Kreis Pinneberg. Am Donnerstag werden Sirenen und Handys Alarm schlagen. Internetseite soll für Ernstfall vorbereiten. Und es gibt weitere Pläne.

Alle Kanäle werden aktiviert, an der Probe des Ernstfalls führt fast kein Weg vorbei: Am Donnerstag ist. Das bedeutet: Auch im Kreis Pinneberg werden alle verfügbaren 206 Sirenen zweimal jeweils eine Minute lang laut aufheulen. Darüber hinaus sollen sich die Warn-Apps auf den Smartphones bemerkbar machen. Auch Radio- und Fernsehsender werden auf diesen Probealarm hinweisen.

Warntag: Kreis Pinneberg probt das Katastrophenszenario

Zudem hat die Kreisverwaltung jetzt mit kommunaler Unterstützung eine neue Internetseite freigeschaltet, die die Bürgerinnen und Bürger informieren und aufklären soll. Ziel ist, allen eine Handreichung zu geben, wie sie sich in bestimmten Krisensituationen oder Katastrophenschutzlagen verhalten sollten. „Der beste Schutz ist der Selbstschutz“, rät dabei Landrätin Elfi Heesch. Soll heißen: Alle Haushalte sollten Vorsorge für den Fall der Fälle treffen und sich am besten im Vorhinein einen Lebensmittelvorrat anlegen. Im Notfall sollte dieser zehn Tage ausreichen.

Der eigentliche Probealarm am 8. Dezember soll dazu dienen, zu prüfen, ob die Warnsysteme in einem Ernstfall ausreichend funktionieren, sagt Uwe Koltzau vom Fachdienst Sicherheit und Verbraucherschutz. Das sei bereits vor zwei Jahren bei einem ähnlichen Warntag erprobt worden.

Katastrophenschutz: Bundesweiter Warntag am 8. Dezember

Die bundesweite Aktion beginnt um 11 Uhr mit einem einminütigen auf- und abschwellenden Heulton und wird um 11.45 Uhr mit einem einmütigen Dauer-Entwarnungston beendet, erklärt Börje Wolfskämpf von der Kooperativen Regionalleitstelle West, die von Elmshorn aus jedes Jahr etwa 150.000 Notfalleinsätze in vier Kreisen koordiniert. Dieses Mal soll zusätzlich noch erprobt werden, inwieweit die elektronischen Medien und Smartphone-Apps wie Nina oder Katwarn in dieses Warnsystem eingebunden und aufeinander abgestimmt werden können, erläutert Fachdienstleiter Koltzau.

Der Kreis sei zudem dabei, die 113 Alarmsirenen, die noch von 32 Städten, Gemeinden und Verbänden unterhalten und gewartet werden, zum 1. Januar 2023 vollständig zu übernehmen und sie dann sukzessive durch hochmoderne digitale Anlagen zu ersetzen. „Bislang haben alle Kommunen zugestimmt“, sagt Koltzau.

Kreis Pinneberg stellt sich auf diverse Krisensituationen ein

Wie viele Warnsysteme künftig dann an welchen Standorten benötigt werden, soll ein Gutachten ermitteln, für das der Kreistag 95.000 Euro bereitgestellt hat. Die neuen digitalen Anlagen könnten nicht nur akustische Warnungen abgeben, sondern auch für Durchsagen an die Bevölkerung genutzt werden, so Koltzau. Die Erfahrung aus der Hochwasser-Katastrophe im Sommer 2021 im Ahrtal habe gezeigt, wie lebenswichtig ein funktionierendes Kommunikationssystem zwischen den Hilfskräften und den Betroffenen im Katastrophenfall sein kann.

Die Kreisverwaltung stelle sich auf alle möglichen Krisensituationen ein, sagt Landrätin Heesch. So könnte es Hochwasser nach Starkregenfällen oder Deichbrüchen ebenso geben wie Blackouts nach Stromausfällen. Auch lange Trockenheit nach Hitzeereignissen, die aktuelle Mangellage auf dem Energiemarkt oder eine erneute Pandemie seien denkbar. „Der Klimawandel sorgt dafür, dass einige dieser Szenarien häufiger werden. Darum ist es wichtig, dass sich die Menschen dieser möglichen Risiken bewusst werden. Sie sollen wissen, wo sie sich informieren, wo sie Hilfe erhalten können und auf welchen Wegen Warnungen erfolgen.“

Task Force soll eingreifen, wenn Strom oder Energie plötzlich weg sind

Unter der Leitung des neuen Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz, Zuwanderung und Gesundheit, Robert Schwerin, der aus dem Fachbereich für Ordnung, Sicherheit, Bauen und Umwelt herausgelöst wurde, ist zudem eine neue Task Force in der Kreisverwaltung installiert worden, die sich mit möglichen Engpässen bei der Energieversorgung beschäftigt. Zusammen mit den Stadtwerken, der Schleswig-Holstein Netz AG, dem Technischen Hilfswerk und den Freiwilligen Feuerwehren werde hier erörtert, wie krisensicher das Stromnetz im Kreis Pinneberg sei und wo es ertüchtigt werden müsste, erklärt Schwerin.

Wichtig sei es, bei möglichen Stromausfällen zunächst alle Stromabnehmer vom Netz zu trennen, bevor das System wieder hochgefahren werde, sagt der Fachbereichsleiter. Dieser Rat gelte auch für Verbraucher, bei denen sonst ständig die Sicherungen herausspringen würden. Zudem hat der Kreis weitere 250-Kilovolt-Notstromaggregate angeschafft, sodass er jetzt über fünf solcher Anlagen verfüge.

Die neue Krisen-Homepage solle keine Angst oder Panik verbreiten, sondern aufklären und Hilfestellung geben, sagt Rellingens Bürgermeister Marc Trampe, der als Vertreter der Städte und Gemeinden daran mitgewirkt hat. „Wir müssen auf Kreisebene Hand in Hand zusammenarbeiten, uns abstimmen und unterstützen“, sagt er. Kaum denkbar seien nämlich Katastrophen-Szenarien oder Unwetterlagen, die nur örtlich begrenzt blieben. Und die staatlichen Hilfsmittel wiederum seien abhängig davon, inwieweit die Bevölkerung dabei mitmache.

Kreis Pinneberg plant ein Katastrophenschutzzentrum

Deshalb sei das neue Online-Angebot entwickelt worden. Es soll Bürgerinnen und Bürgern raten, dass sie sich im Vorwege mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten absichern sollten und für den Not- oder Brandfall möglichst einen Notfall-Rucksack mit wichtigen Utensilien und Dokumenten parat haben sollten. „Wir halten das für ein wichtiges Instrument, um die Bevölkerung zu informieren“, so Bürgermeister Trampe. Denn es gebe bereits viele Anfragen aus der Bürgerschaft, wie sie sich verhalten sollten, wenn die Strom- oder die Gasversorgung abbrechen sollten.

Langfristig plane der Kreis, eine Art Katastrophenschutzzentrum zu errichten, in dem er mit den Verbänden und Hilfsorganisationen mögliche Szenarien durchspielen und sich auf Einsätze gut vorbereiten könnte, kündigt Fachdienstleiter Koltzau an. Dafür werde ein etwa drei Hektar großes Areal gebraucht, das idealerweise in der Nähe der Kreisfeuerwehrzentrale in Tornesch-Ahrenlohe liegt.

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