Elmshorn. Nach dem Untreue-Fall wählte der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf eine neue Führung. Das Rennen machte denkbar knapp Steffen Paar.
Der skandalgeschüttelte Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf hat einen neuen, zweiten Propst für seine Doppelspitze gefunden. Bei der Synode am Sonnabend in Wilster fiel die Wahl der Teilnehmer der Kirchenversammlung auf Pastor Steffen Paar aus Sülfeld. Damit führt der 42 Jahre alte Geistliche den Kirchenkreis künftig gemeinsam mit Propst Thielko Stadtland. Steffen Paar übernimmt die Leitung der Propstei Nord mit Sitz in Itzehoe.
Die Wahl der Synodalen fiel dabei denkbar knapp aus. Erst im zweiten Wahlgang konnte sich Paar gegen seine Mitbewerberin Simone Pottmann aus Kaltenkirchen durchsetzen. Während im ersten Wahlgang 36 Stimmen auf Paar entfielen, gaben ihm im zweiten Wahlgang 40 von 65 Synodalen ihre Stimme – die erforderliche Mehrheit lag bei 39 Stimmen. „Ich freue mich riesig“, sagte ein sichtlich überwältigter Pastor direkt im Anschluss an die Wahl. „Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen der Synodalen und stehe bereit.“
Nach dem Finanzskandal im Februar, in dessen Folge erst Verwaltungsleiter Thomas Janßen und später auch Propst Thomas Bergemann wegen des Verdachts der Vorteilsnahme in Höhe von 40.000 Euro ihre Ämter räumen mussten, war eine neue Propstwahl im Kirchenkreis nötig geworden. Während anschließender Krisensitzungen hatten die Kirchenkreismitglieder beschlossen, an einer geistlichen Doppelspitze festzuhalten. Nun ist die Leitungsebene mit dem zweiten Propst wieder komplett. Wie berichtet, war schon zuvor auch die vakante Verwaltungsleitung im Kirchenkreis mit Sabine Tischendorf neu besetzt worden.
Neuer Propst wird wohl von Sülfeld nach Itzehoe ziehen
Der neue Propst Steffen Paar ist seit dem Jahr 2015 Gemeindepastor in der Kirchengemeinde Sülfeld im Kirchenkreis Plön-Segeberg. Er ist 1980 in Böblingen geboren und hat Evangelische Theologie in Neuendettelsau, Jena und Tübingen studiert. Seit dem Jahr 2018 ist er sowohl Mitglied der Kirchenkreissynode als auch der zweiten Landessynode der Nordkirche. Er lebt mit seinem Mann und einem Welsh-Terrier in Sülfeld.
Beate Raudies, Präses der Synode, gratulierte Pastor Paar zur Wahl: „Wir haben nicht damit gerechnet, in so kurzer Zeit wieder eine Propstenwahl auszurichten“, sagte Raudies. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir wieder eine gute Wahl getroffen haben und freue mich auf die Zusammenarbeit.“ Thielko Stadtland, der Propst der Propstei Süd im Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf, gratulierte seinem künftigen Kollegen: „Ich freue mich, dass wir nun wieder im pröpstlichen Team komplett sind und darauf, das geistliche Amt zusammen mit Pastor Paar auszufüllen.“
Auch Bischof Gothart Magaard, Vorsitzender des Pröpstewahlausschuss, zeigte sich zuversichtlich: „Mit den zur Wahl stehenden Kandidaten hatten sich zwei hervorragend geeignete Persönlichkeiten um das Amt beworben. Beide konnten auf ihre Weise persönliche Befähigungen, Qualifikationen und Talente in die Waagschale werfen. Ich freue mich, dass wir mit Steffen Paar einen neuen Propsten für den Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf gefunden haben. Damit hat die Kirchenkreissynode eine gute Wahl getroffen.“
Magaard sei zuversichtlich, dass Paar die hohen Ansprüche, die mit dem Amt verbunden sind, erfüllen werde. Steffen Paar bringe mit seinen vielfältigen kreativen Ansätzen das richtige Rüstzeug für die anstehenden Aufgaben mit.
Paar wird zukünftig die Propstei Nord des Kirchenkreises leiten. Sein Amtssitz ist Itzehoe, auch Standort des Kirchlichen Verwaltungszentrums. Als Wohnsitz sei das Propstenhaus vorgesehen, sofern nichts anderes vereinbart werde. In der Propstei Süd führt Thielko Stadtland sie Geschäfte. Er wurde 2020 von der Synode gewählt. Sein Amtssitz ist Elmshorn.
Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen die alte Leitung des Kirchenkreises
Der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf verfügt über 38 Gemeinden und 95.000 Mitglieder rund um Elmshorn. Die Synode hatte das Zwei-Pröpste-Modell im Jahr 2019 beschlossen. Grund war der verwalterische Mehraufwand an die Propstenstelle. Das pröpstliche Amt müsse sich noch mehr mit den Aufgaben Organisation, Vision und Zukunftsarbeit befassen.
Propst bezeichnet in der Nordkirche das leitende geistliche Amt eines Kirchenkreises. Von der Ausbildung unterscheidet sich ein Propst nicht von einem Pastor. Der Propst wird von der Synode des Kirchenkreises üblicherweise für jeweils zehn Jahre gewählt. Er ist Dienstvorgesetzter der Pastorinnen und Pastoren.
Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft in Itzehoe nach wie vor gegen den zurückgetretenen Propst Thomas Bergemann und den seines Amtes enthobenen Verwaltungsleiter Thomas Janßen. Zwar hatte der Kirchenkreis auf eine Strafanzeige verzichtet, dennoch begann die Staatsanwaltschaft, wegen des Anfangsverdachtes der Untreue zu ermitteln.