Quickborn. Nach seinem Einzug ins Quickborner Rathaus muss Thomas Beckmann in kürzester Zeit vor allem eines: Krisen managen.
Seinen Start hätte er sich etwas leichter vorgestellt. Als neuer Bürgermeister in Quickborn musste Thomas Beckmann (61) gleich ins kalte Wasser springen. Eine Einarbeitung war ihm nicht vergönnt. Und er ist an allen Ecken und Enden als Krisenmanager gefragt.
Quickborn: Neuer Bürgermeister steht vor großen Herausforderungen
Nur ein Auszug der Dinge, die entschieden werden müssen, liefere da einen Vorgeschmack: Rekordverschuldung, Millionen-Defizit im Haushalt, marodes Straßennetz, Sanierungsstau in der Kanalisation, wichtige Personalstellen im Rathaus sind vakant, noch keinerlei Planungen für die 700-Jahr-Feier im nächsten Jahr angeschoben. „Hier hat sich eine Welle von Dingen aufgetürmt, die zur Entscheidung anstehen“, sagt der neue Verwaltungschef, der zurzeit von Termin zu Termin eilt und sich von den Mitarbeitenden gerade per „Druckbetankung“ einen Überblick über die wichtigsten Themen verschaffen lässt.
Vieles sei monatelang liegen geblieben, sagt Beckmann. Sein Amtsvorgänger Thomas Köppl hatte zwölf Wochen Resturlaub. Das persönliche Verhältnis zwischen dem langjährigen CDU-Bürgermeister und dem FDP-Vorsitzenden, der ihn bei der Stichwahl besiegt hatte, ist zerrüttet und ließ keinen Spielraum für Absprachen, die im Sinne der Stadt vielleicht sinnvoll gewesen wären. In seiner Funktion des Vize-Bürgermeisters, die er zuvor innehatte, wäre das ohne weiteres möglich gewesen. Aber ein Rückblick im Zorn sei seine Sache nicht, so Beckmann. Dazu fehle ihm auch die Zeit.
Minus im Etat: Steuern sollen aber nur im Notfall erhöht werden
Es brenne überall: 8,5 Millionen Euro Minus klaffen im Verwaltungshaushalt für das nächste Jahr. Dafür werde er der Politik noch im November erste Einsparvorschläge machen müssen. „Der Druck ist groß. Wir werden nicht mehr alle Wünsche erfüllen können“, kündigt Beckmann an. Die geplanten Investitionen in Höhe von etwa 16 Millionen Euro werde er wohl auf neun Millionen Euro zusammenstreichen müssen. „Sonst ist der Haushalt nicht genehmigungsfähig.“ Das habe das Land bereits signalisiert. „Wenn es irgendwie machbar ist, möchte ich keine Steuern erhöhen“, so Beckmann.
Erschwerend komme hinzu, dass er für den Fachbereich Finanzen schnell eine neue Leitung braucht. Die bisherige Kämmerin Sabine Dornis wechselt in die Verwaltung nach Henstedt-Ulzburg. Der langjährige Büroleiter Jochen Lattmann geht Ende November in den Ruhestand. Und auch der vor einem Jahr geschaffene Posten des Klimamanagers ist immer noch unbesetzt. „Da werden wir zwangsläufig auch nach geeigneten Bewerbern von außen suchen müssen“, sagt Beckmann. Aber der Fachkräftemangel und die Konkurrenz zu anderen Behörden mache die Suche nicht leichter.
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Wirtschaftsförderung hat Beckmann zur Chefsache erklärt
Seiner Belegschaft von gut 300 Mitarbeitenden verspricht der neue Bürgermeister, dass er erst nach eingehender Analyse und Beratung mit ihnen und den zehn Fachbereichsleitern Veränderungen vornehmen werde. „Das wird sehr behutsam geschehen“, sagt Beckmann. Ein Interessenbekundungsverfahren, das jeden Mitarbeiter verpflichtete, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, wie dies vor 18 Jahren sein Amtsvorgänger einführte, „wird es nicht geben“, versichert er.
Den Bereich der Wirtschaftsförderung werde er allerdings zur Chefsache erklären und direkt an das Bürgermeisterbüro anbinden. Möglicherweise müsse dieser Bereich personell aufgestockt werden. Denn allein die finanzielle Misere Quickborns mache die Wirtschaftsförderung und Ansiedlung neuer, steuerkräftiger Betriebe dringend notwendig. „Dafür werden wir auch neue Gewerbeflächen, etwa an der Friedrichsgaber Straße, ausweisen müssen“, kündigt Beckmann an.
