Kreis Pinneberg. Der neue Appener Kommandeur Dietmar Hinze skizzierte die aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen in Zeiten des Ukraine-Kriegs.
Es sollte ein erstens Kennlerntreffen mit einigen kernigen Aussagen zur Zukunftsperspektive sein. Oberst Dietmar Hinze, der vor knapp drei Monaten das Kommando an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen übernommen hat, lud zum ersten „Appener Gespräch“ seiner jungen Dienstzeit ein.
Etwa 140 Gäste aus Bundeswehr und Zivilgesellschaft lauschten im alten Unteroffiziersheim seinen Worten, die der zwölfte Schulkommandeur in 35 Jahren in freier Rede vortrug. Einige Bürgermeister der Umlandgemeinden und Kreispolitiker waren unter den Zuhörern.
Unteroffizierschule: Oberst der Luftwaffe: „Wir bilden aus bis zum bitteren Ende“
Wie sich die politische Großwetterlage verändert hat, zeigte der gebürtige Berliner Hinze am eigenen Beispiel auf. So wunderte sich bereits sein damaliger Lehrer, als er dem bei seinem Abitur 1991 erzählte, er wolle als Zeitsoldat zur Bundeswehr.
Das brauche er als Berliner doch gar nicht, wunderte sich der Lehrer über Hinzes Berufswunsch. Bei der Bundeswehr vermittelten ihm dann die militärischen Ausbilder, dass sich ein moderner Krieg ganz anders abspielen werde als alle konventionellen Vorgänger. Statt Panzer und Raketen würden Cyberangriffe und Fake-News das Schlachtfeld bestimmen. „Ich habe das damals geglaubt.“
Ukraine-Krieg werde immer noch konventionell geführt
Dass das ein Trugschluss war, habe jetzt der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine gezeigt, führte der 51 Jahre alte Kommandeur aus, der weiterhin mit seiner Frau und zwei erwachsenen Kindern in Potsdam lebt. Wenn die Kinder aus dem Haus wären, wäre er mit seiner Frau in den Norden gezogen, sagte Oberst Hinze, der Diplompädagogik bei der Bundeswehr studiert und sich nach seinen 13 Jahren als Berufssoldat verpflichtet hat.
Der militärische Konflikt in Osteuropa, der das Nato-Bündnis in eine gefährliche, eskalierende Auseinandersetzung mit Russland bringen kann, habe auch alle Vorzeichen für die Unteroffizierschule in Appen verändert, erklärte Oberst Hinze. Ihre Zukunft sei gesichert. „Diese Schule wird Unteroffiziere und Feldwebel bis zum Schluss, bis zum bitteren Ende, ausbilden“, sagte Oberst Hinze, ohne zu erklären, was genau er damit gemeint hat.
Ausbildung bei der Luftwaffe müsse auf den Prüfstand
Jedenfalls würde zurzeit alles auf den Prüfstand gestellt, was die Sicherheit und Organisation der Ausbildung an der Unteroffizierschule anginge. So habe sich im Ukraine-Krieg gezeigt, dass nicht nur als erstes die technische Infrastruktur wie die Energie- und Wasserversorgung angegriffen worden seien. Auch die militärischen Ausbildungszentren in der Ukraine seien „in der ersten Angriffswelle“ ein strategisches Ziel gewesen.
„Insofern müssen wir uns neu sortieren und die Ausbildung neu akzentuieren. Wir müssen uns anpassen und modernisieren“, sagte Oberst Hinze. Zugleich werde hart daran gearbeitet sicherzustellen, wie im Ernstfall die Strom- und Wasserversorgung aufrechterhalten werden könne. Es werde untersucht und hinterfragt, ob die Schule die richtigen Fahrzeuge und Waffen habe. „Und wir suchen nach Lösungen, wie wir die Kommunikation sicherstellen können, wenn der Strom ausfällt.“
Nato-Manöver „Air Defender“ mit 250 Flugzeugen und 10.000 Soldaten
Deutschland sei als Nato-Partner und wichtigster Stützpunkt der USA im Ausland „Drehscheibe“ eines militärischen Großkonflikts. „Darum werden wir auch unseren Partnern die Möglichkeit geben müssen, auf unserem Territorium zu üben.“ Wie dies ja gerade mit dem Nato-Manöver „Air Defender“ mit 250 Flugzeugen und 10.000 Soldaten in Norddeutschland geschieht. „Sie sehen, es gibt zurzeit ein ganzes Konglomerat an Fragestellungen und Herausforderungen, die uns beschäftigen.“
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Nach diesem kurzen Umreißen der aktuellen Situation beendete der zwölfte Kommandeur der Unteroffizierschule der Luftwaffe seinen Vortrag und lud zum gemütlichen Teil des Abends an, um sich in weiteren Gesprächen bei einem Kaltgetränk persönlich kennen zu lernen. Appens Bürgermeister Hans-Peter Lütje nutzte die Gelegenheit, um Oberst Hinze mit seiner neuen Wahlheimat bekannt zu machen, indem er ihm eine Dorfchronik überreichte.