Pinneberg. Die Preispolitik der Stadtwerke der Kreisstadt sorgt bei viel Kunden für Unmut. So begründet das Unternehmen die Unterschiede.

Alle Energieversorger erhöhen ihre Preise für Erdgas und Strom. Verbraucher müssen ein Mehrfaches zahlen. Die größte Erhöhung meldet die Kreisstadt Pinneberg. So haben die Stadtwerke Pinneberg den Preis für ihr Hauptprodukt Pinnau.gas klassik in Pinneberg von 5,993 Cent pro Kilowattstunde netto (Stufe II) bereits zum 1. November auf 23,717 Cent pro Kilowattstunde netto erhöht. Dies entspricht einer Vervierfachung des Netto-Arbeitspreises.

Die Brutto-Jahreskosten betragen bei 20.000 Kilowattstunden rund 5201 Euro. Ohne Berücksichtigung der geplanten Gaspreisbremse. Kurios: Hamburger Neukunden zahlen bei den Stadtwerken Pinneberg deutlich weniger als Pinneberger bei ihrem Anbieter vor Ort. Das sorgt bei manchem Pinneberger für Unmut.

Stadtwerke Pinneberg waren lang der günstigste Anbieter in der Region

Im Vergleich zu den anderen Stadtwerken im Kreis Pinneberg haben die Stadtwerke Pinneberg die Preise am stärksten angehoben. „Zunächst weise ich darauf hin, dass wir im Jahr 2022 sehr lange deutlich preisgünstiger als umliegende Stadtwerke waren“, sagt Marek Wilken, Unternehmensbereichsleiter Vertrieb.

Nun änderten sich die Preise, und die Stadtwerke Pinneberg könnten nicht immer die günstigsten Anbieter sein. „Wie andere Stadtwerke auch, kaufen wir unsere Energie längerfristig im Voraus für ein Lieferjahr beziehungsweise einen bestimmten Lieferzeitraum ein. Für die Lieferungen ab Ende 2022, und für das Jahr 2023 sind wir ebenso verfahren.“

Allerdings hätten die Stadtwerke Pinneberg über die gesamten vergangenen Monate einen sehr hohen Kundenzuwachs aufgrund ihrer seinerzeitigen günstigeren Preise im Vergleich zu vielen anderen Lieferanten. Dieser unerwartet hohe und im Vergleich zu anderen Stadtwerken auch deutlich höhere Kundenzuwachs habe jedoch dazu geführt, dass die Stadtwerke Pinneberg die dann zusätzlich benötigten Energiemengen nachkaufen mussten – zu einem Zeitpunkt, wo die Marktpreise schon stark angestiegen waren. Die deshalb stark gestiegenen Gesamt-Beschaffungskosten führen zu den aktuell vergleichsweise hohen Preisen.

Pinneberg: Stadtwerke könnten Preise im Frühjahr senken

„Während andere Anbieter – auch Stadtwerke – keine Neukunden mehr beliefern wollten und dementsprechend keine Preise mehr veröffentlichten, ist unsere Philosophie als Grundversorger in Pinneberg eine andere“, sagt Wilken. „Wir möchten für alle Interessenten eine sichere Energieversorgung anbieten, gerade in diesen turbulenten Zeiten, und dabei weder Bestandskunden noch Neukunden gegenüber dem jeweils anderen benachteiligen.“

Kunden, die das gleiche Produkt wählten, würden dann auch den gleichen Preis zahlen. „Mit unseren aktuellen Preisen sind wir nicht mehr die günstigsten Anbieter, wie lange im Jahr 2022. Allerdings sind wir auch bei Weitem nicht der Anbieter mit den höchsten Preisen.“ Wilken stellt zudem eine Gaspreissenkung im Frühjahr in Aussicht: „Es zeichnet sich ab, dass wir ab April unsere Gaspreise wieder senken können.“

Die Stadtwerke Pinneberg bieten Strom und Gas nicht nur in Pinneberg an, sondern auch in Hamburg und weiten Teilen von Schleswig-Holstein – zu unterschiedlichen Preisen. Die Preise in Hamburg im Vergleich zum gefragtesten Produkt in Pinneberg: So zahlen Pinneberger beispielsweise für Pinnau.gas klassik einen Grundpreis von 126,41 Euro im Jahr plus 25,377 Cent für die Kilowattstunde. Für Pinnau.gas Hamburg zahlen Kunden aber nur 107 Euro im Jahr plus 23,766 Cent für die Kilowattstunde.

Pinneberg: Nur zwei Prozent der Kunden kommen aus Hamburg

„Unterschiedliche Preise zwischen Pinneberg und den anderen Gebieten resultieren schon immer zwingend aus unterschiedlichen Netzentgelten und Konzessionsabgaben in den jeweiligen Liefergebieten“, erklärt Wilken. Dies sei auch der Grund, warum man in Preisvergleichsportalen seine Postleitzahl eingeben müsse. „89 Prozent unserer Kunden versorgen wir im eigenen Netz, nur gut zwei Prozent unserer Kunden werden in Hamburg beliefert.“ Der Schwerpunkt liege also wie gewohnt in Pinneberg.

Zur Erklärung: Das Netzentgelt ist der Preis für die Nutzung, die jeder Netznutzer, der Strom durch das Versorgungsnetz leitet, an den Netzbetreiber zahlen muss. Außerdem müssen die Energieversorgungsunternehmen an Gemeinden und Städte dafür zahlen, dass diese ihnen das Recht einräumen, Leitungen für Gas, Strom und Wasser zu verlegen und zu betreiben (Konzessionsabgaben).

Die Stadtwerke Pinneberg würden also nicht Kunden außerhalb Pinnebergs gegenüber ihren teils langjährigen Bestandskunden in Pinneberg bevorzugen, so der Unternehmensbereichsleiter. Eine breitere und wachsende Kundenbasis trage im Gegenteil dazu bei, die kommunale Energieversorgung in Pinneberg zu sichern und zu stärken.