Kreis Pinneberg. Mindestens vier der Gemeinden im Amt Elmshorn-Land bekommen neue Bürgermeister. Was in den nächsten fünf Jahren sonst wichtig wird.
In vielen Gemeinden des Amtes Elmshorn-Land stehen die Zeichen auf Wandel. In Klein Nordende, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Kölln-Reisiek und Seeth-Ekholt stehen die aktuellen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Zudem gehen zwei neugegründete Ortsverbände der Grünen erstmals an den Start.
Wer tritt an und wer nicht? Was wird die Kommunen in den nächsten fünf Jahren beschäftigen? Und was wurde in der vergangenen Legislaturperiode auf den Weg gebracht? Die Themen und Kandidaten zur Kommunalwahl 2023 in den Gemeinden des Amtes Elmshorn-Land im Überblick.
Klein Nordende: Millioneninvestitionen in Schule und Kita
Adolf Luitjens stellt sich als aktueller Bürgermeister nicht wieder zur Wahl. Seine Partei, die Wählergemeinschaft (WG), tritt mit vielen personellen Veränderungen und neuen Gesichtern an, Spitzenkandidat der WG ist Lars Peters. Für die CDU steht Michael Krohn auf dem ersten Listenplatz, die SPD hat Andreas Kamin auf Listenplatz 1 aufgestellt und bei den Grünen steht Ingeborg Pehrs ganz oben auf der Liste. Dezidierte Bürgermeisterkandidaten gibt es aber nicht.
Adolf Luitjens zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück, blickt aber „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ auf seine Zeit als Bürgermeister zurück. „Zwar hat uns die Corona-Pandemie stark zurückgeworfen. Aber wir haben dennoch ein Ortsentwicklungskonzept auf den Weg gebracht“, so Luitjens. Besonders die gute Zusammenarbeit der vier Fraktionen habe ihm viel Freude bereitet.
In den nächsten fünf Jahren kommen auf die Gemeinde große Aufgaben zu. Die Grundschule muss neu gebaut werden, um den Anforderungen an die Ganztagsbetreuung gerecht werden zu können. Auch die Energiebilanz der Einrichtung soll sich mit dem Neubau verbessern. Bürgermeister Luitjens rechnet mit Kosten von rund zehn Millionen Euro.
Ein weiteres Großprojekt ist der Neubau des Kindergartens, in dem künftig bis zu 70 Kinder betreut werden sollen. Auch dieses Vorhaben schlägt mit einem Millionenbetrag zu Buche. Und schließlich muss das Gemeindezentrum umgebaut und energetisch saniert werden. Hier rechnet Luitjens mit Kosten von 150.000 bis 200.000 Euro. Auch der Straßenbau wird die Kommunalpolitik beschäftigen.
Klein Offenseth-Sparrieshoop: Neues Feuerwehrhaus und neues Baugebiet
In Klein Offenseth-Sparrieshoop steht ein Wechsel an. Bürgermeister Günther Korff (SPD) stellt sich nicht wieder zur Wahl, dafür steht eine Partei mehr auf dem Wahlzettel als noch vor fünf Jahren. Die Grünen treten bei der Kommunalwahl erstmals an, Heike Arndt steht auf Listenplatz 1. Die Freie Wählergemeinschaft schickt Petra Gebhardt als Bürgermeisterkandidatin ins Rennen. Für die SPD steht Stephan Kamp auf Listenplatz 1. Die CDU-Fraktion hat sich aufgelöst und tritt nicht an.
In den nächsten fünf Jahren hat die Gemeinde einiges vor. Die Feuerwehr braucht ein neues Gebäude, der Standort ist noch unklar, Bürgermeister Günther Korff rechnet mit Kosten von vier bis fünf Millionen Euro für das Projekt. Außerdem soll ein neues Baugebiet ausgewiesen werden. Dies soll in Abstimmung mit den Nachbargemeinden geschehen. Flächen gebe es genug, so Korff.
Auch der Straßenbau ist ein Thema in Klein Offenseth-Sparrieshoop, außerdem soll ein neuer Fahrradständer am AKN-Bahnhof entstehen. Auf der Schule der Gemeinde soll eine Photovoltaikanlage gebaut werden, der Förderantrag wurde laut Korff bereits gestellt. Viele andere Gebäude seien ebenfalls für Solaranlagen geeignet.
In den vergangenen fünf Jahren wurde viel bewegt. Das Lernhus wurde eingeweiht, auch der Dorfpark wurde finalisiert. Der Parkplatz am Gemeindezentrum Diekendeel wurde fertiggestellt und Wohnraum für Asylbewerber geschaffen. Auch der Verbrauchermarkt wurde auf den Weg gebracht, die Arbeiten haben begonnen. Bürgermeister Korff hofft auf eine Eröffnung noch in diesem Jahr.
