Helgoland. Für die Insel rückt „Alt werden auf Helgoland“ in den Fokus. Aber auch den jungen Leuten sollen Angebote gemacht werden.

Thorsten Pollmann, der im September vorigen Jahres die Bürgermeisterwahlen auf Helgoland gewonnen hat, fungiert seit dem 1. Januar als neuer Verwaltungschef im Insel-Rathaus. Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt hat Pollmann die wichtigsten Projekte für das aktuelle Jahr benannt.

Helgoland: Neues Zentrum für Brandschutz und Rettungsdienst

Die Errichtung des Zentrums für Brandschutz, Rettungsdienst und Polizei am Leuchtturm bleibt auch in diesem Jahr ein zentrales Thema auf Helgoland. „Wir sind mitten im Bau“, sagt Bürgermeister Thorsten Pollmann. Er hofft, mit dem Projekt noch in diesem Jahr fertig zu werden. Die Beschaffung von Rohstoffen und Material sei allerdings wie überall ein Problem.

Gesundheitszentrum
Die Verwirklichung eines Gesundheitszentrums stand bereits im Vorjahr auf der Agenda. Im Dezember habe die Politik nun entschieden, das Zentrum im Krankenhaus einzurichten. Da gebe es allerdings noch Widerstand in der Bevölkerung, gerade unter den Älteren sei die Erreichbarkeit des abseits an einer Steigung gelegenen Hauses Thema. „Da ist es unsere Aufgabe aufzuklären und zu informieren“, sagt der Bürgermeister, „und Lösungen zu finden, damit auch ältere und eingeschränkte Personen dort hinkommen.“ Übergangsweise könne ein Gesundheitszentrum im alten Container-Rathaus Platz finden.

Die allgemeinärztliche Versorgung der Bevölkerung ist jedenfalls gewährleistet, bei fachärztlichem Bedarf reisen die Mediziner zur Sprechstunde vom Festland an. Probleme gibt’s aktuell mit dem Insel-Zahnarzt, sagt Pollmann, „aber das werden wir lösen.“

Neugestaltung
Auf der Tagesordnung stehen auch die Neugestaltung und Neuordnung im Bereich Zollmole und Landungsbrücke, es geht um Gästeströme, Frachtumschlag sowie die Ansiedlung von Gastronomie sowie Zoll und Post. Vorbereitet werde ein erster Workshop zur Gestaltung mit Einbeziehung der Bevölkerung, ein Planungsbüro sei bereits beauftragt (siehe auch Artikel auf dieser Seite „Bürger reden mit beim Hafenempfang Helgoland“).

Bungalowbau auf der Düne
Die Gemeinde versucht zudem, weitere Lösungen für den „B-Plan Düne“ zu finden, gewünscht sind weitere 15 Bungalows. Das gehe nicht ohne Konflikte zwischen Tourismus und Naturschutz ab, man arbeite an Lösungen.

Bau der neuen Kindertagesstätte soll starten

Die Pläne für die neue Kindertagesstätte am Leuchtturm liegen vor, so der Bürgermeister, „wir warten auf den Baubeginn“.

Aquarium
Der geplante Abriss des Aquariums verzögert sich weiterhin, Grund sind hauptsächlich Kostensteigerungen.

Bunkersystem
Zwar ist der neue zugängliche Teil des Bunkersystems mit dem Eingang am Fahrstuhl schon im Dezember offiziell eröffnet worden, es fehlt allerdings noch eine letzte Genehmigung, sagt Pollmann. Er hofft, dass diese im Februar eintrudelt, damit zum Saisonbeginn alles bereit ist. „Das Interesse ist jedenfalls riesengroß, alle wollen rein.“

Quartier am Südhafen
Der Komplex Wohnungsbau ist noch längst nicht abgeschlossen auf Helgoland, der Bedarf ist weiterhin da. Pollmann hat die Idee, das Quartier am Südhafen neu aufleben zu lassen, kann sich rund 30 Wohnungen gegenüber dem Hubschrauberlandeplatz vorstellen.

