Quickborn. Mirko Beckmann (32) war sogar vor seinem Vater politisch aktiv. Jetzt will er „Brücken bauen“. Aber was sagt eigentlich Papa dazu?
Eine recht ungewöhnliche personelle Konstellation zwischen Verwaltung und Politik hat sich jetzt in Quickborn ergeben. Denn der neu zum Vorsitzenden des dortigen CDU-Stadtverbandes mit seinen 90 Mitgliedern gewählte Mirko Beckmann (32) ist der Sohn von Bürgermeister Thomas Beckmann (61) – einem profilierten FDP-Politiker.
Beckmann Senior gehört nicht nur den Liberalen an, er war auch deren Ortsvorsitzender und stellvertretender Fraktionschef in der Ratsversammlung. Zumindest, bis er zum Rathauschef gewählt wurde und sein Amt an der Spitze der Quickborner Verwaltung im November 2022 angetreten hatte.
Quickborn: Politik kurios – Sohn des FDP-Bürgermeisters wird CDU-Chef
Nun tritt sein Sohn in politische Fußstapfen, aber nicht in die seines Vaters, sondern in die von Ex-Unionschef Eike Kuhrcke. Mirko Beckmann sei sogar etwas früher als sein Vater in Quickborn politisch aktiv geworden, erzählt nun der neue Unionsvorsitzende. Im Jahr 2016 sei er in die CDU eingetreten und 2018 gleich in die Ratsversammlung gewählt worden.
Ähnlich wie dies seinem Vater dann auf Anhieb mit der FDP gelungen sei, erinnert sich der neue CDU-Parteichef, der im öffentlichen Dienst in Hamburg arbeitet. „Ich bin gläubiger Christ. Die FDP kam für mich nicht in Frage. Das war für mich eher eine Partei für die Reichen“, sagt Mirko Beckmann.
Mirko Beckmann wird Chef, weil das Wahlergebnis eher mau war
Sein Parteivorsitz resultiert nun aus der überraschenden Wahlniederlage der CDU in Quickborn am 14. Mai. Da hatte die Union 5,2 Prozentpunkte und fünf Ratssitze im Vergleich zu 2018 verloren. Jetzt liegt sie mit neun Mandaten gleichauf mit der FDP, die mit zwölf Prozentpunkten Zugewinn auf einmal stärkste politische Kraft geworden ist.
Das hat den erst vor einem Jahr ins Amt gewählten Eike Kuhrcke (44) dazu veranlasst, als CDU-Vorsitzender zurückzutreten. Er müsse als verantwortlicher Parteichef für den Wahlkampf die Konsequenzen daraus ziehen. „Ein Rücktritt vom Rücktritt war für mich nicht vorstellbar“, sagt Kuhrcke, der schon einen Tag nach der Wahl diesen Schritt angekündigt hatte.
Ex-CDU-Chef zu den doppelten Beckmanns: „Wir haben einen Plan B“
Zu der familiären Konstellation jetzt mit den zwei Beckmanns in Verwaltung und Politik sagt Kuhrcke mit einem Lächeln: „Wir haben auch einen Plan B.“ Damit wiederholt er den Wahlslogan der Liberalen vom Bürgermeister- und Kommunalwahlkampf, der sich auf die Umsetzung der Ideen von Thomas Beckmann bezog.
Aber auch Sohn Mirko Beckmann hat seine Visionen. „Ich will sachliche Politik machen und das Profil der CDU wieder in Quickborn stärken“, kündigt er an. „Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, Brücken zu bauen und den Dialog mit allen politischen Parteien zu suchen“, sagt er. „Nur so können wir gemeinsam Lösungen finden, die für Quickborn zielführend sind.“
Union will sich für mehr Wohnungen für Ältere stark machen
Thematisch möchte er mehr Wohnungen für die ältere Generation schaffen. „Wir benötigen zentralen Wohnraum für unsere älteren Mitmenschen, damit diese auch im hohen Alter Quickborn erhalten bleiben.“ Zudem sollten mehr Busverbindungen die Wohngebiete Quickborns ansteuern, auch mit Sammelbus-Angeboten, die „on demand“ angefordert werden können, sagt Beckmann.
- Die schönsten Freibäder und Badeseen im Kreis Pinneberg
- Kommunalwahl: Warum Pinneberg nun den größten Kreistag aller Zeiten bekommt
- Bluttat Quickborn: Bruder sticht Schwester nieder - Opfer mit Not-OP gerettet
Und die Stadtwerke müssten „fit gemacht werden für die Zukunft“. Sie sollten möglichst autark sein bei der Strom- und Wärmeversorgung. „Nur so können wir für unsere Bürger eine Energiewende zu bezahlbaren Konditionen ermöglichen, auch im Altbau.“
Doppelte Beckmanns: Es werde keine Einflussnahme des Vaters geben
Und was sagt Bürgermeister Beckmann zur neuen Personalie bei der CDU? „Ich freue mich, wie jeder andere Vater auch, wenn sich das eigene Kind in einer demokratischen Partei ehrenamtlich engagiert.“ Er sei sich „sicher, dass der Vorstand bei ihm und seiner Stellvertreterin in guten Händen ist und sich beide für die besten Lösungen für die Stadt einsetzen werden.“
Auch wenn es immer förderlich sei, wenn sich die handelnden Akteure zwischenmenschlich gut verstünden – Beckmann wisse „familiäre, dienstliche und auch politische Beziehungen strikt zu trennen.“ Insofern werde es selbstverständlich „keine Einflussnahme des Vaters Beckmann geben“.