Rellingen. Animal Care blickt auf zehn erfolgreiche Jahre zurück und baut den Einsatz aus. Wie die Tierschützer Nachwuchs gewinnen wollen.

Durch sie ist die Welt der Tiere ein bisschen besser geworden: Nun hat der Rellinger Verein Animal Care sein zehnjähriges Bestehen gefeiert – und auf ein erfolgreiches Jahrzehnt mit vielen Aktionen für das Tierwohl zurückgeblickt. Zudem hat der Verein viel vor, Projekte für das neue Jahr sind bereits entwickelt. So wollen die Tierschützer den Kampf gegen illegalen Welpenhandel ausweiten.

Filmhund Lilly in aus dem Zeichentrickfilm des Rellinger Vereins Animal Care, in dem es um illegalen Welpenhandel geht
Filmhund Lilly in aus dem Zeichentrickfilm des Rellinger Vereins Animal Care, in dem es um illegalen Welpenhandel geht © Animal Care

Mit dem Animationsfilm „Lilly“ hat der Verein ein starkes Zeichen gesetzt, um den Welpenhändlern ihr tierquälerisches Handwerk zu legen. „Lilly“ ist die Hauptfigur in einem einzigartigen Filmprojekt, mit dem Animal Care „dem schmutzigen Geschäft auf Kosten der Tiere den Kampf ansagt“, wie Sina Hanke, Vorsitzende des Rellinger Tierschutzvereins, sagt.

Tierschutz: Mafiöse Strukturen im illegalen Welpenhandel

Niedliche Fotos, fantasievolle Texte – so werden die Welpen online angeboten, aber: Die Tiere würden unter unwürdigen und katastrophalen Haltungsbedingungen vor allem in Osteuropa für die Nachfrage auf dem deutschen Markt produziert. Oft seien die Tiere, die gutgläubige Hundefreunde beispielsweise bei Ebay ganz bequem vom heimischen PC aus kaufen, todkrank und sterben beim neuen Herrchen oder Frauchen nach wenigen Tagen.

„Die Händler sind hochkriminell und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück“, sagt Hanke. Es handele sich um clanähnliche, mafiöse Strukturen und ein Milliardengeschäft. Nach dem Drogen- und Waffenhandel sei der illegale Welpenhandel das einträglichste Geschäft.

Mit einem Tierschutz-Preis will der Verein Nachwuchs gewinnen

Nun will Animal Care die Aufklärung fortsetzen, stärker an die Öffentlichkeit gehen und zwei Lkw zum Thema plakatieren, die eine Spedition den Tierschützern zur Verfügung gestellt hat. Weiteres Ziel für 2023 sei, den Kinder-Tierschutz auszubauen. Nachhaltiger Tierschutz sei, die Generation von Morgen altersgerecht an Tierschutz-Themen heranzuführen.

Animal Care plant unter anderem ein Tierschutz-Buch, der Verein wolle einen Kinder-Tierschutzpreis ausloben, auf den sich Kinder mit ihrem Projekt bewerben können. Weitere Infos sollen folgen.

Animal Care hilft Hunden auf Fuerteventurea

Die bisherigen Initiativen würden weiterlaufen. So bewahrt Animal Care auf Fuerteventura Hunde vor einem leidvollen Leben und dem sicheren Tod in einer der Tötungsstationen – auf der beliebten Urlaubsinsel stand die Wiege des Vereins. Dort lernten sich Sina Hanke und ihre Co-Vorsitzende Stephanie Schön kennen, entdeckten ihre gemeinsame Passion für den Tierschutz und gründeten den Verein.

Sie freuen sich über ein Jahrzehnt erfolgreiche Arbeit: die Vorsitzenden des Rellinger Tierschutzvereins Animal Care, Stephanie Schön (links) und Sina Hanke.
Sie freuen sich über ein Jahrzehnt erfolgreiche Arbeit: die Vorsitzenden des Rellinger Tierschutzvereins Animal Care, Stephanie Schön (links) und Sina Hanke. © Animal Care | Animal Care

Die Tierschützer suchen Flugpaten, die die Hunde nach Norddeutschland bringen, wo sie bei ihren neuen Herrchen und Frauchen ein neues Leben ohne Leid genießen. Oder sie finden verantwortungsvolle Tierhalter auf der Kanareninsel, wo die Hunde dauerhaft und artgerecht leben dürfen.

In Kooperation mit Landwirten werden Katzen kastriert

„Seitdem der Verein besteht konnten so weit mehr als 200 Hunde vor einem qualvollen Tod gerettet werden“, sagt die Vorsitzende. Der Rellinger Verein unterstützt auch die Tierschützer auf Mauritius – auch dort erleben Hunde und Katzen abseits vom vermeintlichen Urlaubsparadies „die Hölle auf Erden“.

In Rellingen und Umgebung kastrieren die Mitglieder in Kooperation mit den Landwirten auf den Höfen Katzen.
In Rellingen und Umgebung kastrieren die Mitglieder in Kooperation mit den Landwirten auf den Höfen Katzen. © HA

In Rellingen ist der Verein auch aktiv: In Kooperation mit Landwirten werden Katzen kastriert. „Die Tiere vermehren sich enorm schnell, in kürzester Zeit wird aus einem Freigängerpärchen eine ganze Katzenkolonie“, sagt Sina Hanke – mit verheerenden Folgen: Die jungen Tiere leiden am oft tödlichen Katzenschnupfen mit verklebten Augen sowie eitrigem Augen- und Nasenausfluss.

Der Verein gibt Tierpatenschaften für nicht vermittelte Hunde

Regelmäßig informieren die Aktiven von Animal Care in der Region über ihre Arbeit und sammeln Spenden. So sind die Tierschützer regelmäßig auf dem Eulenfest in Quickborn vertreten. Wer Hunden in Not helfen will, kann auch eine Tierpatenschaft übernehmen und mit monatlich mindestens fünf Euro dazu beitragen, dass Hunde, die nicht vermittelt werden, weil sie alt, krank oder als gefährlicher Hund eingestuft sind, trotzdem gut versorgt werden.

Von 16 Mitgliedern im Gründungsjahr 2012 ist Animal Care inzwischen auf rund 200 gewachsen. Die Einnahmen lagen vor zehn Jahren bei 2496 Euro, im Vorjahr bei 98.231 Euro. Die Summe ergibt sich aus Mitgliedsbeiträgen, Patenschaften, Spenden und dem Verkauf von Kalendern und Postkarten.

Tierschutz: Der Verein wächst – jetzt gibt es eine Teilzeitstelle

Vervielfacht haben sich auch die Ausgaben. Dennoch blieb aus 2021 ein Überschuss von gut 22.000 Euro, der eingesetzt wurde, um Sina Hanke in Teilzeit anzustellen. „Durch das erfreuliche Wachstum von Animal Care sind die anfallenden Arbeiten im Verein mittlerweile so umfangreich, dass das Engagement längst über ein Hobby wie zu Gründungszeiten hinaus geht. Die Tierschutzarbeit bei Animal Care ist eine Lebenseinstellung, der ich erfreulicherweise nun in Teilzeitbeschäftigung nachgehen kann“, sagt Hanke.

Auch Stephanie Schön zieht ein positives Fazit: „Als wir Animal Care vor zehn Jahren gegründet haben, waren wir noch Studentinnen. Trotz Vollzeitjobs und Familienleben ist es uns gelungen, dass der Verein über die Jahre so kontinuierlich und positiv gewachsen ist. Wir sind unglaublich stolz darauf, wo Animal Care heute steht, auch wenn das mit unfassbar viel Arbeit verbunden ist.“