Schenefeld. Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof stellt sich für eine vierte Amtszeit zur Wahl. Warum das fast alle Fraktionen begrüßen.
Auffallend harmonisch klingt das: Nachdem Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD) verkündet hat, sich für eine vierte Amtszeit in Schenefeld zu bewerben, erhält sie für diese Entscheidung aus der Politik fast nur Zustimmung. Aber eben nur fast. Denn die Grünen singen keine Lobeshymne auf die Amtsinhaberin.
Sollte es bei der Bürgermeisterwahl am 17. September einen Gegenkandidaten geben, der von einer der aktuell fünf Ratsfraktionen unterstützt wird, bleiben laut einer Abendblatt-Umfrage nur die Grünen übrig. Alle vier anderen Fraktionen kündigten an, auf die aktive Unterstützung eines Gegenkandidaten verzichten zu wollen. Auch die FDP, die keinen Fraktionsstatus hat, will keinen eigenen Kandidaten aufstellen.
Schenefeld: Bürgermeisterin Christiane Küchenhof erntet Lob – auch aus der CDU
„Ich persönlich finde es sehr gut, dass Christiane Küchenhof noch einmal kandidiert“, sagt selbst CDU-Fraktionschef Hans-Jürgen Rüpcke. Und er fügt hinzu: „Ich arbeite gerne mit ihr zusammen.“ Die Sympathie für die SPD-Amtsinhaberin gelte zwar nicht für die gesamte CDU-Fraktion, aber für die Mehrheit der Mitglieder.
Die Tendenz, einen Gegenkandidaten aufzustellen und zu unterstützen, gehe gegen Null, so Rüpcke. „Einen Gegenkandidaten aufzustellen, würde ja heißen, dass man unzufrieden ist. Das bin ich nicht.“
Bürgermeisterwahl: SPD freut sich über die vierte Kandidatur
Auch in Küchenhofs eigener Partei, der SPD, kann von einer Unzufriedenheit mit der Arbeit der Bürgermeisterin keine Rede sein. „Wir freuen uns sehr, dass sich Christiane Küchenhof für eine vierte Amtszeit zur Wahl stellen wird“, sagt die Fraktionschefin Monika Stehr.
Die Bürgermeisterin habe sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, habe lange hin und her überlegt und sich Bedenkzeit erbeten. Einer offiziellen Nominierung durch die SPD bedürfe es nicht.
Auch in der Offensive für Schenefeld gibt es Küchenhof-Fans
„Sie nominiert sich ja quasi selbst, bewirbt sich aus dem Amt heraus“, so Stehr. Und sie ergänzt: „Christiane Küchenhof hat die volle Unterstützung der SPD, das haben wir ihr schon versichert.“
Auch in der Fraktion der Offensive für Schenefeld (OfS), die als Nachfolgerin der Schill-Partei nicht wieder zur Kommunwahl am 14. Mai antritt, gibt es Küchenhof-Fans. „Wir begrüßen, das Christiane Küchenhof weitermachen will. Sie ist eine exzellente Bürgermeisterin“, sagt OfS-Mitglied Andreas Wilken.
OfS-Mitglied Andreas Wilken kandidierte 2005 gegen Christiane Küchenhof
Er wird mit dem Ende der Offensive für Schenefeld seine politische Karriere nach der Kommunalwahl in der CDU fortsetzen. „Ich werde für Frau Küchenhof stimmen“, kündigt Wilken an. Sie vertrete die Belange Schenefelds hervorragend nach außen. Und auch verwaltungsintern habe er keine Klagen bezüglich ihrer Führung vernommen.
2005 war Wilken selbst als Gegenkandidat von Christiane Küchenhof ins Rennen gegangen. Mit der damaligen CDU-Bürgervorsteherin Heike Mittelberger (15,2 Prozent) und dem Ex-Chef der Schenefelder Bank, Heinz-Horst Meyer (27,0 Prozent), und eben Wilken musste sich die heute 55-Jährige bei ihrer ersten Wahl gleich dreier Gegner erwehren.
Seit 1. Februar 2006 ist Küchenhof Bürgermeisterin von Schenefeld
Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann Wilken kam damals mit 2,7 Prozent auf den letzten Platz. Die Direktwahl entschied die SPD-Frau bereits im ersten Wahlgang mit 55,1 Prozent der Stimmen für sich und trat als Nachfolgerin des in Pension gegangenen Günter von Appen das Bürgermeisteramt am 1. Februar 2006 an.
„Frau Küchenhof hat mich vorige Woche über ihre erneute Kandidatur in Kenntnis gesetzt, ich habe mich sehr darüber gefreut“, sagt Manfred Pfitzner, Fraktionschef der Fraktion Bürger für Bürger (BfB). Seine Fraktion sei sich schon zuvor einig gewesen, dass sie eine Fortsetzung der Amtsgeschäfte durch die jetzige Verwaltungschefin positiv gegenüber stehen würde.
