fahrzeuge zum vermuteten Tatort.
Uetersen: Wilde Schießerei in der Nacht – Mann wird im Bein getroffen
Die Beamten entdeckten vor Ort mehrere Fahrzeuge, die Einschusslöcher aufwiesen. Personen mit Verletzungen waren nicht vor Ort.
„Fast zeitgleich erhielten wir einen Anruf aus dem Klinikum Elmshorn, das dort ein Patient mit einer Schusswunde am Bein behandelt wird“, berichtet Astrid Heidorn, Sprecherin der Mordkommission Itzehoe. Die auf schwere Gewaltdelikte spezialisierten Beamten haben die Ermittlungen in dem Fall übernommen.
Schießerei in Uetersen: Verletzter taucht selbst in der Notaufnahme auf
Sofort fuhren Polizisten zur Klinik. Dort trafen sie auf einen 57 Jahre alten Mann aus Elmshorn, der eine Schusswunde im Bein aufwies und den offenbar Bekannte dorthin gefahren hatten. „Der Mann war bei Bewusstsein und ansprechbar, es hat zu keinem Zeitpunkt eine Lebensgefahr bestanden“, so Heidorn weiter.
Inzwischen sei das Opfer kurz befragt worden. Sie gehe davon aus, dass der Mann zu einem späteren Zeitpunkt den Beamten länger Rede und Antwort stehen werde. Aus der bisherigen Aussage gehen die Hintergründe der Tat offenbar nicht hervor.
Schüsse in Uetersen: Polizei hat Opfer nur kurz vernehmen können
„Wir müssen das jetzt weiterhin erst einmal alles sortieren“, so Heidorn. Und sie sagt weiter: „Wir sammeln weiterhin Informationen, es laufen umfangreiche Befragungen.“ Die bisher Befragten hätten sich nicht allzu auskunftsfreudig gezeigt, so Heidorn weiter. Daher seien Informationen zum Tathergang, den Hintergründen und möglichen Beteiligten noch Mangelware.
Nach Abendblatt-Informationen soll das Opfer einen türkischsprachigen Hintergrund haben. Verbindungen ins Rotlichtmilieu sind wohl keine bekannt. Im kriminellen Milieu gelten Schüsse ins Bein oftmals als letzte Warnung.
Möglicherweise könnten ein Familienzwist oder Geldstreitigkeiten Hintergrund der Tat sein. Dazu könnte passen, dass zum Zeitpunkt der Schüsse offenbar zwei größere Personengruppen vor Ort waren.
Nach der Schießerei in Uetersen stehen mehrere Fahrzeuge im Fokus
Frank Wagner, der Gruppenführer und Schatzmeister der städtischen Feuerwehr ist, wurde Zeuge der Ereignisse. Er wohnt mit seiner Frau in direkter Nähe zur Fußgängerzone. Dorthin zeigt das Schlafzimmerfenster des Ehepaares.
„Es war genau 0.58 Uhr, als unten ein Riesengeschrei losbrach“, so der Anwohner. Er und seine Frau seien sofort hellwach gewesen. „Ein Mann schrie hysterisch etwas in einer mir unverständlichen Sprache, dann hörte man mehrere Schüsse.“
Zeuge der Schießerei dachte zunächst an Jugendliche mit Schreckschusswaffen
Er habe zunächst an Jugendliche gedacht, die mit einer Schreckschusspistole herumballern. „Nach fünf, sechs, sieben Schüssen habe ich zu meiner Frau gesagt, dass jetzt wohl das Magazin leer sein muss.“
Er habe aus dem Fenster geschaut und 20 bis 25 Leute gesehen, die kurz nach Beginn der Schießerei vom Marktplatz geflüchtet seien. Auch der Schütze sei in Richtung eines schmalen Durchgangs zum Marktplatz gelaufen. Dort seien dann weitere Schüsse gefallen. „Es ging mehrfach hin und her, dann war Ruhe.“
Polizisten wecken den Uetersener und berichten von zerschossenen Autos
Wenig später, so Frank Wagner, habe er die Polizei durch die Fußgängerzone fahren sehen. Dann habe er sich wieder hingelegt. Um 5.45 Uhr hätten Polizisten bei ihnen geklingelt und gefragt, ob ihnen der Fiat 500 gehört. „Sie sagten, dass Fahrzeug weise Einschüsse auf und sei zur Untersuchung abgeschleppt worden.“
Kurze Zeit später hätten die Beamten nochmals geklingelt und berichtet, dass auch der Ford Mondeo des Ehepaares Einschusslöcher aufweist. Beide hätten nebeneinander auf dem Marktplatz gestanden, „Der Schütze hat offenbar hinter dem Fiat meiner Frau Deckung gesucht und versucht, über unser anderes Auto wegzuschießen. Dabei hat er zweimal den Holm des Fahrzeugs getroffen.“
Durch Schüsse durchlöcherte Fahrzeuge von Anwohner sind versichert
Der Uetersener hat Glück im Unglück: Er leitet die Agentur der Itzehoer Versicherung in Barmstedt, hat die vier und acht Jahre alten Fahrzeuge dort vollkaskoversichert. „Die Schäden sind zum Glück durch die Versicherung gedeckt.“ Ob die Fahrzeuge repariert werden können, weiß Wagner noch nicht.
„Wenn ich das sportlich sehe, ist keinem von uns was passiert und die Schäden werden übernommen. Aber es ist schon beängstigend, was alles so in Uetersen passiert“, sagt Frank Wagner.
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.„Die beiden Fahrzeuge parkten vor Ort, sie befanden sich nur zufällig in der Schusslinie“, so die Polizeisprecherin. Am frühen Montagvormittag parkte noch ein silberner Mercedes mit Hamburger Kennzeichen an der Ecke Wassermühlenstraße/Großer Sand. Ein rot-weißes Band mit der Aufschrift Polizeiabsperrung war kunstvoll um den Mercedes geschlungen. Dahinter parkte ein Polizeifahrzeug, offenbar als Bewachung.
Später wurde dann auch dieses Fahrzeug abgeschleppt. Ob es dem Täter- oder Opferkreis zuzuordnen ist, blieb unklar. Auch wurden noch in der Nacht dutzende Patronenhülsen am Tatort gefunden.
Schießerei in Uetersen: Polizei sucht Zeugen, versuchtes Tötungsdelikt ist möglich
„Wir ermitteln zunächst gegen Unbekannt wegen gefährlicher Körperverletzung mittels einer Waffe“, so Astrid Heidorn weiter. Auch der Verdacht eines versuchten Tötungsdeliktes stehe selbstverständlich im Raum. Näheres dazu müssten die Ermittlungen ergeben.
Aktuell suchen die Ermittler weiterhin nach Zeugen, die in der Nacht rund um den Tatort Beobachtungen gemacht haben. Hinweise nimmt die Mordkommission unter Telefon 04821/60 20 entgegen.