Kreis Pinneberg. Bilanz der Sparkasse im Kreis Pinneberg: Was das Geschäft verhagelte, wo es erfolgreich war – und wie es um das Filialnetz seht.

Das ist dann wohl eine gute Nachricht: Die Sparkasse Südholstein habe das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 „erfolgreich gemeistert“, sagte Vorstandssprecher Eduard Schlett am Dienstag bei der Bilanzkonferenz des mit 218.000 Kunden größten Kreditinstituts in der Region.

„Damit sind wir etwas mehr als zufrieden“, versuchte der aus dem Schwabenland stammende Banker eine vorsichtige, etwas sperrige Bewertung des Geschäftsverlaufs „auf solidem Wachstumspfad“ zwischen „zufrieden“ und „sehr zufrieden“ abzugeben.

Sparkasse Pinneberg: Hauskredite brechen ein – dafür boomen jetzt Bausparverträge

In fast allen Bereichen könne die Sparkasse Wachstum vermelden, führte Schlett aus, der seit gut einem Jahr dem jetzt noch zweiköpfigen Vorstand der viertgrößten Sparkasse im Land vorsitzt. Die Bilanzsumme ist um fünf Prozent auf 6,7 Milliarden Euro angestiegen.

Die Kundeneinlagen sind mit 5,2 Milliarden Euro (plus 2 Prozent) ebenso hoch wie die Kreditgewährungen, die um 5,2 Prozent gestiegen sind. „Damit haben wir die klassische Struktur einer typischen Sparkasse“, befand Vorstandschef Schlett.

Sparkasse zahlt 13,2 Millionen Euro Steuern an die Träger-Kommunen

Durch das wieder gestiegene Zinsniveau ist unter dem Strich mehr Geld bei der Sparkasse hängengeblieben. Der Zinsüberschuss kletterte im vorigen Jahr mit knapp 110 Millionen Euro um 13 Prozent. Das Betriebsergebnis vor Steuern konnte sogar um fast 30 Prozent auf 53,3 Millionen Euro verbessert werden. „Damit sind wir wieder in der Normalität angekommen“, urteilte Schlett.

Immerhin ist dies das beste Ergebnis seit der Fusion der Sparkasse Südholstein mit der Stadtsparkasse Neumünster im Jahr 2005. Die Kommunen der vier Gewährsträger – die Kreise Pinneberg und Segeberg sowie die Städte Neumünster und Uetersen – könnten sich über Einnahmen in Höhe von 6,4 Millionen Euro bei der Gewerbesteuer und 6,8 Millionen Euro bei der Körperschaftssteuer freuen.

Die hohen Baupreise und Zinsen haben Hauskredite um 40 Prozent gesenkt

Die gestiegenen Zinsen für Baukredite, die bei der Sparkasse Südholstein zwischen 3,5 und 4 Prozent ausmachten, sowie die hohen Baukosten und die galoppierende Inflation haben dagegen der Sparkasse Südholstein das Geschäft etwas verhagelt.

Der Vorstandschef der Sparkasse Südholstein, Eduard Schlett (links), und sein Stellvertreter Martin Deertz sind mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sehr zufrieden.
Der Vorstandschef der Sparkasse Südholstein, Eduard Schlett (links), und sein Stellvertreter Martin Deertz sind mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sehr zufrieden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

So ist nach Angaben von Vorstandsmitglied Martin Deertz die Vergabe von Hauskrediten im zweiten Halbjahr um 30 Prozent und aktuell sogar um 40 Prozent eingebrochen. Während das Firmenkreditgeschäft um 214 Millionen Euro auf 3,5 Milliarden Euro (plus 6,6 Prozent) gestiegen sei, ging das für die Privatleute aufs ganze Jahr gesehen um 37 Millionen (minus 13 Prozent) im Vergleich zu 2021 zurück. Deertz rechnet erst wieder im Jahr 2025 mit einer Erholung auf dem Immobilienmarkt.

Bausparverträge erleben zurzeit eine ungeahnte Renaissance

Die unsicheren Zeiten ließen viele Menschen bei ihren Geldgeschäften wieder auf Sicherheit setzen, führte Vorstand Deertz weiter aus. So habe das lange eher maue Geschäft der Bausparverträge, die die Sparkasse zusammen mit der LBS abwickelt, eine plötzliche Renaissance erlebt.

Die Neuabschlüsse seien auf rund 210 Millionen Euro um fast 70 Prozent gestiegen, erklärte Deertz. Die bauwilligen Kunden nutzten diese Form des Sparens wieder, weil sie ihnen mit rund zwei Prozent Zinsen beim Hausbau oder –kauf auf lange Sicht weniger Zinszahlungen abverlangten.

Die Sparkasse beschäftigt knapp 850 Mitarbeitende

Die Zahl der Beschäftigten ist im abgelaufenen Geschäftsjahr leicht um 20 Köpfe auf 848 Mitarbeitende gesunken, von denen 46 in Ausbildung sind. Das entspreche der normalen Fluktuation, sagte Schlett.

Bei der Fusion vor 20 Jahren der damaligen Kreissparkassen Pinneberg und Segeberg – noch vor dem Zusammengehen mit der Stadtsparkasse Neumünster – beschäftigte das Unternehmen 1320 Mitarbeitende. Aktuell sei weder geplant, die Zahl der 27 Geschäftsstellen zu verändern oder etwa wieder Fusionsgespräche mit Nachbarsparkassen einzugehen, versicherte der Vorstandschef.

Schließung von Filialen steht zunächst nicht zur Debatte

So unterhält die Sparkasse Südholstein zurzeit zwölf Mitarbeiter-geführte Filialen im Kreis Segeberg, elf im Kreis Pinneberg einschließlich Helgoland und vier in Neumünster. Zwischen 2014 und 2017 hatte die Sparkasse ihr Filialnetz in etwa halbiert.

Ende 2021 war die Monate lang geplante Fusion der Sparkasse Südholstein mit der Schwester-Sparkasse Holstein zur größten der elf Sparkassen im Land am Widerstand der Neumünsteraner Belegschaft gescheitert und Vorstandschef Andreas Fohrmann seines Amtes enthoben worden. Seitdem wird das Kreditinstitut mit Hauptsitz in Neumünster von zwei Männern im Vorstand geleitet.

Immer mehr Kunden nutzen Online-Banking und bargeldloses Bezahlen

Immer mehr Kunden nutzten das Online-Banking, führte Vorstand Deertz aus. Acht von zehn Girokonten-Inhaber würden heute ihre Überweisungen digital erledigen, die Hälfte davon über die Sparkassen-App auf dem Smartphone oder Tablet.

Und das Bezahlen mit Bargeld nehme zunehmend ab. So seien 2022 mit 18 Millionen Transaktionen die Einkäufe per Kredit- oder Girokarte um weitere vier Millionen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das Bezahlen mit Smart-Watch oder dem Smartphone hat sich mit 1,3 Millionen Mal sogar mehr als verdoppelt.