Kreis Pinneberg. Verwaltungsmitarbeiter und Polizei haben 2021 deutlich mehr Temposünder erwischt als 2020 – auch dank des Blitzer-Anhängers.
Der Kreis Pinneberg und die Polizei haben 2021 deutlich mehr Raser erwischt als 2020. Dazu beigetragen hat auch der neue Blitzeranhänger namens „Zeus“, der seit dem 1. Juli 2021 als weiteres Standteil der Geschwindigkeitsüberwachung fungiert. Außerdem haben die Mitarbeiter die Zahl der mobilen Messungen deutlich ausgeweitet, was ebenfalls die Fallzahlensteigerung erklärt.
Mobiler Blitzer: Kreis zieht Bilanz der Verkehrsüberwachung
Kreisweit existieren an sieben Standorten stationäre Messanlagen, sogenannte Starenkästen. Sechs davon verfügen über dieselbe Technik namens Traffipax. Für diese Standorte verfügt der Kreis über vier Kameras, die abwechselnd in den sechs Säulen eingesetzt werden. Im Vorjahr waren alle Standorte in Betrieb – mit Ausnahme von Heidgraben. „Diesen Standort passieren im Verhältnis zu den anderen Standorten die wenigsten Fahrzeuge“, erläutert Eva Sühlsen, Teamleiterin Ordnungswidrigkeiten im Fachdienst Straßenbau und Verkehrssicherheit. Daher seien in Heidgraben regelmäßig Messungen mit der mobilen Anlage Vitronic erfolgt und die vier Kameras auf die übrigen fünf Standorte verteilt worden.
An diesen sechs Standorten wurden 3060 Raser (2020: 2330) geblitzt. Dabei handelt es sich um Autofahrer, deren Verstöße in den Bußgeldbereich fallen. Diese bearbeitet der Kreis selbst. Bei geringfügigen Tempoüberschreitungen, die mit einem Verwarngeld geahndet werden, ist die Zentrale Ordnungswidrigkeitenstelle des Landes in Neumünster zuständig. Aus den 3060 Fällen resultierten letztlich 744 Bußgeldbescheide, in 133 Fällen verhängte die Behörde auch ein befristetes Fahrverbot. Spitzenreiter war ein Autofahrer, der 53 Kilometer pro Stunde zu schnell und mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs war.
Mobiler Blitzer: An der LSE wurden 2993 Autofahrer geblitzt
In Schenefeld stehen an der LSE auf Höhe des Stadtzentrums zwei feste Blitzer mit Lasertechnologie des Herstellers Vitronic. Für beide gibt es eine Kamera, die in Fahrtrichtung Pinneberg auch Rotlichtverstöße an der dortigen Ampel erfassen kann. „Am Standort Schenefeld ist die vorhandene Kamera im September 2021 gegen ein neueres Modell ausgetauscht worden“, erläutert Sühlsen. Die Kamera sei seit Errichtung des Standorts im Jahr 2012 im Einsatz gewesen. Sühlsen: „Langsam war zu merken, dass die Qualität bei den Beweisbildern nachließ.“
Aus dieser Anlage kamen 2993 Fälle (2020: 3020) bei der Bußgeldstelle des Kreises an. Sie verhängte 1432 Bußgelder gegen Raser und erließ 334 Fahrverbote. Der Spitzenreiter fuhr sage und schreibe 72 Kilometer pro Stunde schneller als erlaubt. Gegen ihn wurde ein dreimonatiges Fahrverbot ausgesprochen, er muss 1360 Euro Strafe zahlen und erhält zwei Punkte in Flensburg.
Mobiler Blitzer: Autofahrer war 81 Kilometer pro Stunde zu schnell
767 dieser Fälle betreffen Rotlichtmissachtungen. Bei 166 Fahrern zeigte die Ampel bereits länger als eine Sekunde Rot. Im schlimmsten Fall dauerte die Rotlichtphase bereits 25,9 Sekunden an, als der Wagen die Ampel passierte. Dieser Fahrer muss einen Monat zu Fuß gehen, 200 Euro zahlen und erhält zwei Punkte in Flensburg.
