Pinneberg. 160 Seiten Gutachten und Expertisen sprechen eine klare Empfehlung aus. Wann das Ergebnis vorgestellt wird.
Wo wird die neue, rund 500 Millionen Euro teure Zentralklinik mit 871 Krankenhausbetten im Kreis Pinneberg bis 2032 errichtet? In Pinneberg oder in Elmshorn?
Nur eine der beiden größten Städte im Kreis wird dann weiterhin Krankenhaus-Standort bleiben. Am Mittwoch, 22. März, fällt dazu die politische Entscheidung im Hauptausschuss des Kreistages.
Entscheidung: Elmshorn oder Pinneberg – wer bekommt die Zentralklinik?
Die eigentliche Standortauswahl trifft die erweiterte Geschäftsführung der Regio Kliniken, die formal von Gesellschafterversammlung bestätigt werden muss. In diesem Gremium hat die Mitgesellschafterin Sana AG 74,9 und der Kreis Pinneberg nur 25,1 Prozent Stimmenanteile.
Ein Vetorecht des Kreises besteht nicht mehr. Ende 2022 hat er die vertraglichen Regelungen mit Sana so angepasst, dass es künftig nur noch einen Klinikstandort im Kreis Pinneberg geben soll.
Zentralklinik: Vier Gutachten und mehrere Stellungnahmen liegen vor
Zur Standortfrage liegen vier ausführliche Gutachten und mehrere Stellungnahmen von Experten vor, die 160 Seiten umfassen. Darin wird untersucht, welche der drei eingereichten Grundstücksvorschläge – zwei aus Pinneberg, einer aus Elmshorn – am besten zur medizinischen Strategie der Regio Kliniken passen würde.
Diese Frage macht mit dem Einzugsbereich des künftigen Klinikstandortes allein ein Drittel der Entscheidung aus. Auch die Verkehrsanbindung und die Erreichbarkeit für den Rettungsdienst, die jeweils 20 Prozent der Bewertung ausmachen, wurden untersucht – ebenso wie die Wirtschaftlichkeit und der Kaufpreis (10 Prozent). Die 2300 Mitarbeiter der Regio Kliniken, deren Meinung 15 Prozent bei der Bewertung zählt, haben bereits abgestimmt.
Kreispolitik ist bereits über die Entscheidung informiert
In der vorigen Woche ist ein Teil der Kreispolitik über die „Arbeitsgemeinschaft Regio“ informiert worden, in die jede Fraktion einen Vertreter entsendet hat. Dieses Gremium hat seit fast eineinhalb Jahren den Fahrplan der Standortauswahl und die Entscheidungskriterien mit der Klinikleitung festgelegt.
In der zweistündigen Videokonferenz ist den Kreispolitikern die Abwägung der Vor- und Nachteile der jeweiligen Standorte ausführlich erläutert worden. Alle Gutachten und Expertisen sprächen sich für einen bestimmten Standort aus, sagt ein Teilnehmer. Welcher das ist, soll erst am Mittwoch verkündet werden.
Zentralklinik: Insider vermuten, dass Elmshorn den Zuschlag erhält
Insider gehen aber davon aus, dass vieles für den Elmshorner Standort spricht. Die dortige 9,4 Hektar große Baumschulfläche gegenüber der jetzigen Klinik sei verkehrsmäßig am besten zu erreichen für Mitarbeitende, Patienten, Angehörige – und vor allem den Rettungsdienst.
Der verfügt wie auch die Rettungsleitstelle nebenan über eine eigene Zufahrt von und zur Wittenberger Straße, die direkt zur A23 führt. Zudem ist die Hamburger Straße vierspurig von der Autobahn bis zur Klinikeinfahrt an der Agnes-Karll-Allee ausgebaut.
Grundstücke in Pinneberg sind weniger gut verkehrlich angebunden
Das dürfte ein entscheidender Vorteil für den Elmshorner Vorschlag sein im Vergleich zu den beiden Pinneberger Grundstücken am Ossenpadd und am Rehmenfeld, die verkehrlich nicht so gut angebunden sind.
Für den Ossenpadd in Pinneberg spräche immerhin, dass ein Landesgutachten vor drei Jahren den Bereich Westring/Ecke Elmshorner Straße als den optimalen Standort für eine zu errichtende Zentralklinik empfohlen hatte. Der liegt nicht weit weg vom Ossenpadd.
Elmshorn und Pinneberg haben zuletzt massiv Werbung für sich gemacht
Beide Kommunen haben in den vergangenen Wochen und Monaten viel Werbung für sich als den besten künftigen Klinikstandort gemacht. Elmshorn präsentierte dazu im Januar ein fix und fertiges 3-D-Modell von einer neuen Klinik mit Gesundheitscampus.
