Quickborn. Im neuen EQ Businesspark dürfen Betriebe keine fossilen Brennstoffe verwenden. Ein Hemmnis? Nein, denn der Andrang ist enorm groß.

Hier dürfen keine fossilen Brennstoffe genutzt werden: Das landesweit innovativste Gewerbegebiet mit klimaschonender Energieversorgung ist jetzt in Quickborn im Kreis Pinneberg erschlossen worden. Bürgermeister Thomas Beckmann, Kreis-Wirtschaftsförderer Harald G. Schroers gaben mit Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen den offiziellen Startschuss für die Vermarktung des 20 Hektar großen Areals nahe der Auffahrt zur Autobahn 7.

Im „EQ Businesspark“, wie er genannt wird, könnten sich ausschließlich Betriebe ansiedeln, die keine fossilen Brennstoffe mehr einsetzen – weder zum Heizen noch zum Produzieren von Werkstoffen, betonte Schroers von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP, die das Gebiet mit der Stadtverwaltung entwickelt hat.

A7 bei Quickborn: In diesem Gewerbegebiet sind Gas, Öl und Kohle verboten

„In ganz Norddeutschland ist es das erste und einzige Gewerbegebiet, das ausschließlich auf eine erneuerbare und klimafreundliche Energieversorgung setzt“, sagte Schroers. Die Unternehmen dürften weder Gas, Heizöl oder Pellets zum Verfeuern verwenden. Stattdessen müssten sie ihre Energiezufuhr mit Windkraft, Solarthermie, Photovoltaik, Erdwärmepumpen oder Strom abdecken, wobei letzterer idealerweise auch aus erneuerbaren Energieformen gespeist sein sollte.

Wirtschaftsminister Madsen zeigte sich bei der Eröffnung des neuen EQ-Businessparks in Quickborn beeindruckt. „Das ist sehr visionär und bislang einmalig in Schleswig-Holstein“, lobte er die Stadtväter und –mütter, die dieses Projekt zusammen mit der WEP angeschoben und umgesetzt haben.

EQ Businesspark: „Ein Vorzeigeprojekt für ganz Schleswig-Holstein“

Die Emissionsfreiheit ist im Quickborner Bauleitplan für dieses Gebiet fest verankert worden. Auch Landrätin Elfi Heesch lobte „dieses Vorzeigeprojekt für ganz Schleswig-Holstein“, das auch zur Strategie des Kreises passe, immer mehr Dachflächen mit Solarstromanlagen auszurüsten.

Quickborn Nord, EQ Businesspark, Gewerbegebiet HA Grafik, HA Infografik
Quickborn Nord, EQ Businesspark, Gewerbegebiet HA Grafik, HA Infografik © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

Der EQ Businesspark ist seit 1980 der vierte Bauabschnitt im Gewerbegebiet Halenberg direkt an der Autobahn. Seitdem sind dort nach Angaben von WEP-Chef Schroers bereits 90 Hektar Gewerbefläche für etwa 100 Betriebe mit einigen Tausend Mitarbeitenden geschaffen worden. So haben dort unter anderen die Comdirectbank und das Hansewerk ihre Firmensitze, die allein schon mehr als 2000 Menschen beschäftigen.

Innovative Betriebe sollen sich in Quickborn ansiedeln

Bürgermeister Beckmann, studierter Biologe und FDP-Mitglied, betonte, dass die Stadt Quickborn mit dem neuen Businesspark zwei Ideen verfolge. Zum einen wolle Quickborn in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit vorangehen und sich als Modellkommune etablieren. Zum anderen brauche die durch die vielen Schul-und Kitabauten hoch verschuldete Stadt dringend zusätzliche Einnahmequellen.

Und da setze er als Liberaler vor allem auf steigende Gewerbesteuereinnahmen. Dies soll nicht durch Erhöhung der Hebesätze gelingen, sondern durch die Ansiedlung von neuen, innovativen und erfolgreichen Unternehmen, die er sich nun auch im EQ Businesspark wünsche.

Riesen-Andrang: „Könnten Flächen dreimal verkaufen“

Die Interessenten stünden bereits Schlange, sagte WEP-Chef Schroers. „Anhand der Interessensbekundungen könnten wir die Flächen dreimal verkaufen“, sagte er. Nun müsse sich zeigen, ob sich das auch in der Praxis und in den Grundstücksverhandlungen so realisieren ließe.

Denkbar wären hier Betriebe aus dem Maschinenbau, der Logistik, dem Handwerk oder der Energiewirtschaft. Große Industriebetriebe gehörten eher nicht zur Zielgruppe. Schroers rechnet mit etwa 25 Unternehmen, die sich hier ansiedeln und bis zu acht Hektar Land erwerben könnten. Der Grundstückspreis wird von ihm mit „ab 129 Euro je Quadratmeter“ angegeben.

Preise im EQ Businesspark: 129 Euro pro Quadratmeter

Zum klimafreundlichen Businesspark passt der neue Radweg, der direkt durch den neuen Gewerbepark verläuft und Quickborn-Heide mit der Innenstadt verbindet, der ebenfalls eröffnet wurde. Diesen Radweg, der 400.000 Euro gekostet hat, habe der Kreis Pinneberg mit 300.000 Euro gefördert, sagte Landrätin Elfi Heesch.

Dass dabei gleichzeitig eine vor- und nachlaufende Beleuchtung installiert wurde, befand die Kreisverwaltungschefin Heesch als „sehr innovativ und eine klasse Idee.“ So würde das Licht nur vorübergehend anspringen, um zum Beispiel Fledermäuse, Insekten zu schützen, sagte Beckmann.

Streit um A7-Brücke: Minister wurde gleich darauf angesprochen

Der Bürgermeister nutzte die Gunst der Stunde, um Minister Madsen, der auch für den Verkehr in Schleswig-Holstein zuständig ist, auf Engpässe in Quickborn hinzuweisen. So müsse endlich eine zusätzliche Autobahnauffahrt zwischen Hamburg-Schnelsen und Quickborn geschaffen werden, forderte Beckmann.

„Die ist dringend notwendig“, sagte er. „Hier klafft eine Lücke, die zu täglichen Staus führe. Ebenso sollte im Zuge der gerade begonnenen Elektrifizierung der AKN-Bahnstrecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen bis 2025 zur S21-Strecke unbedingt noch ein Trog am höhengleichen Bahnübergang in Ellerau gebaut werden, damit dort nicht ständig die vorbeifahrenden Autos vor der S-Bahn anhalten müssten.

Quickborn A7: Minister Madsen lässt sich nicht in Karten blicken

Und Beckmann warb beim Minister für sein Lieblingsthema: Der zu schmalen Brückenüberquerung über die A7 in der Ulzburger Landstraße, wo zurzeit eine Ampelschaltung die Überfahrt nur von jeweils einer Seite zulässt. Hier wünscht sich Beckmann eine zusätzliche Brücke oder Umfahrung, was mittels großzügiger Landesförderung bezuschusst werden sollte.

Da sei aber noch reichlich Vorarbeit seitens der Stadt Quickborn zu leisten, antwortete Minister Madsen und ließ sich nicht in die Karten schauen. Es sei aber geschickt von Bürgermeister Beckmann, diese Themen anzusprechen. „Ich bin für eine Aufgabe hierher eingeladen worden und fahre gleich mit drei weitere Aufgaben zurück nach Kiel“, sagte Madsen und musste schmunzeln. Anschließend ließ er sich von Beckmann noch einmal vor Ort die nur fünf Meter schmale Brücke über die A7 zeigen.