Kölln-Reisiek: Gemeinde braucht einen zweiten Kindergarten
Auch in Kölln-Reisiek stehen die Zeichen auf Veränderung: Bürgermeisterin Kerstin Frings-Kippenberg (SPD) steht nicht wieder zur Verfügung. Die SPD schickt Uwe Sievers als Spitzenkandidaten ins Rennen. Auch in Kölln-Reisiek treten die Grünen erstmals mit einem eigenen Ortsverband an, Dorit Wilstermann-Fischer, bis 2020 noch für die SPD im Gemeinderat, steht auf Listenplatz 1. Die CDU steht zwar zur Wahl, stellt aber keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten, Björn Scholz und Ines Perrey führen die CDU-Liste an.
Größtes Projekt der kommenden fünf Jahre wird laut Bürgermeisterin Kerstin Frings-Kippenberg der Bau eines neuen, zweiten Kindergartens. Der bestehende „Zukunftskindergarten“ reicht für die vielen Kinder in der wachsenden Gemeinde nicht mehr aus.
Dennoch soll auch in den bestehenden Kindergarten investiert werden. Um die erzeugte Energie aus Erdwärme und Photovoltaikanlage besser nutzen zu können, soll ein Batteriespeicher angeschafft werden.
In den vergangen fünf Jahren habe die Gemeinde viel bewegt, sagt Frings-Kippenberg. Die Grundschule wurde erweitert und mit Wärmepumpe und Photovoltaikanlage ausgestattet. Der Schulhof wurde auf 5000 Quadratmeter erweitert, die Schule digital aufgerüstet.
Ein paar Projekte für die Zukunft wurden bereits auf den Weg gebracht: So ist eine Photovoltaikanlage auf der Schulsporthalle geplant und für die Feuerwehr soll ein neues Fahrzeug angeschafft werden. Ein Wahlkampfthema in der Gemeinde ist eine Umgehungsstraße. Planungen gibt es nicht, die Parteien sind unterschiedlicher Meinung.
Raa-Besenbek: Gemeinde braucht endlich einen Kindergarten
In der Gemeinde Raa-Besenbek müssen sich die Wählerinnen und Wähler zwischen der Wählergemeinschaft (WG) und der CDU entscheiden, die mit Norman Sternberg den Bürgermeister stellt. Sternberg tritt auch 2023 wieder an. Rolf Kahlke steht auf Listenplatz 1 der WG. Aktuell hat die CDU sechs, die WG drei Sitze im Gemeinderat.
Einig sind sich beide Parteien, dass die Eigenständigkeit Raa-Besenbeks erhalten werden soll. Im Vorfeld der Kommunalwahl war gar nicht sicher gewesen, ob sich genügend Kandidatinnen und Kandidaten für den neuen Gemeinderat finden würden. Letztlich konnten CDU und Wählergemeinsacht aber ausreichend Menschen motivieren, für die Wahl zu kandidieren. Beide Parteien wollen zudem die Dorfgemeinschaft fördern.
Größtes Vorhaben ist die Fertigstellung des Kindergartens, den die Gemeinde gemeinsam mit der Stadt Elmshorn plant. Seit 2008 beschäftigt das Thema die Gemeindevertreter. Betreuungsplätze werden dringend benötigt. Jetzt soll endlich etwas passieren. Die Stadt hat das Gelände bereits erworben, wann mit dem Bau begonnen werden kann, ist aber noch unklar.
Das Areal für den Kindergarten ist zudem eine der letzten freien Flächen in Raa-Besenbek, auf dem letzten Baugebiet sind bereits die meisten Bauplätze vergeben. Ein Dauerbrenner in der Gemeinde ist das Thema erneuerbare Energien. Acht Windgeneratoren stehen auf dem Gemeindegebiet, vier wurden bereits erneuert. Beide Parteien wollen die Nutzung erneuerbarer Energien ausbauen, möglicherweise durch Photovoltaikanlagen. Konkrete Pläne dafür gibt es aber nicht.
Seester: Große Investitionen in Schule und Kindergarten
An der Spitze der Gemeindevertretung in Seester steht Hermann Stieler (CDU). Er will es auch bei dieser Kommunalwahl noch einmal wissen. Konkurrenz kommt auf politischer Ebene nur von der SPD. Die Sozialdemokraten schicken Karin Riedel als Spitzenkandidatin ins Rennen.
Auf die Gemeinde Seestermühe kommen in den nächsten Jahren große Aufgaben zu. So muss die Schule für den offenen Ganztag fit gemacht werden, dafür fehlen aktuell noch Betreuungs- und Essensräume. Diese sollen in einem Anbau untergebracht werden. Bürgermeister Stieler rechnet mit Investitionen von zwei bis vier Millionen Euro.
Außerdem muss die Feuerwache auf Vordermann gebracht werden, es bedarf neuer Sanitär- und Umkleideräume für die Retter. Ein weiteres Projekt ist der Neubau eines Kindergartens. Aktuell ist die Einrichtung in Räumen der Kirche untergebracht. Da die Gemeinde stark gewachsen ist, reichen diese nicht mehr aus.
