Quickborn/Hemdingen/Barmstedt. Nach 35 Jahren ohne Probleme wird die Veranstaltung „Run+Bike“ nicht mehr genehmigt. Organisator enttäuscht – hat aber eine neue Idee.
Es sollte seine letzte Duathlon-Veranstaltung dieser Art im Kreis Pinneberg sein. Doch nun musste René Croissier vom TuS Holstein Quickborn das beliebte „Run + Bike“-Rennen vorzeitig und unfreiwillig absagen. Die Behörden machten ihm mit ihren Auflagen nach 35 Jahren einen Strich durch die Rechnung.
„Die Polizei hätte für die 17 Kilometer lange Radstrecke nach ihrer eigenen Prüfung 150 Beamte einsetzen müssen, wozu sie sich personell nicht in der Lage sah“, wundert sich Croissier. Dabei handelte es sich um den exakt gleichen Streckenverlauf wie in den Jahrzehnten zuvor, einen Rundkurs von Hemdingen über Ellerhoop, Bevern und Barmstedt zurück nach Hemdingen, der zweimal zu befahren gewesen wäre.
Run+Bike: Duathlon ist zu gefährlich für Polizei und Amt
Diese bürokratischen Hürden haben Croissier aufgeben lassen. Der 72 Jahre alte leidenschaftliche Sportler hat das „Run+Bike“-Rennen selbst 33-mal organisiert.
Mit etwa 100 ehrenamtlichen Helfern und Ordnern habe er den Duathlon (5 Kilometer Laufen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen) rund um Hemdingen zuvor jahrzehntelang problemlos auf die Beine gestellt. Doch nun musste er wohl oder übel diese Veranstaltung absagen.
Drastisch weniger Anmeldungen: Nun soll es einen Nostalgielauf geben
„Stattdessen wird es jetzt am Sonntag, 7. Mai, nur einen „Nostalgielauf“ geben, der in zwei Runden über elf Kilometer nur durch Hemdingen geht und so an das „Run + Bike“ Spektakel erinnern soll, das nun leider Geschichte sei, sagt Croissier enttäuscht. Die Teilnehmerzahl habe sich dadurch drastisch verringert – von ehemals 250 auf 23 Läufer.
Dabei sei er noch guter Dinge zur Vorbesprechung in die Kreisverwaltung nach Elmshorn gekommen, berichtet Croissier. Der zuständige Mitarbeiter dort hatte ihm positive Signale gegeben, indem er die Kollegen von Polizei und Genehmigungsbehörde darauf einstimmte, „zu welchen Konditionen erneut eine Erlaubnis für den Duathlon erteilt werden kann“, der in diesem Jahr zum letzten Mal im Kreis Pinneberg stattfinden sollte. „Die Laufstrecke ist als unproblematisch zu beurteilen“, bescheinigte ihm die Kreisverwaltung.
Radrennstrecke ist laut Polizei ohne Sicherung viel zu gefährlich
Doch das galt nicht für die Radstrecke, die wie immer über vier Landesstraßen (L 195: Hemdingen – Ellerhoop; L110: Ellerhoop – Barmstedt; L75: Barmstedt – Heede und L111: Heede – Hemdingen) verlaufen sollte. Das sei bei laufendem Autoverkehr zu gefährlich für die Radrennfahrer, beschied die Polizei in diesem Gespräch, was Polizeisprecher Lars Brockmann von der Polizeidirektion Segeberg auf Nachfrage bestätigt.
So sei es im vergangenen Jahr durchaus zu Radfahrer gefährdenden Überholmanövern entlang der Strecke gekommen. „Abschließend kann daher gesagt werden, dass aus polizeilicher Sicht während des Rennens eine hohe Gefahr durch den fließenden Fahrzeugverkehr für die teilnehmenden Radfahrer bestand, welche selbst durch die Anwesenheit von Polizeibeamten nicht ausreichend minimiert werden konnte“, erklärt der Polizeisprecher.
“Keine Erlaubnis zur Durchführung des ‚Run + Bike“ im bisherigen Umfang“
Darum sei dem Veranstalter schon im Vorfeld der Besprechung avisiert worden, dass aufgrund dieser „konkreten polizeilichen Erfahrungen“ aus dem vorigen Jahr „eine neuerliche Genehmigung nur unter verschärften Auflagen“ möglich wäre, teilt die Kreisverwaltung als Genehmigungsbehörde dazu mit.
Es habe in Abstimmung mit der Polizei eine „Neubewertung der Rahmenbedingungen“ gegeben, die dazu führte, dass „es uns künftig nicht mehr möglich sein (wird), Ihnen eine Erlaubnis zur Durchführung des ‚Run + Bike“ im bisherigen Umfang zu erteilen“, schrieb die Verwaltung an Veranstalter Croissier.
Der Kreis habe in all den Vorjahren „als Genehmigungsbehörde das Ermessen stets extrem weit zu Gunsten einer etablierten, regionalen Veranstaltung ausgedehnt.“ Das sei nun nicht mehr möglich, beschied der Kreis. „Stand heute ist daher davon auszugehen, dass veranstaltungsbedingte Unfälle nicht länger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden können.“
Duathlon mit „grenzwertigen oder gefährdenden Situationen“
So sei es im vergangenen Jahr „zu mehreren grenzwertigen oder gefährdenden Situationen“ gekommen, berichtet die Polizei. Dabei gerieten Rennteilnehmer aufgrund der gefahrenen Geschwindigkeit bei Kurvenfahrten und Abbiegevorgängen auf die Gegenfahrbahn.
