Kreis Pinneberg. Mit dem Umzug von Pinneberg nach Ellerhoop ist eine „grüne Meile“ das Ziel. Konkrete Pläne und Kosten werden nun ermittelt.
Der von den Betreibern und den grünen Verbänden im Kreis geforderte Umzug des Baumschulmuseums von Pinneberg nach Ellerhoop soll jetzt abermals gutachterlich untersucht werden. Der Wirtschaftsausschuss des Kreistages hat bereits weitgehend zugestimmt, 35.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zur Verfügung zu stellen. Die letzte Entscheidung tritt der Ausschuss dazu am heutigen Dienstag (25. Oktober). Eine Zustimmung dürfte Formsache sein, da CDU, SPD, Grüne und FDP diese bereits im Wirtschaftsausschuss signalisiert haben.
Pinneberger Baumschulmuseum will nach Ellerhoop
„Wir haben starkes Interesse daran“, betont der Ausschussvorsitzende Jens Petersen (FDP). „Mit dem Umzug des Baumschulmuseums zum Gartenbauzentrum nach Ellerhoop bekämen wir dort die grüne Meile, die sich viele wünschen.“ Als möglicher Standort wird jetzt eine etwa zwei Hektar große, freie Fläche direkt an der alten Bundesstraße Höhe Thiensen favorisiert, die der Bund deutscher Baumschulen (BdB) mit dem Arboretum tauschen müsste.
„Das ist ein sehr attraktiver Vorschlag“, sagt BdB-Landesgeschäftsführer Frank Schoppa. Dem Bund deutscher Baumschulen gehöre dort bereits eine 1,7 Hektar große Versuchsfläche, die er dem Baumschulmuseum zur Verfügung stellen würde.
Die Gesamtkosten der Machbarkeitsstudie werden nach Angaben von Schoppa, der auch dem Förderverein Pinneberger Baumschulland vorsitzt, rund 200.000 Euro betragen, wovon der Kreis die genannten 35.000 Euro und die Aktivregion aus EU-Mitteln rund 120.000 Euro übernehmen sollen. Die noch fehlenden 50.000 Euro sollen mit Hilfe von Spenden, der Umweltlotterie, der Sparkassen und mit Eigenmitteln eingeworben und aufgebracht werden. „Wir werden dann auf Klingeltour gehen“, kündigt Schoppa an. Die Machbarkeitsstudie soll im Frühjahr ausgeschrieben werden. Mit Ergebnissen rechnet Schoppa bis Ende 2023.
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Wie es mit dem Baumschulmuseum jetzt weitergehen soll
Die hohen Kosten der Machbarkeitsstudie ergäben sich aus den Förderrichtlinien des Bundes, von dem sich der Förderverein finanzielle Unterstützung für das Millionen-Projekt erhofft, wenn es ab 2024 umgesetzt werden soll. „Wir sprechen hier von einem attraktiven Ausflugszentrum, dessen Einzugsbereich etwa fünf Millionen Menschen in Hamburg, Schleswig-Holstein und dem nördlichen Niedersachsen umfasst.“
Dazu würden nun konkrete Pläne und Berechnungen für die Hochbau- und Freiraumplanung sowie Konzept- und Betriebsplanung jeweils mit Kostenschätzungen und Potenzialanalysen benötigt. „Das sind praktisch mehrere Gutachten in einem“, erklärt Schoppa. „Da werden nicht nur Skizzen, sondern bestimmte Leistungsstufen und richtige Bauplanungen verlangt.“
Baumschulmuseum soll interaktiv und erlebbar werden
Nach einer Vorstudie, die der Kreis Pinneberg bereits mit 10.000 Euro gefördert hat, soll die gesamte 1,7 Hektar große Fläche des BdB für das künftige Baumschulmuseum genutzt werden. Neben dem eigentlichen Museum soll es ein großes Freigelände geben, das den ökologischen Wert der Bäume pädagogisch beschreibt und erlebbar macht.
„Es geht um das Anfassen und Begreifen, um spielerisches Erlernen, Erforschen, sich Bewegen und Wohlfühlen“, heißt es dazu in dieser Vorstudie. „Alles, was ein Baum zu bieten hat, wird hier erlebbar“, vom Baumstamm über das Holz, die Baumrinde, das Bauminnere, die Baumkrone und die Blätter- und Blütenformen bis hin zu Wurzel und Wurzelsystemen.
„Potenzial nutzen – groß denken“: Das ist von nun an die Devise
Auch ein Baumhaus sowie Spiellandschaften und ein Baumkindergarten sind geplant. „Das Baumhaus lädt zum Erkunden ein. Durch Klettern, interaktive Elemente und Wasserspiele können die Kinder die einzelnen Pflanzenbestandteile auf neue Art und Weise kennenlernen“, heißt es dazu in der Vorstudie. „Ein Labyrinth aus Weiden oder eine geflochtene Weidenhütte ergänzen die Spielmöglichkeiten in Verbindung mit Pflanzen.“
Im Museum selbst ist eine große Ausstellungsfläche für die Werk- und Fahrzeuge aus den verschiedenen Epochen der Baumschulwirtschaft geplant. Ein Café für die Besucher soll es geben. „Aufgrund der Vorbild-Funktion des Gebäudes als öffentliches Museum und als Stätte für Umweltbildung sollten bei Gebäudekonstruktion und -technik höchste ökologische Standards realisiert werden“, heißt es dazu in der Vorstudie. Als Baustoffe sollten möglichst nachwachsende Rohstoffe verwendet, das Dach begrünt und der Energieverbrauch minimiert werden.
„Potenzial nutzen – groß denken“, heißt es wörtlich in der Vorstudie, die ein Fachbeirat in Auftrag gegeben hat. Dieser besteht aus dem Förderverein des Baumschulmuseums, dem BdB, dem Garten- und Landschaftsbau, der Gemeinde Ellerhoop, der Kreisverwaltung, dem Kreistagspräsidium und Museumsexperten. Der Neubau eines Baumschulmuseums in Ellerhoop werde bestimmt „einige Millionen Euro kosten“, ist sich BdB-Chef Schoppa sicher. Die genaue Investitionssumme mit möglichen Fördermitteln soll nun die Machbarkeitsstudie ermitteln.
Pinneberger Baumschulmuseum: Große Bedeutung für die Region
„Wir hoffen, dass der Kreis diesen nächsten großen Schritt mitgeht“, sagt Schoppa. Denn die viel zu kleinen Räumlichkeiten am jetzigen Standort in Pinneberg-Thesdorf, wo sich das 2019 zertifizierte Baumschulmuseum seit 1994 befindet, seien schon längst nicht mehr zeitgemäß. Auch eine ehrenamtliche Betriebsführung sei kaum noch zu bewerkstelligen.
„Das Deutsche Baumschulmuseum ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland“, heißt es in der Vorstudie. „Es zeigt die über 250-jährige Entwicklung unserer besonderen Regional-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und wirkt identitätsstiftend in der Region.“ Immerhin beschäftigt die Baumschulwirtschaft im Kreis Pinneberg in etwa 300 Betrieben rund 2500 Beschäftigte auf 4200 Hektar Land.