Schenefeld. Anlage in Schenefeld soll in wenigen Monaten Betrieb aufnehmen. Warum es Streit zwischen der Stadt Hamburg und dem HVV gibt.
Es ist ein ganz besonderer Bus, der momentan täglich auf dem Betriebshof der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) in Schenefeld zu sehen ist. Das Fahrzeug des Herstellers MAN, das momentan zu Schulungszwecken genutzt wird, ist ein reiner Elektrobus – und der Vorbote einer ganzen Flotte.
Für sie wird derzeit für zwölf Millionen Euro eine Ladeinfrastruktur geschaffen, die im Frühjahr 2022 mit der ersten Ausbaustufe in Betrieb gehen soll.
Schenefeld: VHH setzen auf Elektromobilität
Die Ladestation, für die es Fördermittel in beträchtlicher Höhe gibt, entsteht auf einem 7700 Quadratmeter großen Grundstück, das gegenüber dem VHH-Betriebshof am Osterbrooksweg liegt. In der Vergangenheit wurde die Fläche als Mitarbeiterparkplatz und Abstellplatz für Busse genutzt. Nun entsteht dort eine hochmoderne Anlage, in der 80 Busse gleichzeitig geladen werden können.
In der Mitte befindet sich ein 81 Meter langes und nur vier Meter schmales Infrastrukturgebäude, in dem zunächst der 10.000 Volt Wechselstrom aus der ebenfalls auf dem Grundstück befindlichen Übergabestation der SH Netz in 400 Volt Gleichstrom umgewandelt wird. Aufgrund der benötigten Strommenge „werden wir letztendlich über eine Direktleitung von dem Übergabepunkt zum Umspannwerk verfügen“, erläutert Ole Hoffmann, Teilprojektleiter Ladeinfrastruktur bei der VHH.
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Während im Erdgeschoss die dazu benötigten Transformatoren untergebracht sind, stehen im Obergeschoss die Ladegleichrichter für die Ladepunkte, deren Kapazität bis zu 150 KB umfasst. Beidseitig überspannt ein nicht durch Stützen unterbrochenes Stahltragwerk, das vom Obergeschoss des Gebäudes ausgeht, die gepflasterte Fläche.
Schenefeld: VHH kann überall mit Elektrobussen fahren
Sie umfasst auf der einen Seite sechs, auf der anderen acht Spuren. Von diesem Tragwerk, das begrünt werden soll, hängen die Ladekabel herunter, die dann von den Busfahrern in die Fahrzeuge gesteckt werden. Bis zu acht Busse können in einer Reihe stehen und gleichzeitig geladen werden. Während Gebäude und Technik bereits baulich weit fortgeschritten sind, sollen in diesen Tagen auch die Pflasterarbeiten beginnen.
„Angesichts der aktuellen Dieselpreise machen Elektrobusse zunehmend Sinn“, sagt Toralf Müller, der Geschäftsführer der VHH. In Bergedorf hat sein Unternehmen bereits 50 derartige Fahrzeuge in Betrieb, in Norderstedt sind es zehn. Es handelt sich sowohl um Solo- als auch Gelenkbusse der Hersteller MAN und Evobus aus Deutschland, Irizar aus Spanien und Volvo aus Schweden, die über eine Reichweite von bis 250 Kilometer verfügen. Müller nennt sie „ordentlich“ und stellt klar, dass die VHH „ihr gesamtes Liniennetz auf E-Tauglichkeit überprüft“ haben. Das Ergebnis: „Wir können alle Umläufe mit Elektrobussen fahren.“
Schenefeld: Ladestation für Elektrobusse soll 2022 fertig sein
Bis dies soweit ist, wird es noch etwas dauern. Für Schenefeld ist geplant, dass die erste Ausbaustufe der Ladestation mit Platz für 40 E-Busse im März 2022 in Betrieb genommen werden kann. Die ersten Busse sollen im Januar geliefert werden, ein weiterer, größerer Posten dann im Juni. Die zweite Ausbaustufe soll bis Jahresende 2022 betriebsbereit sein, dann werden weitere fabrikneue Busse erwartet.
Dank intelligenter Ladetechnik kann der Ladestromverbrauch halbiert werden. Die VHH verfügt über ein System, in dem permanent der Ladezustand der Fahrzeuge abrufbar ist. Auf diese Weise können Fahrzeuge aus dem Linienbetrieb herausgelöst und wiederaufgeladen werden, ohne dass dies dem Fahrgast auffällt. Und dank der im voraus planbaren Umläufe erhält das Fahrzeug immer nur so viel Strom zugeteilt, wie es auch benötigt.
„Unsere Fahrer genießen es, mit einem E-Bus zu fahren“, sagt Müller. Und laut Unternehmenssprecherin Christina Sluga sind „auch die Rückmeldungen der Fahrgäste sehr positiv“. Die E-Busse „sehen schon optisch anders aus als die normalen Fahrzeuge, sie sind echte Hingucker“, sagt Sluga. Alle E-Busse seien auch am Schriftzug „Elexity“ erkennbar und würden einen Namen tragen, der mit E beginnt. Laut Sluga sei auch der Komfort erhöht worden – es gäbe bessere Sitzpolsterungen, USB-Ladebuchsen etwa für Handys und Holzfußböden.
Schenefeld: Streit zwischen VHH und Stadt schwelt weiter
Bis 2030, wenn die VHH den vom Senat der Hansestadt vorgegebenen Hamburg-Takt erfüllen und gleichzeitig nur noch umweltfreundliche E-Busse einsetzen muss, wird der Fuhrpark des Unternehmens etwa 1000 Busse umfassen. Das entspricht einer Verdoppelung des Bestandes. Schon lange vorher werden die neu geschaffenen Ladekapazitäten in Schenefeld erschöpft sein.
Das Konzept der VHH sieht vor, den gegenüberliegenden Betriebshof komplett auf E-Mobilität umzustellen, dazu muss auch unter anderem eine völlig neue Werkstatt errichtet werden, wie sie in Bergedorf schon existiert. Weil auch die Zahl der Fahrzeuge steigt, braucht das Unternehmen mehr Platz und hat eine weitere Fläche an der Holzkoppel erworben, auf der sich früher ein Sportpark befand.
Über die Nutzung dieses Areals liegen die VHH und die Stadt im Streit. Die Stadt möchte dort einen Technologiepark errichten und hat für diese Fläche eine Veränderungssperre erlassen, in die auch das Gelände des jetzigen Betriebshofs eingebunden ist. Eine diesbezügliche Klage der VHH wird am 22. Dezember vom Verwaltungsgericht Schleswig verhandelt, die Richter haben einen Ortstermin an der Holzkoppel angesetzt.