Kreis Pinneberg. In der Appener Unteroffiziersschule stellt Tauber sein Buch vor – darin die bewegende Geschichte von Michelle, die fast ihr Leben verlor.
Das war ein sehr emotionsgeladener Abend, so ganz nach dem Geschmack von Oberst Thomas Berger. Der Kommandeur der Unteroffiziersschule der Luftwaffe in Appen hatte mit Peter Tauber den ehemaligen CDU-Generalsekretär und parlamentarischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium eingeladen, sein neues Buch „Nur Mut“ vorzustellen.
„Machen Sie uns Mut, Dr. Tauber“, forderte Oberst Berger vor 150 Zuhörern seinen Hauptredner in der voll besetzten UHG auf. Taubers Auftritt bei den „Appener Gesprächen“ sei sein persönlicher Wunschkandidat zum 35-jährigen Bestehen der Schule gewesen, sagte Berger.
Ex-CDU-Generalsekretär: Peter Tauber rührt zu Tränen – mit Schicksal einer Soldatin
Und Peter Tauber erfüllte die hohe Erwartung. Der Ex-Politiker, der bis 2021 zwölf Jahre dem Bundestag angehörte, erzählte von seinen persönlichen zwölf Helden, die er mit ihrem Wirken und Leben in seinem neuesten Buch gewürdigt hat.
Darunter die ergreifende Geschichte der Oberfeldwebel-Soldatin Michelle, die mit 25 Jahren bei ihrem Auslandseinsatz in Mali schwer verletzt worden war, aber nie ihren Mut verlor. Die bewegende Erzählung über die Luftwaffen-Soldatin begeisterte die Zuhörer und nahm den Autor Tauber selbst so mit, dass dem höchst eloquenten Redner bei seinem Vortrag ein ums andere Mal die Worte stockten. „Wenn ich es vorlesen würde, rührte es mich zu Tränen“, bekannte Tauber, auch mit ihr befreundet zu sein.
Neues Buch mit Schicksal einer schwer verwundeten Soldatin
Die zierliche junge Frau Michelle hatte sich freiwillig bei der Luftwaffe gemeldet, erzählte Tauber. „Sie wollte sich ihren Traum vom Fliegen erfüllen.“ Das gelang, ebenso wie ihr Wunsch, Militärdienst im Auslandseinsatz zu absolvieren. Tauber, damals noch Staatssekretär im Ministerium, besorgte der nur 1,56 kleinen Person eine anständig passende Uniform.
Der Einsatz selbst verlief zunächst ohne Zwischenfälle. Die junge Soldatin bedankte sich bei ihm mit einem Feldpostkarten-Gruß aus Mali. Zwei Wochen noch und Michelle wäre wieder wohlbehalten nach Hause gekommen.
Peter Tauber besuchte die Soldatin auch am Krankenbett
Doch dann passierte das Malheur. Die Soldatin wurde plötzlich von einem wohl französischen Militärfahrzeug erfasst und überfahren. Es war ein schrecklicher Unfall, wie ihn Tauber beschreibt.
Die junge Frau erlitt zahlreiche Knochenbrüche an Becken, Halswirbel und im Gesicht sowie eine Lungenembolie. Hinzu kam eine posttraumatische seelische Störung. Sie wurde schwer verletzt nach Hause geflogen und zwölfmal in Bundeswehrkrankenhäuser in Koblenz und Berlin operiert, erzählte Tauber. Er hatte sie auch am Krankenbett besucht.
Schwer verletzt, aber nicht gebrochen: Soldatinnenschicksal macht Mut
Dort erlebte er keineswegs eine gebrochene, von ihrem Leid zerfressene Person. Im Gegenteil. Die junge Frau sprühte weiterhin vor Energie und Selbstvertrauen. Ihr erster Wunsch galt einem Waisenhaus in Afrika, das sie kannte und dem sie unbedingt ihre 90 Kuscheltiere schenken wollte, die ihr befreundete Kameraden ins Lazarett geschickt hatten.
Als sie Mitte 2021 wieder auf den Beinen war, sei Michelle sofort wieder zurück zur Bundeswehr gegangen und ließ sich sogar erneut in einen Auslandseinsatz schicken – trotz ihrer jetzt 80-prozentigen Schwerstbehinderung.
Tauber: „Diese Kraft habe ich nicht bei vielen männlichen Kollegen erlebt“
„Das nötigt mir enormen Respekt ab“, sagte Tauber, selbst Major zur Reserve. „Eine solche Kraft und so einen Mut habe ich in der Bundeswehr nicht bei vielen männlichen Kollegen erlebt.“ Michelles tragisches Erlebnis sei „die stärkste Geschichte“ in seinem neuen Buch, verriet Tauber.
Sie selbst habe ihr schweres Schicksal mit den ergreifenden Worten beschrieben: „Seid nicht nachtragend zueinander. Sagt euren Liebsten, dass ihr sie liebt. Denn ihr wisst nicht, was das Schicksal als Nächstes für euch geplant hat.“
Ex-CDU-General spricht sich gegen Wehrpflicht aus
Diese junge Soldatin sei offenbar „mit sich im Reinen“ und habe sich und anderen bewiesen, dass sie sich behaupten und ihr Schicksal meistern könnte, erklärte Tauber seine Lehre aus diesem emotional geladenen Werdegang der jungen deutschen Soldatin. „Als wäre Mut eine erneuerbare Energie, die immer wiederkommt, wenn man das Richtige tut oder die richtigen Leute an seiner Seite hat.“
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Tauber wünschte sich mehr Aufmerksamkeit für Menschen, die anderen Mut machten, sich für andere Menschen einsetzten.
Darum sei er auch strikt gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht, antwortete er auf eine Frage aus dem sichtlich bewegten Publikum in Appen. „Denn noch nie war die Bundeswehr ein solches Spiegelbild unserer Gesellschaft wie heute.“ Als es die Wehrpflicht noch gab, waren kaum Frauen und Migranten in der Bundeswehr. Das sei heute völlig anders.