Helgoland widmet sich dem Thema Alt werden

Es ist ein Thema, das auf Helgoland schon viele Generationen bewegt hat: Betagte und pflegebedürftige Insulaner müssen im Alter mangels entsprechender Angebote in eine Senioreneinrichtung auf das Festland ziehen. Der Kontakt mit Verwandten wird dann aufgrund der weiten Anreise schwierig, und unter der fehlenden Bindung zur Heimat leiden fast alle. „Der große Wunsch vieler Menschen hier ist es, im Alter auf Helgoland zu bleiben, bei Bedarf betreut zu werden und letztlich auch auf ihrer Insel zu sterben“, sagt der Bürgermeister.

Die Gemeinde wolle das Thema „Alt werden auf Helgoland“ verstärkt im ersten Halbjahr angehen und abklären, was machbar ist. Denn die Rahmenbedingungen müssten stimmen, so Pollmann. Dazu zählt etwa die Einrichtung eines Mehrgenerationenhauses, betreutes Wohnen eventuell am Nord-Ost-Hafen oder die Bereitstellung von Pflegebetten. Zum Glück engagiere sich auch der Seniorenbeirat in dieser Frage. Vor allem müsse dann die ärztliche Versorgung gerade für die Älteren stimmen. „Das reicht von der Dialyse bis zur Podologie.“

Solarenergie rückt in den Fokus

Den Südhafen hat der Verwaltungschef im Blick, wenn es um die Erweiterung der Möglichkeiten zur Energiegewinnung geht. Für ihn steht die Nutzung der Sonnenenergie ganz oben, mit mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr zählt Helgoland zu den sonnenreichsten Orten in ganz Deutschland. In Kürze werde sich die Gemeinde damit befassen und mit Experten beraten. „Wir haben jede Menge Dachflächen für Photovoltaik“, sagt Pollmann, und hat dabei vor allem die großen Hallendächer am Südhafen im Blick.

In der jüngeren Vergangenheit habe sich Helgoland intensiv mit dem Thema Grüner Wasserstoff befasst. Das werde auch weiter auf der Agenda stehen, sein Vorgänger im Amt, Jörg Singer, werde die Interessen der Insel als Mitglied in der zuständigen Initiative AquaVentus vertreten. Entscheidend sei jedenfalls, so Pollmann, möglichst autark zu werden und sich unabhängig von fossilen Energien, aber auch vom Festland zu machen.

Helgoland: Neue Angebote für die Jugend

Es sind nicht nur die Älteren, um die sich die Gemeinde kümmern müsse. Pollmann: „Wir werden auch etwas für die jungen Leute tun.“ Zwar gab es schon konkrete Ideen, an der Nordseehalle ein Erlebniszentrum sowie eine Disco einzurichten, „aber die Pläne wurden aus finanziellen Gründen wieder eingestampft.“ Das Thema soll nun wieder auf die Agenda kommen.

Insel- und Halligkonferenz
Ein Großereignis hat der Bürgermeister noch für den 1. März zu vermelden. Neben den Feierlichkeiten zum 71. Jahrestag der Freigabe nach britischer Besatzung ist Helgoland in der Nordseehalle (Gastgeber der Insel- und Halligkonferenz (nordfriesische Inseln und Halligen sowie Helgoland) sowie der 3. Deutschen Inselkonferenz (Nord- und Ostsee). Also ein dreifacher Grund zum Feiern.

Tourismus
Das Neun-Euro-Ticket, das Bahnkunden auf dem Festland im vorigen Sommer nicht nur für den ÖPNV, sondern auch für billige Ausflüge nutzten, habe Helgoland nur Nachteile gebracht, sagt Pollmann. Während Inseln wie Sylt dank der Bahnanbindung zum Magneten für Neun-Euro-Touristen wurde, mussten Tagesgäste nach Helgoland zum normalen Schiffspassagenpreis noch zwölf Euro Energieaufschläge der Reedereien hinnehmen. Welchen Einfluss das geplante 49-Euro-Ticket auf den Tagestourismus nach Helgoland haben wird, sei abzuwarten, sagt Pollmann. „Wir müssen aufpassen, dass wir beim Tourismus nicht abgehängt werden.“