Kreis Pinneberg. Neues Gerät erhöht die Trefferquote. Trotz Rekord bleibt weniger Geld für den Kreis übrig. Dafür stehen neue Standorte schon fest.
Mehr Temposünder erwischt, damit die Einnahmen deutlich erhöht – und doch bleibt unter dem Strich weniger übrig: So lässt sich die Bilanz der Tempo-Überwachung von Kreis und Polizei für das Jahr 2021 zusammenfassen. Aus Verwarn- und Bußgeldern konnten Einnahmen in Höhe von 1,67 Millionen Euro generiert werden. Das sind etwa 111.000 Euro mehr als 2020, als 1,56 Millionen Euro verbucht werden konnten. Der Erlös des Kreises ging trotz des Rekords zurück. 2020 machte der Kreis ein Plus von 191.547,97 Euro, im vergangenen Jahr blieben nur 98.288,19 Euro übrig.
Kreis Pinneberg: Blitzer erwischen so viele Raser wie noch nie
Der Grund: „Die Polizei erhält einen höheren Anteil der Einnahmen als bisher“, so Eva Sühlsen, Leiterin des Teams Ordnungswidrigkeiten beim Kreis. Erstmals seien die Kosten der Zentralen Ordnungswidrigkeitenstelle in Neumünster – sie kümmert sich landesweit um die geringfügigen Verstöße – genau aufgeschlüsselt. Sie würden höher liegen als die Schätzungen der vergangenen Jahre, deshalb sei der Anteil der Polizei gestiegen sei.
Mit der mobilen Geschwindigkeitsanlage Vitronic, die von Kreis und Polizei 2017 erworben worden ist, konnten 2021 insgesamt 33.567 Temposünder überführt werden. Zum Vergleich: 2020 überführte die Anlage 27.115 Autofahrer, die zu schnell unterwegs waren. Das bedeutet einen Anstieg von 31 Prozent. Der Kreis erklärt dies mit der Zunahme des Verkehrs im Jahr 2021. Im Jahr zuvor habe während der Corona-Pandemie nebst Lockdown das Homeoffice dominiert, viele ließen ihr Fahrzeug stehen.
Bei den ortsfesten Überwachungsanlagen sind die Zahlen im Vergleich zu 2020 rückläufig. Die sechs älteren Starenkästen und die beidseitig operierende, modernere Anlage an der LSE in Schenefeld hielten 2021 insgesamt 30.777 Tempoüberschreitungen im Bild fest. 2020 wurden an den sieben Standorten noch 34.648 Autofahrer abgelichtet, die es mit der Höchstgeschwindigkeit nicht so genau nahmen.
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Kreis Pinneberg: Blitzeranhänger Zeus erwischt mehr als 19.000 Raser
Als neues Element kam 2021 der Blitzeranhänger Zeus dazu, der pünktlich zum zweiten Halbjahr in Dienst gestellt wurde. In den sechs Monaten zeichnete das Gerät bei insgesamt 19.129 Fahrzeugen Geschwindigkeitsverstöße auf. Zum Vergleich: 2020 hatte der Kreis vom 14. Mai bis zum 20. August ein Probegerät eingesetzt, das damals auf den Namen Anton hörte. Im Testzeitraum dokumentierte es 12.185 Tempoüberschreitungen, sodass sich die Verantwortlichen zum Kauf eines derartigen Gerätes entschieden.
