Hasloh. Bürgermeister Kay Löhr und FDP-Fraktionschef Valentin Langwieler wollen mit „Hasloh gestalten“ bei der Kommunalwahl antreten.
Die etablierten Parteien im ländlichen Raum scheinen immer mehr Probleme zu bekommen, politischen Nachwuchs zu rekrutieren. In Prisdorf, wo die Wählergemeinschaft Bürger bewegen Prisdorf (BBP) bereits seit 2016 mit Rolf Schwarz (68) den Bürgermeister stellt, hatte Mitte des Jahres der ehemalige CDU-Fraktionschef Matthias Booke das neue Bündnis Zukunft Prisdorf (BZP) ins Leben gerufen, weil er sich mit dieser Wählergemeinschaft bei der Kommunalwahl im Mai mehr Chancen ausrechnet. Nun wird die politische Landschaft in Hasloh auf ähnliche Weise durcheinandergewirbelt.
Hasloh: Grüne stellen sich im Mai erstmals zur Kommunalwahl
Zwei Gruppierungen (FDP und PfH), die zurzeit mit sechs der 19 Sitze im Gemeinderat vertreten sind, treten nicht wieder an. Dafür werden sich erstmals die Grünen und eine neue Wählergemeinschaft namens „Hasloh gestalten“ zur Wahl stellen. Wobei gerade diese neue Wählergemeinschaft einen ziemlich liberalen Anstrich hat. Zwei der aktuell drei FDP-Gemeindevertreter haben diese Wählergemeinschaft eigens für die Kommunalwahl aus der Taufe gehoben. Das sind der amtierende Hasloher Bürgermeister Kay Löhr, FDP-Fraktionschef Valentin Langwieler, insgesamt sind ein halbes Dutzend bisherige FDP-Fraktionsmitglieder aktiv.
Als FDP würden sie für die Wahl am 14. Mai schlicht und einfach nicht mehr die erforderlichen neun Kandidaten zusammenbekommen, begründet Löhr diesen Wechsel. Eine ganze Reihe von Menschen, die sie im Dorf angesprochen haben, ob sie sich politisch engagieren möchten, hätte grundsätzliche ihre Bereitschaft dazu signalisiert – aber eben nicht für die FDP, so Löhr.
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Freie Wählergemeinschaften gibt es auch in vielen anderen Dörfern im Kreis
So sei die Idee entstanden, sich anders für die Kommunalwahlen aufzustellen. Denn in vielen Kommunen im Hamburger Rand gebe es neben den Parteien zahlreiche freie Wählergemeinschaften, vor allem in den Dörfern, aber auch in Elmshorn, Pinneberg, Barmstedt und Uetersen. In Ellerau bestehe die BVE bereits seit 60 Jahren und stelle aktuell den Bürgermeister, betont Löhr.
„In meiner Arbeit als Bürgermeister stand immer Hasloh an erster Stelle, ohne dass eine parteipolitische Ausrichtung dabei eine Rolle gespielt hat“, erklärt Löhr, der bei seiner Wahl zum Bürgermeister im Februar 2021 auch Stimmen von der CDU und der SPD erhalten hatte. „Immer häufiger hören wir, dass Bürgerinnen und Bürger sich im Hasloh engagieren wollen, eine parteipolitische Ausrichtung aber kritisch sehen“, sagt Löhr, der selbst 2013 als parteiloses Mitglied für die FDP in den Gemeinderat gewählt wurde und dann erst in die Partei eintrat, als er gleich zum FDP-Fraktionschef gewählt wurde.
Hasloh: Kay Löhr möchte gerne Bürgermeister bleiben
Auf Ortsebene spiele die Parteizugehörigkeit kaum eine Rolle. Er werde nun auch aus der FDP austreten, da deren Statuten keine Doppelmitgliedschaft zuließen. Zudem habe er mit dem amtierenden FDP-Fraktionschef Valentin Langwieler, der nicht der Partei angehört, einen weiteren erfahrenen Mitstreiter gewonnen. Langwieler ist auch gleich zum Ersten Vorsitzenden der neuen Wählergemeinschaft gewählt worden.
Die Begründer von „Hasloh gestalten“ sind zuversichtlich, dass sie die Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen können. Drei, vier oder mehr Mandate strebten sie an, erklärt Langwieler, was umgerechnet einem Prozentanteil von mehr als 20 Prozent der Stimmen entspräche. Und Löhr, jetzt Schatzmeister von „Hasloh gestalten“ und aus der FDP ausgetreten, möchte zu gerne Bürgermeister bleiben, wie er erklärt.
Die aktuellen Großprojekte der Gemeinde würde er gerne weiter- und zu Ende führen. Dazu gehören die Ortsentwicklungsplanung, der zweite Bauabschnitt für das Neubaugebiet Neue Mitte mit rund 150 Bauplätzen, eine neue Kita für 4,4 Millionen Euro, ein Anbau an der Grundschule für die offene Ganztagsschule sowie die Zusammenführung des Bauhofes und der Feuerwehr in einem Neubau auf einem 1,1 Hektar großen Gelände an der Pinneberger Straße.
FDP ist es schwergefallen, alle Sitze in den Gremien zu besetzen
Löhr und Langwieler sind überzeugt, dass die Gemeinde weiter wachsen müsse, um die Infrastruktur für Schule und Kindergarten am Laufen zu halten. „Wir sind froh, dass wir das parteipolitische Spektrum in Hasloh bereichern können“, sagen sie. Die FDP-Ortsverbandsvorsitzende Petra Stapelfeld, die zurzeit die dritte Gemeindevertreterin der Liberalen in Hasloh ist, hat dafür den offiziellen Rückzug erklärt. Schon jetzt sei es der FDP schwergefallen, die zwölf Sitze in den Gremien und Arbeitsgruppen des Gemeinderats zu besetzen.
Sie bedauere, dass so die langjährige Geschichte der FDP im nächsten Jahr in Hasloh enden werde. „Aber uns ist wichtig, dass diese Entscheidung nicht in Folge interner Streitigkeiten gefallen ist, sondern die aktiven Mitglieder diese Entscheidung im Sinne der Hasloherinnen und Hasloher gemeinsam und im Austausch mit den übrigen FDP Ortsverbandsmitgliedern getroffen haben.“
Hasloh: Wählergemeinschaft PfH löst sich auf – Das sind die Gründe
Schluss ist dagegen nach nur einer Wahlperiode für die Wählergemeinschaft Perspektive für Hasloh (PfH), die sich 2018 aus ehemaligen Gemeindevertretern von CDU und SPD bildete. „Es macht uns keinen Spaß mehr“, sagt deren Fraktionschef Wolfgang Jendretzky, der seit 1990 fast 30 Jahre dem Gemeinderat angehörte, davon für die CDU 18 Jahre als stellvertretender Bürgermeister. „Wir sind auch schwer enttäuscht von der Informationspolitik des neuen Bürgermeisters Löhr, den wir für einen Alleinkämpfer halten“, sagt Jendretzky. Die Wählergemeinschaft werde aufgelöst.
Dafür treten die Grünen, die sich erst im Mai dieses Jahres in Hasloh gegründet und inzwischen 14 Mitglieder in Hasloh haben, erstmals bei der Kommunalwahl im Mai an. „Wir setzen uns außer für Klima- und Artenschutz für mehr Transparenz und ein soziales Miteinander ein“, erklärt Ortsvorsitzenden Sylvia Molina.