Hasloh. Bürgermeister kündigt an, dass ein neuer Allgemeinmediziner gefunden sei – und stößt den Seniorenbeirat vor den Kopf.

Die befürchtete medizinische Unterversorgung in der Gemeinde Hasloh könnte sich auf nur wenige Monate im neuen Jahr beschränken. Das hat Bürgermeister Kay Löhr während der jüngsten Gemeinderatssitzung angekündigt. Demnach gebe es wohl eine Nachfolge-Regelung für die Praxis des Allgemeinmediziners Olaf Kistenmacher am Mittelweg, der wie berichtet zum Jahresende aus gesundheitlichen Gründen aufhört. Eine Hausärztin aus Quickborn würde die Praxis im zweiten Quartal nächsten Jahres übernehmen wollen, kündigte Löhr an. „Dr. Kistenmacher ist sehr zuversichtlich, dass dies auch klappt.“

Hasloh: Heftiger Streit um Arztpraxis in der Gemeinde

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSH) in Bad Segeberg ist davon allerdings noch nichts bekannt. „Uns liegt keine Bewerbung für die Hausarztpraxis in Hasloh vor“, sagt KVSH-Sprecher Nikolaus Schmidt. Das müsse aber nicht bedeuten, dass es nicht bereits konkrete Gespräche und Absprachen zwischen den beteiligten Ärzten gebe. Wenn ein Stellenbewerber die Kriterien erfülle, stünde in der Regel einer Zulassung nichts im Wege. Es müsse sich aber zwingend um eine Allgemeinmedizinerin handeln, so Schmidt.

Bewerbungen für die Übernahme der Praxis seien noch bis zum 31. Mai nächsten Jahres möglich. Solange – „auch nach der Schließung“ – würde „der Zulassungsausschuss voraussichtlich eine Bewerbung akzeptieren“, so Schmidt weiter. Der Zulassungsausschuss sei ein unabhängiges Gremium, das mit Vertretern der Ärzteschaft und der Krankenkassen paritätisch besetzt sei und nach den Vorgaben der Bedarfsplanung über Bewerbungen auf Praxissitze entscheide. „Diese Entscheidung trifft nicht die KVSH, auch wenn sich die Zulassungsstelle bei uns befindet.“

Bürgermeister Löhr sei aber optimistisch, dass es zu keiner langen Vakanz für die medizinische Versorgung in seiner Gemeinde komme.“ Das Thema ist gegessen“, sagte er im Gemeinderat. Allerdings sorgte der Hasloher Bürgermeister für reichlich Unmut bei seinem örtlichen Seniorenbeirat.

Antrag nicht zugelassen: „Das ist eine Unverschämtheit“, sagt der Beirat

Dieser hatte öffentlich im Abendblatt gefordert, auf der Sitzung des Gemeinderats zu besprechen, was die Gemeinde ihrerseits tun könnte, um so schnell wie möglich einen neuen Hausarzt oder eine neue Hausärztin in den 3800 Einwohner zählenden Ort zu holen. So solle der Gemeinderat Stellenanzeigen in ärztlichen Fachschriften schalten und „Überlegungen anstellen, wie man die Ansiedlung einer solchen Praxis für potenzielle Bewerber attraktiv machen könnte“, heißt es in dem Antrag des Seniorenbeirats zur Gemeinderatssitzung.

Doch Bürgermeister Löhr ließ die Beratung darüber nicht zu. Ihm liege kein Antrag des Seniorenbeirats vor, sagte er – woraufhin Seniorenbeiratsvorsitzender Jürgen Uhr sofort widersprach. Der noch aus vier der ursprünglich sieben Mitglieder bestehende Seniorenbeirat habe dies in aller Eile entschieden und rechtzeitig zwei Wochen vor der Gemeinderatssitzung eingereicht. Dies sei aber nicht auf einer öffentlichen Sitzung des Gremiums geschehen, was notwendig gewesen wäre. Damit sei der Antrag nicht zulässig, zog sich Löhr auf die Regularien zurück. Sonst müsse er dieses Recht auch anderen Beiräten einräumen.

„Das ist eine Unverschämtheit“, ärgerte sich der Seniorenbeiratsvorsitzende Uhr und kündigte an, dass das ignorante Verhalten des Bürgermeisters noch ein Nachspiel haben werde. Tatsächlich steht in der Satzung der Gemeinde Hasloh nichts, worauf sich Löhr beziehen könnte.

Hasloh: Seniorenbeirat kämpf für Hausarztpraxis in der Gemeinde

In Satz 4 von Paragraf 1 heißt es nur: „Der Seniorenbeirat kann in Angelegenheiten, die Seniorinnen und Senioren betreffen, Anträge an die Gemeindevertretung und die Ausschüsse stellen. Die oder der Vorsitzende oder ein beauftragtes Mitglied des Seniorenbeirates kann nach dessen Beschlussfassung an den Sitzungen der Gemeindevertretung und der Ausschüsse in Angelegenheiten, die Seniorinnen oder Senioren betreffen, teilnehmen, das Wort verlangen und Anträge stellen.“ Von einer vorherigen Beschlussfassung des Seniorenbeirates in öffentlicher Sitzung ist keine Rede – auch nicht in der Gemeindeordnung.

Dem Seniorenbeirat brennt das Thema auf den Nägeln. Er argumentiert, dass es für die Hasloher „sehr negative Folgen“ haben würde, wenn es keine Hausarztpraxis mehr im Ort gebe. „Das gilt insbesondere für ältere und eingeschränkt mobile Menschen, die auf eine örtliche Arztpraxis angewiesen sind.“ Hinzu komme, dass es ohnehin für Patientinnen sehr schwierig sei, in einer anderen Hausarztpraxis aufgenommen zu werden, da diese teilweise einen Aufnahmestopp verhängt hätten.

Eine Stellungnahme von Dr. Olaf Kistenmacher war nicht zu erhalten. Trotz mehrfacher Versuche war der scheidende Arzt für das Abendblatt nicht zu erreichen.