City-Manager soll Leerstand in der Innenstadt reduzieren
Das 700-jährige Bestehen Quickborns im nächsten Jahr soll aber auf jeden Fall möglichst groß gefeiert werden. Dazu möchte Beckmann gern zu einem Festakt im Januar einladen und der Bürgerschaft zum Eulenfest im September eine Reihe von Veranstaltungen anbieten. Konkret geplant sei aber noch nichts. Als eine seiner ersten Amtshandlungen habe er jetzt eine Einladung nach Kiel schicken lassen, damit auch ein Vertreter der Landesregierung zum Stadtgeburtstag kommt.
Immerhin eine frohe Botschaft habe ihn aber auch schon erreicht. Der Antrag auf Förderung eines Sport-Innenstadt-Konzepts sei endgültig angenommen. Der Bund werde sich an dem Drei-Jahres-Programm von 1,3 Millionen Euro mit knapp einer Million Euro beteiligen. Dafür sollen ein City-Manager und ein Sport-Aktivator fest eingestellt werden. Der City-Manager soll sich um den Leerstand der Geschäfte, die Öffnungszeiten und die Gestaltung der Schaufenster kümmern.
Der Sportaktivator könnte zusammen mit den Sportvereinen und Fitness-Centern sportliche Events in der Innenstadt anbieten. Der kleine Rathauspark soll dafür mit den Bürgern umgestaltet werden. Diese Förderzusage freue ihn besonders, da er vor zwei Jahren als Ratspolitiker die Verwaltung auf dieses Bundesprogramm aufmerksam machte.
Politik erwartet Ergebnisse – und begleitet Beckmann zunächst kritisch
Zu seiner Agenda, die er in den ersten 100 Tagen anschieben möchte, gehöre neben einem Programm zur Straßensanierung auch eine Lösung für die schmale Brücke über die A7 in der Ulzburger Landstraße. Die dortige Baustellen-Ampellösung müsse verändert werden. Eines der Themen in seinem Wahlkampf. „Da gibt es jetzt natürlich eine Erwartungshaltung in der Bevölkerung“, weiß Beckmann. Mit dem neuen Verkehrsminister in Kiel habe er dazu bereits Kontakt aufgenommen.
Auch mit den vier ehrenamtlichen Bürgermeistern der mitverwalteten Kommunen Bönningstedt, Hasloh, Ellerau und Ascheberg am Plöner See habe er bereits Gespräche geführt. „Das sind unsere Partner.“ Allerdings sehe er hier, gerade bei den seit zehn Jahren bestehenden Verträgen mit Hasloh und Bönningstedt, Bedarf für eine Anpassung auch in finanzieller Hinsicht. Und: „Es wird keine neuen Verwaltungsgemeinschaften mit weit entfernt liegenden Orten geben.“
Quickborns neuer Bürgermeister will Politik besser einbinden
Sein Ziel sei, ein gutes partnerschaftliches Verhältnis zur Ratspolitik zu pflegen. Dafür soll es regelmäßige Gesprächsrunden geben. Der frühere FDP-Chef, der auch im politischen Raum polarisieren konnte, wünscht sich einen Neuanfang in den Beziehungen. Das wird ihm auch von den anderen Fraktionen gespiegelt. „Wir versuchen, mit ihm vertrauensvoll zusammenzuarbeiten“, kündigt SPD-Fraktionschefin Astrid Huemke an. Sie erwarte, dass er seine Wahlkampf-Versprechen insbesondere zur A7-Brücke umsetze. „Er hat ja erklärt, dass er es besser könne als Köppl. Das wird er beweisen müssen.“
Grünen-Fraktionschef Dirk Salewsky findet es „positiv“, dass Beckmann die Politik besser einbinden möchte. Auch gefalle ihm, dass er seine Verwaltung nur behutsam verändern will.
Erster Stadtrat Bernd Weiher (CDU) sagt: „Wir werden Bürgermeister Beckmann nicht blockieren, sondern warten erst einmal ab. Wenn er konstruktive Vorschläge macht, die realisierbar und finanzierbar sind, werden wir uns nicht verweigern. Aber wir werden kritisch schauen, was da kommt.“