Elmshorn. Pferdestärken statt Vierbeiner: In Elmshorn startet am Sonnabend das erste motorisierte Ringstechen. Der Einritt ist frei.
Reiter, die im vollen Galopp mit einer Lanze bewaffnet versuchen, ein wenige Zentimeter großes Ziel zu treffen, gesellige Menschenmassen und Volksfeststimmung: Wer jetzt an ein mittelalterliches Ritterturnier denkt, liegt nicht ganz falsch – aber auch nicht richtig. An der Westküste finden solche Wettbewerbe noch heute statt. Das sogenannten Ringreiten zählt seit 2021 zum Immateriellen Kulturerbe Schleswig-Holsteins.
Elmshorn: Traditionelles Ringreiten mit Mofas statt Pferden
Der beliebte Pferdesport wird auch auf dem Elmshorner Pferde- und Reitbetrieb Dose-Dibbern gepflegt, steht seit Jahren auf dem Programm des Traditionsbauernhofes. Doch zum winterlichen Ringreiten an diesem Sonnabend von 18 Uhr an bleiben die Pferde brav im Stall. Stattdessen wird Mit-Betreiber Ulf Dibbern mit 24 weiteren Teilnehmern auf historischen Mofas und Mopeds unter den Galgen mit Ringhaltern hindurchfahren – wettergeschützt in der großen Reithalle an der Fuchsberger Allee 15.
Geboren wurde die Idee während eines geselligen Abends: Der ehemalige „Bauer sucht Frau“-Kandidat ließ gemeinsam mit seinem Bruder Lasse die RTL-Kuppelshow Revue passieren. Mit Spaß erinnerten sie sich an den Besuch von Bauernreporter Ralf, dem sie vom Ringreiten erzählten, und „der das total cool fand“.
Doch die Familie will sich nicht auf der Tradition ausruhen. Modernisierung steht auf dem Plan. „Was man mit Pferden machen kann, klappt mit Mofas garantiert auch“, dachte sich der 31-Jährige. Denn sein Herz schlägt neben der Landwirtschaft auch für Mofas, Motorräder und Oldtimer-Jeeps, an denen er gerne „herumschraubt, um dann querfeldein auf Spaßhügel in der Nähe zu düsen“.
Elmshorn: „Schnaps-Idee“ wird in der Reithalle Wirklichkeit
Noch am selben Abend „sind wir in den Reitstall gegangen, haben provisorisch alles aufgebaut, haben uns ein paar Mofas geschnappt. Das Fahren mit nur einer Hand klappte erstaunlich gut“, so der 31-Jährige. Aus der „Schnaps-Idee“ soll nun „eine Veranstaltung werden, zu der hoffentlich viele Besucher kommen.“
Wie beim echten Ringreiten geht es hier auch um Punkte, Ehre und natürlich jede Menge Spaß. Mannschaften gibt es nicht, jeder starte für sich selbst, erklärt der Pferdewirt. Ab 18 Uhr geht es dann darum, mit viel Geschick, Enthusiasmus und Geknatter mit einem Speer einen Ring zu treffen. Der größte Ring hat einen Durchmesser von fünf Zentimetern, der kleinste misst nur zweieinhalb Zentimeter. Am Ende wird der Sieger mit dem Goldenen Reifen geehrt.
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Der beliebte Sport wird hier also auf zwei motorisierten Rädern statt auf vier Pferdebeinen ausgeübt. Und in der Reithalle gibt es natürlich auch die alten, liebevoll zusammengeschraubten und aufgemotzten kleine Maschinen zu sehen, die bei dem Spaß zum Einsatz kommen.
Elmshorn: Bauer Ulf sammelt leidenschaftliche alte Mofas
Zu den ältesten Mopeds gehört sicherlich das Original Rex Moped der Rex Motorenwerke München aus dem Jahr 1956. Doch auch historische Motorräder von Simson, Schwalbe oder Kreidler Florett sind zu bestaunen. Die Fahrerinnen und Fahrer kommen aus dem „lockeren Motorradclub, der sich vor einigen Jahren in Elmshorn gebildet hat“, erklärt der ehemalige RTL-Bauer.
Seine Ex-RTL-Hofdame und jetzige Lebenspartnerin Anna Lina steht voll hinter dem Hobby ihres Liebsten. Und übernimmt auch gerne selbst das Steuer. Die tiermedizinische Fachangestellte ist auf Ulfs schwarzer Zündapp zu sehen.
Die Zuschauer können es sich auf einer Tribüne aus Strohballen, auf Gartenbänken und Stühlen gemütlich machen und bei Glühwein oder heißem Kakao das Rennen mitverfolgen. Für die hungrigen Zuschauer werden heiße Bockwürstchen serviert. Der Eintritt ist frei.