Barmstedt. Galerie-Atelier III auf der Barmstedter Schlossinsel zeigt erstmals Werke von Björn von Schlippe. Was es zu sehen gibt.
Die Stadt Hamburg, der Hafen und der Kiez haben es dem Künstler angetan. Björn von Schlippe malt und gestaltet gerne Wimmelbilder von seiner Heimatstadt und karikiert auf seinen großflächigen Bildern und Collagen Alltagsszenen, wie sie sich in Hamburger Vierteln abspielen. Wobei der Objektkünstler seine fantasievollen Arbeiten zumeist aus Papier, Pappe und Kartons anfertigt. Vom kommenden Sonnabend, 29. Oktober, an zeigt von Schlippe seine Werke erstmals im Galerie-Atelier-III auf der Rantzauer Schlossinsel in Barmstedt.
Barmstedt: Galerie auf der Schlossinsel zeigt Pappmaché-Kunst
„Kartonismus“ heißt die Ausstellung, die Galeristin Karin Weißenbacher in ihren Räumen bis Mitte Dezember zeigt. Das sei ein Wortspiel aus den Begriffen Karton und Cartoon, erklärt sie, weil von Schlippe seine Darstellungen und Porträts vom Hafen, der Kneipenszene oder dem Rotlichtmilieu gerne humorvoll und hintergründig als komische, surreale und satirische Karikaturen inszeniert. „Der Illustrator Björn von Schlippe hat den Kartonismus erfunden“, sagt Karin Weißenbacher.
Das erinnert ein wenig an die damalige Nachfolgesendung des Musikladens in den 1980er-Jahren, wo ein kleines Mädchen in der Sendung „Extratour“ schnippisch rief: „Achtung, jetzt kommt ein Karton!“, bevor tatsächlich ein Karton herunterfiel und sie vollständig bedeckte, auf dem „Cartoon“ stand – und dann ein Sketch begann. Ob Künstler von Schlippe sich davon inspirieren ließ, vermag Weißenbacher nicht zu sagen. Aber der Begriff Cartoon stammt vom französischen carton ab, der übersetzt Pappe heißt und ursprünglich auf Karton gezeichnete Entwürfe für Fresken und Tapisserien bezeichnete.
Björn von Schlippe lebt und arbeitet im Künstlerhaus Ohlendorffturm
„Björn von Schlippe ist ein Allround-Genie“, sagt Karin Weißenbacher. Er könne nicht nur unheimlich gut malen und gestalten, sondern spiele auch ausgezeichnet Klavier. Zudem besäße er eine unheimlich schnelle Auffassungsgabe und könnte in Sekundenschnelle bestimmte Szenen oder Atmosphären erfassen und durch schnelles Zeichnen auf den Punkt bringen. Damit werde er auch gerne von Firmen gebucht, sagt Weißenbacher.
Auch dafür gibt es ein früheres Vorbild aus dem Fernsehen. So trat der Schnellzeichner und Karikaturist Oskar, der eigentlich Hans Bierbrauer hieß, oft in TV-Shows wie „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal auf, wo er in einem atemberaubenden Tempo Bilderrätsel oder die Profile der Kandidaten zeichnen konnte.
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Björn von Schlippe lebe und arbeite in dem Künstlerhaus Ohlendorffturm in Hamburg-Rahlstedt, erklärt Weißenbacher. Dort habe sie ihn kennen- und schätzen gelernt und sofort entschieden, ihn zu einer der nächsten Ausstellungen nach Barmstedt einzuladen. Seine plastischen Arbeiten fertige er vor allem aus Karton, den er sich aus dem Altpapiercontainer hole, erzählt sie.
Humorvolle Kunst aus Pappmaché auf der Rantzauer Schlossinsel
Die verschiedenen Karton- und Pappmaché-Reste zerschneidet von Schlippe dann mit Schere oder Skalpell zu seinen Figuren aus dem Alltagsleben, die er mit Klebstoffen zu großflächigen Collagen und Objekten arrangiert und bemalt. Diese Collagen sind oft so vielschichtig und mehrdeutig wie Kinderbücher, in denen die Figuren beweglich sind und so plötzlich immer wieder neue Situationen erschaffen können.
Vor allem ein grünes Krokodil taucht oft bei ihm auf. Es erscheint gleich auf einer Vielzahl seiner Werke in unterschiedlichen Funktionen. In einer frivolen Darstellung einiger Hausbewohner greift es mit dem Schwanz einer fast nackten Schönheit an die Brust. Oder es ist Teil einer kreisförmigen „Fressen-und-Gefressen-Werden“-Anordnung, die von der Urschlange bis zu seltsamen Fabelwesen reicht.
Barmstedt: Ausstellungseröffnung auf der Schlossinsel am 29. Oktober
Stark und detailreich sind seine Wimmelbilder vom überfüllten Strand in Övelgönne, dem Hafengeburtstag oder dem Dom mit Hunderten von Figuren und Einzelszenen. Einen türkischen Gemüsemarkt, wie es ihn in Altona gibt, portraitiert er ebenso detailgetreu und liebevoll wie eine Kiezkneipe mit ihren typischen Gästen am Tresen, wobei die Getränkepreise – Fassbier und Korn für jeweils zwei Euro – weit vor der inflationären Epoche stammen müssen.
Sein Wandbild „Kopfgeburten“ ist eine stehende Skulptur aus Pappe, bei der der Betrachter in den Kopf eines Menschen hineinschauen und seine Gedanken lesen kann. Offenbar dreht sich da vieles im Unbewussten um menschliche Dramen wie Liebe, Erotik und Ängste. Auch der Stammbaum der Familie von Schlippes ist wie mit Wappenfiguren in der Art eines Totempfahls dargestellt. Zur Ausstellungseröffnung am 29. Oktober wird der Künstler selbst vor Ort sein.
Ausstellungseröffnung: „Kartonismus“ mit Objekten und Bildern des Hamburger Zeichners, Karikaturisten und Kartonkünstlers Björn von Schlippe im Galerie-Atelier-III, Rantzau 11, auf der Barmstedter Schlossinsel, Sonnabend, 29. Oktober, 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist anschließend bis zum 11. Dezember zu besichtigen. Das Atelier ist dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie am Wochenende von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.