„Elmshorn hat beste Voraussetzungen und ist der ideale Standort für die neue Zentralklinik“, sagte Bürgermeister Volker Hatje – und fügte hinzu: „Wir liegen genau in der Mitte zwischen Hamburg und Itzehoe.“
Bürger im Süden des Kreises suchen Kliniken in Hamburg auf
Womit der Verwaltungschef auf den Einzugsbereich anspielte, der eher für einen nördlicheren Standort der neuen Klinik spräche, weil die Bürger im Süden des Kreises im Krankheitsfall überwiegend Hamburger Kliniken aufsuchen, wie das bereits erwähnte Landesgutachten feststellte.
Die Stadt Pinneberg wiederum hat bis zuletzt in den sozialen Medien für ihre beiden möglichen Klinikstandorte geworben. Einige Zehntausend User unterstützten die Kampagne, hieß es.
Pinnebergs Bürgermeisterin sieht ihre Stadt vorn
Und Bürgermeisterin Urte Steinberg frohlockte: „Pinneberg hat die besten Chancen. Wir haben uns mit zwei baulich idealen und perfekt angebundenen Grundstücken beworben: dem Rehmenfeld im Süden und dem Ossenpadd im Norden Pinnebergs.“ Beide Grundstücke seien unbebaut und groß genug für den geplanten Klinikkomplex.
Doch ausschlaggebend sind die erarbeiteten Gutachten der Experten. Darin ist sogar untersucht worden, ob und wie ein Rettungshubschrauber die neue zentral gelegene Klinik anfliegen kann.
Fahrplan zur Standortentscheidung wurde eingehalten
Klinikchefin Regina Hein ist wichtig, dass Kreispolitik und die Regio Kliniken ein transparentes, nachvollziehbares Verfahren nach einem „klaren und eindeutigen Fahrplan“ zur Entscheidungsfindung vereinbart hätten.
Dieser Fahrplan sei genau eingehalten worden. Dabei sei anhand der bereits genannten Mindestkriterien eine Bewertungsmatrix erstellt worden, die nun eine „nachvollziehbare Rangfolge der geeigneten Grundstücke“ ergeben würde.
Das letzte Wort hat die erweiterte Geschäftsleitung der Regio Kliniken
Das letzte Wort aber hat die erweiterte Geschäftsleitung der Regio Kliniken, die aus den beiden Geschäftsführern, den beiden Ärztlichen Direktoren, der Personalleitung, dem Kaufmännischen Leiter, der Pflegedirektorin sowie der Leiterin für klinische Prozesse besteht.
Zudem habe ein Vertreter der Kreisverwaltung an den entscheidenden Sitzungen teilgenommen, wie dies im Juni vergangenen Jahres vom Hauptausschuss gefordert wurde, so Hein. Auch der Betriebsrat der Regio Kliniken sei anwesend gewesen.
Kreispolitiker halten Entscheidungsfindung für nachvollziehbar
Die befragten Kreispolitiker aus der „Arbeitsgemeinschaft Regio“ bestätigen auf Nachfrage, dass für sie die Entscheidungsfindung aufgrund der etwa 160 Seiten umfassenden Gutachten und Expertisen „absolut nachvollziehbar“ sei. Sie würden ihren Fraktionen für die Hauptausschusssitzung am Mittwoch empfehlen, entsprechend zu votieren.
Nachdem die Pflegekräfte der Regio Kliniken bereits für mehr Lohn gestreikt haben, werden an diesem Dienstag, 21. März, die Ärzte in den Ausstand treten. Ihre Interessensvertretung, der Marburger Bund, hat die Mediziner aus den kommunalen Kliniken zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen.
320 Ärzte der Regio Kliniken sind Dienstag zum Streik aufgerufen
Aus Schleswig-Holstein sind das noch zwölf Krankenhäuser. Bei den Regio Kliniken, die trotz des privaten Mehrheitsgesellschafters Sana AG weiterhin dem kommunalen Arbeitgeberverband angehören, sind etwa 320 Ärzte angestellt.
- Malerei: Göttlichers Mammutwerk - ein Hauch von St. Tropez in Uetersen
- A23: Bauarbeiten starten Montag – lange Staus erwartet
- Schenefeld: Casino sucht den besten Dealer Deutschlands
Der Marburger Bund habe 2000 Ärzte im Norden zum Warnstreik aufgerufen, teilt Sprecherin Nicole Brandstetter mit. Er fordert für die Ärzte einen Inflationsausgleich und eine lineare Gehaltssteigerung von 2,5 Prozent.
Gesundheitliche Versorgung im Kreis ist trotz des Streiks sichergestellt
Die gesundheitliche Versorgung der Patienten bei den Regio Kliniken werde aber trotz des Warnstreiks jederzeit sichergestellt sein, betonen sowohl die Sprecherin des Marburger Bundes wie auch die Leitung der Regio Kliniken.