Aus den mobilen Messungen, die entweder direkt aus dem VW Bus oder über ein Stativ erfolgen, resultieren 5236 Fälle (2020: 3950), die zunächst dem Bußgeldbereich zugeordnet wurden. Letztlich wurden 1545 Bußgelder und 162 Fahrverbote ausgesprochen. Der höchste gemessene Verstoß stammt aus Barmstedt, wo ein Fahrer 81 Kilometer pro Stunde zu schnell war. Die Strafe: drei Monate Fahrverbot, 1431 Euro Geldstrafe, zwei Punkte im Verkehrszentralregister. Die Zahl der Messeinsätze wurde 2021 erhöht – und sie erfolgten meist auch in beide Fahrtrichtungen. „Die Jahre zuvor war das technisch bedingt kaum möglich“, sagt die Teamleiterin.
Aus der stationären und der mobilen Überwachung nahm der Kreis bisher 479.032,62 Euro ein. Diese Summe wird sich noch deutlich erhöhen, da die Bearbeitung vieler Fälle noch nicht abgeschlossen ist. Hinzu kommen auch die Einnahmen aus den Verwarngeldern, die direkt an die Landesstelle gehen. Die Abrechnung für 2021 wird erst im September erwartet. Den Gesamteinnahmen werden dann die Aufwendungen für Personal und Technik gegenübergestellt, die den Kooperationspartnern Kreis und Polizei entstanden sind. Beide erhalten dann anteilsgemäß Teile der Einnahmen.
Mobiler Blitzer: Drei Mal wurde „Zeus“ schon „attackiert“
Für den neuen Blitzeranhänger „Zeus“ gibt es eine separate Auswertung. Hier sind alle Fälle erfasst, also auch die Verwarngelder. Zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember 2021 hat der Blitzeranhänger an 25 Standorten 944.908 Fahrzeuge eingemessen und 19.092 Verstöße gegen die Geschwindigkeitsbegrenzungen festgestellt. Besonders oft blitzte es dabei in Quickborn. An der Bahnstraße, wo tagsüber Tempo 50 und nachts aus Lärmschutzgründen Tempo 30 gilt, waren 2166 Autofahrer zu schnell. An der Friedrichsgaber Straße erwischte Zeus 1537 Temposünder.
In der Eulenstadt gab es auch eine von drei Attacken auf das Gerät. Am Harksheider Weg wurde es im Oktober mit Sprühfarbe verziert. Am Elmshorner Adenauerdamm beklebten Unbekannte „Zeus“ um September mit Aufklebern. In Ellerbek, wo der Blitzeranhänger im August an der Rugenbergener Straße stand, waren die Angreifer kreativer. Sie warfen nachts ein Bettlaken über das Gerät und setzten es damit für zweieinhalb Stunden schachmatt.
Mobiler Blitzer: „Zeus“ hat 2021 knapp 100.000 Euro erwirtschaftet
In dem Anhänger sind zwei Messsysteme des Modells „TraffiStar S350“ verbaut, die eine Überwachung in beide Fahrtrichtungen ermöglichen. 240.000 Euro hat „Zeus“ gekostet, die Mietkosten für ein Testgerät im Jahr 2020 sind darin enthalten. Zwischen Juli und Dezember generierte der Kreis allein durch den Blitzeranhänger Einnahmen in Höhe von 98.122,66 Euro. Die Summe wird sich erhöhen, da noch Fälle offen sind.
„,Zeus’ ist sehr gefragt“, berichtet Sühlsen. Gerade für nächtliche Messungen biete das Gerät den großen Vorteil, dass es autark und ohne Personalüberwachung arbeitet. Sühlsen: „Es gehen regelmäßig Anfragen zu Messungen oder Beschwerden über zu hohe Geschwindigkeiten beim Kreis oder auch bei der Polizei ein.“ Hier komme nun ganz oft der Blitzeranhänger ins Spiel. „Das Team ist sehr zufrieden über den Zuwachs in der ,Messgeräte-Familie’“, sagt Sühlsen.