Bürger für Bürger (BfB) halten Küchenhof für die bestmögliche Bürgermeisterin
„Frau Küchenhof ist seit 18 Jahren Bürgermeisterin, sie weiß bestens Bescheid und kennt die Verwaltung aus dem Effeff“, so Pfitzner. Er könne sich keinen besseren Bürgermeister oder keine bessere Bürgermeisterin vorstellen als Christiane Küchenhof.
Peter Venthien (FDP) ist Einzelkämpfer seiner Partei in der Ratsversammlung – und findet es „beachtlich, dass Frau Küchenhof ein viertes Mal antritt“. Angesichts der schwierigen Aufgaben zolle er ihr Respekt, so Venthien. „Sie macht das im großen und ganzen gut“, sagt der FDP-Mann.
Auch die FDP aus Schenefeld steht hinter der Verwaltungschefin
Nur bei der Wirtschaftsförderung wünsche er sich mehr Power von der Verwaltung und auch zum Thema Innovationen wäre mehr möglich, findet Venthien. Mit Constantin von Piechowski war 2017 das damalige FDP-Ratsmitglied gegen Christiane Küchenhof angetreten – und holte 2542 Stimmen (22,9 Prozent). Küchenhof bekam mit 8576 Wählerstimmen mehr als dreimal so viel Zuspruch, landete bei 77,1 Prozent.
Ein Kandidat der FDP wird ihr am 17. September nicht gefährlich. Zwar hatte Constantin von Piechowski nach seiner Wahlniederlage durchaus angedeutet, sich nochmals bewerben zu wollen. Inzwischen arbeitet und lebt er jedoch in Hamburg – und würde von der Orts-FDP auch nicht mehr unterstützt. Das jetzige Ratsmitglied Venthien kündigt an, dass die FDP keinen Gegenkandidaten stellen wird.
Schenefeld: Nur die Grünen stimmen nicht in die Lobeshymnen ein
Bleiben die Grünen übrig, die bei der Kommunalwahl am Mai 2018 mit 1670 Stimmen (28,3 Prozent) vor SPD (1597 Stimmen, 27,0 Prozent) und der CDU (1561 Stimmen, 26,4 Prozent) als stärkste Fraktion ins Ziel gingen.
Deren Fraktionschef Mathias Schmitz, der bei der Kommunalwahl am 14. Mai im Alter von 72 Jahren erstmals für den Kreistag kandidiert, bleibt auf Abendblatt-Anfrage wortkarg.
„Ich möchte zu dem Thema nichts sagen“, gibt er zu Protokoll. Trotz mehrfachen Nachbohrens – Schmitz mag sich weder über die Arbeit der Amtsinhaberin noch zu möglichen Gegenkandidaten äußern.
Gegenkandidaten ohne Parteiunterstützung benötigen 135 Unterschriften
Mögliche Gegenkandidaten können auch ohne die Unterstützung einer Fraktion ihren Hut in den Ring werfen. Dazu brauchen sie Unterstützungsunterschriften von Personen, die in Schenefeld wohnen und dort wahlberechtigt sind. Die Menge entspricht laut Gemeindeordnung der fünffachen Anzahl der Ratsvertreter. Das sind 27, so dass das Quorum in diesem Fall bei 135 Unterschriften liegt.
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Einzelbewerber müssen ihre Unterlagen sowie die erforderliche Anzahl an Unterschriften bis zum 24. Juli um 18 Uhr im Rathaus einreichen. Vier Tage später entscheidet der Gemeindewahlausschuss über die Zulassung der Bewerber. Sollte am 17. September niemand die absolute Mehrheit der Stimmen bekommen, würde drei Wochen später – am 8. Oktober – eine Stichwahl stattfinden.
Schenefeld: Wahlbeteiligung bei voriger Bürgermeisterwahl lag bei 71,5 Prozent
Bei der vorigen Bürgermeisterwahl am 24. September 2017 waren 15.900 Schenefelder wahlberechtigt. 11.370 nahmen ihr Stimmrecht war, dies entspricht einer Wahlbeteiligung von 71,5 Prozent. Der hohe Wert erklärt sich mit der parallel stattfindenden Bundestagswahl.
Am 4. September 2011, als nur der Name Christiane Küchenhof auf dem Wahlzettel stand, gingen von 15.194 wahlberechtigten Schenefeldern lediglich 3704 zur Wahl. Die Dauer-Amtsinhaberin holte 80,9 Prozent der Stimmen und sprach von einem ehrlichen Ergebnis.