Elmshorn. Stadtwerker, Pflegekräfte und Klinikangestellte gehen für mehr Lohn auf die Straße. Gewerkschaft Verdi droht mit Urabstimmung.

Großer Warnstreik-Tag der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Mittwochmorgen in Elmshorn: Gut 500 Beschäftigte kommunaler Arbeitgeber demonstrierten auf dem Alten Markt für ihre Forderung von 10,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 500 Euro mehr Bruttogehalt sowie 200 Euro monatliche Tariferhöhung für die Auszubildenden im öffentlichen Dienst.

„Wegen der hohen Inflationsrate von rund zehn Prozent können viele Kollegen ihre Rechnungen und ihre Mieten nicht mehr bezahlen“, sagte Verdi-Bezirks-Geschäftsführer Ralf Schwittay für den Bereich Schleswig-Holstein-Südwest.

Warnstreik: Große Demonstration mit Rettungswagen zieht durch Elmshorn

Die Kundgebung wurde flankiert von zwei großen Demonstrationszügen, die jeweils quer durch die ganze Stadt verliefen. Der eine startete bei den Elmshorner Stadtwerken, wo sich auch die streikenden Mitarbeitenden der benachbarten Energieversorger aus Pinneberg, Wedel, Quickborn, Barmstedt und Halstenbek versammelten.

Am Regio Klinikum in Elmshorn trafen sich die Pflegekräfte und Beschäftigten des Rettungsdienstes, die mit gleich sieben Fahrzeugen mit Sirenenlicht den Aufzug begleiteten. Die Rettungssanitäter fordern zudem eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit, die zurzeit bei 48 Stunden liege.

Im Hintergrund zu sehen: Auch Rettungsfahrzeuge beteiligten sich am Demonstrationszug in Elmshorn.
Im Hintergrund zu sehen: Auch Rettungsfahrzeuge beteiligten sich am Demonstrationszug in Elmshorn. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch die Mitarbeitenden der Elmshorner Arbeitsagentur, der Lebenshilfe und einiger Stadt- und Gemeindeverwaltungen wie Halstenbek waren dabei sowie etwa 50 Auszubildende im öffentlichen Dienst.

Trotz Streik – Notversorgung der Patienten war gesichert

Die Notfallversorgung von Patienten sei jederzeit möglich gewesen, betonte Verdi-Sekretär Schwittay. Jeweils zwei OP-Säle in den beiden Krankenhäusern Pinneberg und Elmshorn seien voll funktionsfähig geblieben.

„Wir regeln immer erst die Sicherstellung der Patientenversorgung, was nach meinem Kenntnisstand gelungen ist“, bestätigt Regina Hein, Geschäftsführerin der Regio Kliniken, auf Nachfrage diese Aussage. Die Notfallrettung sei ebenfalls jederzeit gewährleistet gewesen, betonte Verdi. Nur einige Krankentransporte, die keine medizinische Dringlichkeit gehabt hätten, seien verschoben worden.

Warnstreik in Elmshorn – das ist die Bilanz der Polizei

Die Polizei, die die beiden Aufzüge durch die Stadt begleitete, die für kurze Zeit für Staubildung im Berufsverkehr gesorgt hat, bilanzierte: „Der Warnstreik verlief absolut störungsfrei“, sagte Sandra Firsching von der für den Kreis Pinneberg zuständigen Polizeidirektion Segeberg.

Auf dem Podium der Kundgebung sprachen unter anderen die Betriebsratsvorsitzenden der Regio Kliniken und der Stadtwerke Wedel. Es wurden unterstützende Grußworte der Elmshorner SPD-Landtagsabgeordneten Beate Raudies und des Linken-Kreistagsabgeordneten Klaus-Dieter Brügmann verlesen.

Warnstreik für etwa 10.000 Betroffene im Kreis Pinneberg

Für die Gewerkschaft Verdi gehe es darum, öffentlichkeitswirksamen Druck auf die bevorstehende dritte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern des öffentlichen Dienstes für Bund und Kommunen Ende März auszuüben, erklärte Schwittay.

Bundesweit seien rund 2,5 Millionen Beschäftigte betroffen. In Schleswig-Holstein würden etwa 100.000 Männer und Frauen und im Kreis Pinneberg gut 10.000 Menschen in kommunalgeführten Unternehmen arbeiten, die dringend eine finanzielle Entschädigung für die galoppierende Verteuerung der Energiepreise, Mieten und Lebensmittelkosten benötigten.

Falls die kommunalen Arbeitgeber darauf nicht eingehen sollten und es auch zu keiner annehmbaren Schlichtungsvereinbarung käme, stehe Verdi Gewehr bei Fuß, bereits zu Ostern eine Urabstimmung unter den Beschäftigten zu organisieren, die bei einer Zustimmung von 75 Prozent in einen Generalstreik münden könnte, warnt Schwittay.

Bisher habe die Arbeitgeberseite drei Prozent mehr Lohn zum 1. Oktober 2023 und weitere zwei Prozent mehr Gehalt zum 1. Juni 2024 angeboten. Dazu soll es zwei Inflationsprämien von insgesamt 2500 Euro je Beschäftigten geben.