Schenefeld. Mit Ulf Dallmann geht der Mann, der die neue Mitte in Schenefeld auf den Weg gebracht hat. Ein Nachfolger wird gesucht.

In den neun Jahren seiner Tätigkeit hat Ulf Dallmann vollbracht, was seinem Vorgänger in mehr als 20 Jahren nicht vergönnt war: Er brachte die Erneuerung des Schenefelder Stadtkerns auf den Weg. „Es ist schade, dass ich die Realisierung nicht vor Ort miterleben werde“, sagt der 53-Jährige. Denn Schenefelds Stadtplaner hat gekündigt, sein Büro im Rathaus zum 1. November geräumt. Er wechselt in seine alte Heimat, wird Bauamtsleiter der Gemeinde Bispingen in Niedersachsen.

Schenefeld: Stadtplaner Ulf Dallmann verlässt die Stadt

Der Stadt Schenefeld ein echtes Zentrum zu verschaffen, dieser Aufgabe hatte sich Dallmann hauptsächlich verschrieben. Die Stadt wurde die in diesem Jahr zwar ein halbes Jahrhundert alt, aber eine echte Mitte hatte sie nie. „Wir sind 2014 gestartet, als Schenefeld in das Städtebauförderprogramm aufgenommen wurde und die vorbereitenden Untersuchungen begannen“, erinnert sich Dallmann. 2017 folgte ein städtebaulicher Wettbewerb, ehe 2019 der Rahmenplan begonnen und in diesem Jahr fertiggestellt sowie von der Politik verabschiedet wurde. „Das war ein Meilenstein“, sagt Dallmann, der den Prozess bisher verantwortlich gesteuert hatte.

Nach Abschluss des Rahmenplans haben nun die Projektsteuerer der Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadterneuerung (GOS) übernommen. Wenn es an die Umsetzung geht, sind die Experten für Hoch- und Tiefbau im Rathaus am Zug. Schenefelds Ex-Stadtplaner hat vorige Woche auf einer Veranstaltung ein letztes Mal Werbung für den neuen Stadtkern gemacht – sein Herzensprojekt.

Schenefeld: 65 Millionen Euro für die neue Mitte

„Wir rechnen mit öffentlichen Investitionen von etwa 65 Millionen Euro“, sagt der 53-Jährige. Je ein Drittel zahlen Bund, Land und Stadt. Dallmann: „Das ist ein Glücksfall.“ Das Geld wird für Grunderwerb, Straßenneubau und -verlegung, Gestaltung von neuen Plätzen und nicht zuletzt für den Bau des Bürgerzentrums benötigt. Es soll Volkshochschule, Bücherei, Bürgerbüro und – laut Beschluss der Politik – auch das Rathaus beherbergen. Es gilt als das neue Herzstück der Stadt.

Zu den öffentlichen Mitteln kommen Investitionen der privaten Grundstückseigentümer – gerechnet wird mit der dreifachen Summe insbesondere für Wohnungsbau. Macht mehr als 200 Millionen Euro, die in den nächsten Jahrzehnten in den neuen Stadtkern fließen. Zum Projekt gehört auch der Umbau der LSE (Altonaer Chaussee).

Ziel ist, dass die vierspurige Straße mitten durch das Zentrum ihren trennenden Charakter verliert. Dazu werden unter anderem die Fahrtrichtungen durch einen Grünstreifen, der mit höheren Bäumen bepflanzt wird, getrennt und großzügige Querungshilfen geschaffen. Der LSE-Umbau soll 2025 erfolgen, vorher fällt die Luninez-Brücke der Abrissbirne zum Opfer. „Die Vorbereitungen laufen, das muss von langer Hand geplant werden“, so Dallmann.

Schenefeld sucht bereits einen neuen Stadtplaner

Neben dem Stadtkern hat sich der 53-Jährige mit Sondergebietsplanungen etwa für Einkaufsmärkte befasst, am Verkehrsentwicklungskonzept und den vor kurzem verabschiedeten baulandpolitischen Grundsätzen mitgewirkt, die Baumschutz- und die Stellplatzsatzung mitgestaltet. „Fast alles ist vollendet“, so Dallmann, der den Zeitpunkt des Abschieds bewusst gewählt hat. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin müsse sich nun mit der Neuaufstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) befassen, das wurde zuletzt im Jahr 2005 aktualisiert.

2013 hatte Dallmann in Schenefeld den Fachdienst Planen und Umwelt übernommen, war seitdem Chef von sieben Mitarbeitern. Zuvor hatte der gebürtige Niedersachse nach seinem Realschulabschluss zunächst in Uelzen eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolviert, bevor er an der Fachhochschule Hannover Architektur und Städtebau studierte. Später arbeitete er in einem Ingenieurbüro in Kiel, ehe er der freien Wirtschaft Lebewohl sagte und zur Stadtplanung in die Schenefelder Verwaltung wechselte.

Nun kehrt der 53-Jährige in seine alte Heimat Niedersachsen zurück, will noch einmal etwas neues anfangen und näher an seiner Familie und seiner neuen Lebensgefährtin sein. „Es war ein tolles Team in Schenefeld, ich verlasse die Stadt ungern“, sagt Dallmann. Er bedanke sich auch bei der Politik für den konstruktiven Dialog. Bürgermeisterin Christiane Küchenhof lässt ihn ungern ziehen. „Es wird nicht einfach, einen Nachfolger zu finden“, sagt sie. Die Stelle sei ausgeschrieben, der Bewerbungsprozess laufe. „Unser Ziel ist eine Nachbesetzung zum schnellstmöglichen Zeitpunkt“.