„Zeus hat sich sehr gut bewährt. Es gibt vielfältige Einsatzmöglichkeiten im gesamten Kreis Pinneberg“, sagt Sühlsen. Weiterhin sei die Nachfrage nach Geschwindigkeitsmessungen aus der Bevölkerung, von Kommunen oder auch einzelnen Polizeidienststellen groß. Sühlsen: „Ein wichtiger Vorteil des Geräts sind die Einsätze in den Abend- und Nachtstunden sowie der Einsatz über mehrere Tage. Diese Kombination ist ansonsten nur mit stationären Geschwindigkeitsmessgeräten möglich.“
Dabei sei der Personalaufwand für den Betrieb des Blitzeranhängers gering, sodass trotz höherer Krankheitsausfälle durch Corona regelmäßig Geschwindigkeitsmessungen erfolgen konnten. Zeus komme regelmäßig vor Schulen, an Schulwegen, vor Altenheimen oder an anderen Gefahrenstellen zum Einsatz. Vereinzelt habe es Fälle von Vandalismus gegeben, in der Regel sei der Blitzeranhänger nach kurzer Reinigung oder Austausch eines Ersatzteils wieder einsatzfähig gewesen. Pläne der Kreispolitik, einen zweiten Blitzeranhänger zu beschaffen, sind laut Sühlsen derzeit nicht umsetzbar.
Kreis Pinneberg: Ältere „Starenkästen“ sollen ausgetauscht werden
Aktuell gebe es in der Zentralen Ordnungswidrigkeitenstelle der Polizei in Neumünster keine Kapazitäten, um zusätzliche Fälle bearbeiten zu können. Sühlsen: „Ob dies künftig der Fall ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Auch in der Bußgeldstelle des Kreises müsste es dann mehr Personal geben.“ Bisher gebe es keine konkreten Planungen zum Einsatz weiterer Messtechnik.
Vorangeschritten sind die Pläne zum Austausch der sechs älteren Starenkästen vom Typ „TraffiPhotS“, deren Lebensende der Herstellers Jenoptik für Ende 2024 beschlossen hat. Der Kreis rechnet dennoch damit, die Standorte bis zu diesem Datum betreiben zu können. Parallel wird die Beschaffung neuer Technik vorangetrieben, die im Frühjahr nächsten Jahres nach Genehmigung des Haushalts beginnen soll. „Danach wird im Rahmen eines Vergabeverfahrens entschieden, welches System zum Einsatz kommt“, so die Fachdienstleiterin.
Die Projektpartner von Kreis und Polizei haben die nunmehr notwendige Systemumstellung genutzt, um die Standortfrage zu stellen. In Bezug auf Schenefeld stellt sie sich nicht, weil das dortige Vitronic-System, das in Richtung Pinneberg auch als Rotlichtblitzer dient, weitergenutzt werden kann. Von den übrigen Standorten in Bilsen, Bokholt-Hanredder, Borstel-Hohenraden, Heede, Heidgraben und Rellingen bleibt nur der Blitzer in Bilsen übrig. 40 mögliche neue Standorte seien geprüft worden, sagt Sühlsen. Die Meldungen seien von Polizei und Kommunen gekommen, außerdem seien eigene Erkenntnisse des Kreises eingeflossen.
Kreis Pinneberg: Wo in Zukunft in der Region geblitzt wird
Im Ergebnis bleibe es künftig bei sieben Standorten ortsfester Geschwindigkeitsanlagen, einer Ausweitung hatte die Polizei mangels Personal eine Absage erteilt. Außer Schenefeld und Bilsen blitzt es in Zukunft in Bokholt-Hanredder – dann auf Höhe Schule/Kita –, in Rellingen neu an der Adlerstraße 37 Höhe Krupunder Ring sowie in Elmshorn (B 431 Westerstraße), Bönningstedt (Kieler Straße 129, Schule) und Hemdingen (Steindamm, Höhe Schule/Feuerwehr).
Die Kreisverwaltung geht davon aus, die alten Standorte bis Ende 2024 betreiben zu können. Weil die Nachfolge-Anlagen bereits im nächsten Jahr aufgebaut werden, sind dann für einen Übergangszeitraum mehr als sieben Standorte aktiv. „Das wird allerdings ausschließlich für diesen Übergangszeitraum gelten, da nach die Anzahl nicht dauerhaft aufgestockt wird“, beruhigt Sühlsen.
Autofahrer müssen sich noch auf eine weitere Änderung einstellen: Die neuen Starenkästen blitzen im Gegensatz zu den Jenoptik-Anlagen beidseitig. Diese Technik beherrschen bislang nur der mobile Blitzer und der Blitzeranhänger.