Auch eine bessere Taktung des Busverkehrs, vor allem an den Wochenenden, sowie der Ausbau des Radwegenetzes mit Rastplätzen und Unterständen stehen in den nächsten fünf Jahren auf der Agenda. Um jungen Familien den Umzug nach Seester zu ermöglichen, sollen zudem weitere Baugebiete ausgewiesen werden.
Wie das genau aussehen wird, klärt sich aber erst 2025 in Abstimmung mit den anderen Elmshorner Nachbargemeinden. Bis zu 20 Prozent der Bestandsfläche könnte Seester dann theoretisch als Bauland ausweisen. „Das wollen wir aber gar nicht. Wir wollen den ländlichen Charakter der Gemeinde erhalten“, so Bürgermeister Hermann Stieler.
Seestermühe: Neubau des Kindergartens wird wichtigstes Thema
In Seestermühe stellt sich mit Thorsten Rockel (SPD) der aktuelle Bürgermeister auch bei der Kommunalwahl im Mai wieder zur Verfügung und ist Spitzenkandidat seiner Partei. Die CDU schickt Christian Glißmann auf Listenplatz 1 ins Rennen, für die Wählergemeinschaft Seestermühe geht Jonathan Sell an den Start.
In der vergangenen Legislaturperiode wurde das Dorf ans Glasfaser-Internet angeschlossen, zudem wurde die Dorfmitte bauplanerisch überarbeitet und erst kürzlich die Sanierung der Brücke an der Dorfstraße abgeschlossen.
Wichtigstes Thema in der Gemeinde in den kommenden fünf Jahren sei der Neubau des Kindergartens, so Bürgermeister Rockel. Dieser ist bisher in der „Alten Schule“ untergebracht. Der Betrieb in dem denkmalgeschützten Gebäude werde aber immer aufwendiger. Außerdem steht der Ausbau des ÖPNV auf der Agenda. Dazu sei eine Abstimmung in der Stadtregion Elmshorn nötig, erste Gespräche seien bereits geführt worden.
Die Verkehrs- und Energiewende macht auch vor kleinen Gemeinden nicht Halt. „Viele ältere Häuser werden nicht auf Wärmepumpen zurückgreifen können“, sagt Rockel. Zahlreiche Reetdächer verhinderten zudem die Installation von Solaranlagen und das Wasserschutzgebiet, in dem Seestermühe liegt, mache die Versorgung mit Erdwärme schwierig. „Hier müssen Alternativen gefunden werden.“
Weiterhin sei der Erhalt der Vereine und Verbände enorm wichtig, so der Bürgermeister. In der Corona-Zeit sei deutlich geworden, wie wichtig soziale Kontakte seien. „Die Vereine und Verbände tragen zu einer lebendigen Kultur bei.“
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Seeth-Ekholt: Bürgermeister Klaus Balzat zieht sich zurück
Auch in der Gemeinde Seeth-Ekholt steht ein Wandel an. Bürgermeister Klaus Balzat, der schon lange politisch in der Gemeinde aktiv ist, steht als Bürgermeisterkandidat nicht mehr zur Verfügung, tritt aber auf einem hinteren Listenplatz an. Er wolle seine Expertise der Gemeinde weiterhin zur Verfügung stellen, aber die Verantwortung abgeben, sagt der 71-Jährige.
Seine Wählergemeinschaft Seeth-Ekholt (WGSE) setzt bei der Kommunalwahl auf Stefanie Sommer als Spitzenkandidatin. Die CDU hat Dierk Behn auf Listenplatz 1 gesetzt. Die SPD, die bisher zwei Sitze im Gemeinderat innehatte, hat keine Kandidatenliste eingereicht, tritt nicht zur Wahl an.
Große Projekte gibt es laut Bürgermeister Klaus Balzat nicht. Baugebiete seien erschlossen und nahezu komplett ausgeschöpft, auch der Kindergarten sei gut ausgelastet. Einzig eine neu eingerichtete Bushaltestelle für die Linie 185 könnte den Gemeindevertretern Sorgen bereiten. Für den von der Stadt Elmshorn geplanten Gewerbepark Bockhorst könnte diese Haltestelle nämlich verlegt werden.
Und das könnte die Gemeinde teuer zu stehen kommen. Etwa 60.000 Euro kostet eine Haltestelle, für den Fall, dass dafür bauliche Veränderungen, etwa eine Haltebucht, notwendig würden, könnten die Kosten weiter steigen.
Ein weiteres Projekt könnte die bessere Ausstattung der Feuerwehr werden. Ein neues Fahrzeug soll noch in diesem Jahr kommen. Möglicherweise müsste ein Umkleideraum für die Feuerwehrleute errichtet werden. Die Planungen hierfür sollen bald angeschoben werden.