Radfahrer hätten sich bei der Polizei über die rasante Fahrweise einiger Autofahrer beschwert, die sie noch dazu in zu geringem Sicherheitsabstand auf der Landesstraße überholten. Und im Bereich der Wechselzone seien gleich mehrere Probleme aufgetreten, so die Polizei: schlechte Einsehbarkeit, Rennteilnehmer betraten die Fahrbahn nicht an der vorgesehenen Stelle, zum Teil nicht auf den Fahrzeugverkehr achtend, mit mehreren nebeneinander, Zuschauer bedienten die Fußgängerbedarfsampel, um den Teilnehmern das Einfahren in den Verkehr zu ermöglichen.
Run + Bike hat polizeilich erkanntes Gefahrenpotenzial
Daraus folgte für die Polizei, so Sprecher Brockmann: „Vor dem Hintergrund des erkannten Gefahrenpotenzials ist eine Rennveranstaltung in dieser beantragten Form im öffentlichen, da nicht gänzlich gesperrten, Verkehrsraum nicht zu befürworten.“
Aus behördlicher Sicht habe es deshalb nur zwei Möglichkeiten gegeben, wie die „Run + Bike“-Rennen als Duathlon zu retten gewesen wäre: Vollsperrung der gesamten Strecke mit den erforderlichen Konsequenzen, wie professionelle Verkehrssicherer, Umleitungsregelung und -beschilderung.
TuS Holstein Quickborn: Polizei müsste Strecke mit 150 Beamten absichern
Oder die Radstrecke würde über eine „vom Veranstalter zu planende alternative Strecke über nicht klassifizierte Straßen“ verlaufen, also nicht entlang von Landes- oder Kreisstraßen. „Auch für diesen Fall wären vermutlich umfangreichere Absicherungsmaßnahmen erforderlich gewesen“, teilt die Kreisverwaltung mit.
„Die polizeiseitig als erforderlich erachteten personellen Auflagen bei Beibehaltung der bisherigen Strecke wurden nicht weiter thematisiert, da diese im gleichen Atemzug als unverhältnismäßig zur Größe der Veranstaltung und per se nicht leistbar beurteilt wurden“, so die Kreisverwaltung weiter.
Motorräder, Streifenwagen und Fahrräder wären nötig
Doch die von Veranstalter Croissier genannte Zahl von 150 Beamten leiteten sich aus den erforderlichen Sicherungsmaßnahmen ab: „Besetzung neuralgischer Punkte, Begleitung der Radfahrer auf der Strecke durch Motorräder, Streifenwagen und Fahrräder sowie in regelmäßigen Abständen an der Strecke postierte Polizeikräfte.“
Dazu teilt Polizeisprecher Brockmann mit: „Um die Veranstaltung in der angedachten Form adäquat abzusichern, müsste die Polizei mit einem erheblichen Kräfteaufwand agieren. Zudem müssten die Radfahrer auf der Strecke permanent mit etlichen Beamten auf Motorrädern, Streifenwagen und Fahrrädern begleitet werden.“
Alle 100 Meter ein Beamter? Das sei nicht zu leisten
Auch wäre es erforderlich, dass auf der Strecke „etwa alle 100 Meter mindestens ein Beamter steht.“ Es wäre daher „ein Ansatz von Kräften und Einsatzmitteln erforderlich, der in einem krassen Missverhältnis mit der Größe der Veranstaltung steht.“ So viele Einsatzkräfte, die durch den Veranstalter im Rahmen seiner Verkehrssicherungspflicht vorzuhalten wären, „stehen eindeutig nicht zur Verfügung.“
Croissier zog daraufhin seinen Antrag zurück und arbeitete stattdessen den reinen Nostalgielauf aus, der aus Sicht der Behörden „unproblematisch“ ist. Auch wenn er die behördlichen Auflagen, die dazu geführt haben, nicht nachvollziehen könnte. Schließlich würden die Hamburger Cyclassics ohne diese Auflagen denselben Streckenverlauf zwischen Ellerhoop, Barmstedt und Hemdingen nehmen.
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Der leidenschaftliche Triathlet Croissier ist selbst immer noch gut im Saft. „Ich mache seit 40 Jahren Triathlon“, sagt der Mann, der in Ellerau wohnt und über den TuS Holstein dem Hamburger Triathlonverband angehört. Croissier schwimmt, läuft und fährt jede Woche noch Rad.
Bike + Run: Polizei und Kreisverwaltung Pinneberg verbieten Duathlon
Pro Jahr nehme er noch regelmäßig an einer Handvoll dieser Wettbewerbe mit Schwimmen, Radfahren und Laufen teil. Und in seiner besten Zeit habe er die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen beim „Ostsee-Man“ an der Flensburger Förde in rund 12,5 Stunden geschafft, sagt er stolz.
Für den Nostalgie-Lauf am 7. Mai sind noch bis zum 27. April Anmeldungen möglich. Der Start ist um 10 Uhr. Anmeldungen im Internet unter www.quickbo-run.de. Das Startgeld beträgt zehn Euro. Ab 8 Uhr werden die der Startunterlagen ausgegeben. Gegen 11 Uhr werden die ersten Läufer im Ziel erwartet.
Umkleide- und Duschmöglichkeiten sind in der Grundschule Hemdingen in der Barmstedter Straße vorhanden. Die Verpflegungsstände mit Getränken und Obst gibt es alle 2,5 Kilometer und im Ziel an der Schule Hemdingen. Jeder Teilnehmende erhält eine Finisher-Medaille. Die drei jeweils erstplatzierten Frauen und Männer werden ebenso wie die Siegerinnen und Sieger in den Altersklassen mit Pokalen geehrt.