Kreis Pinneberg/Appen. An der Unteroffizierschule im Kreis Pinneberg gab es leichte Verzögerungen beim Festakt. Der Neue ist indes kein Unbekannter in Appen.

Wind, Regen, Sonne: Die Rahmenbedingungen beim Wachwechsel an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen. Mit großem Zapfenstreich, feierlicher Fahnenübergabe, Tiefflug-Gruß, Nationalhymne und Schleswig-Holstein-Lied ist am Donnerstagnachmittag der bisherige Kommandeur Oberstleutnant Berger verabschiedet worden.

Zugleich übernahm Oberst Hinze das Kommando von Liftwaffen-Truppen-Kommandeur General Volker Samanns. Hinze ist der zwölfte Schulkommandeur in der 35-jährigen Geschichte der Unteroffizierschule, wo alle Unteroffiziere und Feldwebel der Luftwaffe ausgebildet werden.

Kaserne Appen: Wachwechsel bei der Luftwaffe – neuer Kommandeur übernimmt

Die Zeremonie in der Jürgen-Schumann-Kaserne verzögerte sich etwas. Brigadegeneral Samanns brauche sieben Stunden Autofahrt von Köln nach Appen und verspätete sich um eine Viertelstunde. So musste Oberstleutnant Berger vor der angetretenen Truppe etwas improvisieren, während den gut 100 zivilen Gästen aus den Umlandgemeinden und Partnerstädten Wind und Regen ins Gesicht blies, die unter der überdachten Tribüne nicht ganz vor dem Wetter geschützt waren. Doch dann brach plötzlich die Sonne auf. „Wie bei meinem Appell vor zweieinhalb Jahren hier am Standort“, freute sich Oberstleutnant Berger.

Brigadegeneral Volker Samanns ernannte Oberst Dietmar Hinze (links) zum neuen Kommandeur der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen, die Oberstleutnant Thomas Berger (rechts) jetzt nach zweieinhalb Jahren Richtung Koblenz verlässt.
Brigadegeneral Volker Samanns ernannte Oberst Dietmar Hinze (links) zum neuen Kommandeur der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen, die Oberstleutnant Thomas Berger (rechts) jetzt nach zweieinhalb Jahren Richtung Koblenz verlässt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Der scheidende Kommandeur bedankte sich bei den 400 Mitarbeitenden des Stammpersonals und einem Teil der 5500 Lehrgangsteilnehmer, die in diesem Jahr die Unteroffizierschule durchlaufen werden. Anfangs habe er wegen des Corona-Lockdowns nur eingeschränkten Kontakt mit den Soldaten und der Zivilbevölkerung halten können, erinnerte er an die Hochzeit der Pandemie, in der seine Leute unter anderem auch die Kreisverwaltung bei der Nachverfolgung von Infektionsketten personell unterstützte.

Kommandeur: In seine Amtszeit fiel die Umbenennung der Marseille-Kaserne

In seine Amtszeit fiel die Umbenennung der Marseille-Kaserne in Jürgen-Schumann-Kaserne, womit an den von Terroristen ermordeten Piloten der 1977 entführten Lufthansa-Maschine „Landshut erinnert werden soll. Schumann hatte hier in Appen als Bundeswehrsoldat das Fliegen gelernt.

Auch das Hörsaalgebäude, das jahrzehntelang wegen seiner Form nur der „Flieger“ genannt wurde, bekam im vorigen Jahr den neuen Namen Karl-Laabs-Zentrum, womit die Bundeswehr den damaligen Kreisbaurat in Oberschlesien würdigte, der im zweiten Weltkrieg in geradezu heldenhafter Weise mehr als 100 polnische Juden vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.

Nachfolger erbt im Kreis Pinneberg eine „starke Truppe“

Er hinterlasse seinem Nachfolger „eine starke Truppe“, sagte Oberstleutnant Berger. Er gehe mit „einem weinenden Auge“ zurück an den Rhein, wo er ohnehin zu Hause ist und künftig den Stab der Inneren Führung in Koblenz leiten wird. „Eine Aufgabe, die ihm auf den Leib geschnitten sei, befand General Samanns.

Für Oberst Hinze ist es eine Rückkehr zu seinen Anfängen bei der Bundeswehr. Nach einem Pädagogik-Studium an der Hamburger Bundeswehr-Universität hatte Hinze, der in Potsdam mit Frau und zwei Kindern lebt, die Ausbildung in Appen und Heide absolviert, die heute zur Unteroffizierschule gehört.

Es war sein Traum, die Unteroffizierschule der Luftwaffe zu leiten

Schon damals soll er seinen Offizieren gesagt haben, dass es „sein Traum“ sei, einmal die Unteroffizierschule der Luftwaffe zu leiten. Das haben seine Vorgesetzten sich offenbar zu Herzen genommen und ihn jetzt hierher versetzt. Das erfülle ihn „mit voller Freude und tiefer Dankbarkeit“, sagte Oberst Hinze. „Ich bin stolz darauf, jetzt wieder zur Unteroffizierschule zu gehören.“

Die neue Aufgabe werde in diesen unsicheren Zeiten nicht einfach sein, ist sich der neue Kommandeur bewusst. Die militärische Ausbildung und Schulung der Feldwebel und Unteroffiziere sei an die politische Großwetterlage durch den Ukraine-Krieg angepasst worden. Dadurch hätten sich die Ansprüche gegenüber sicherheitspolitischen Strukturen und bisherige militärische Bewertungen hierzulande geändert. „Die historische Situation der ‚Zeitenwende‘ fordert den Soldaten viel ab“, sagte Oberst Hinze. Im 35. Jahr ihres Bestehens sei so die Ausbildung an der Unteroffizierschule noch bedeutsamer geworden.

Zudem versprach der neue Kommandeur, den seit Jahrzehnten guten und engen Kontakt zur Zivilgesellschaft der Standortkommunen und dem Kreis Pinneberg zu pflegen und aktiv fortzusetzen.