Kreis Pinneberg. Tarifkampf bei kreiseigener Busgesellschaft KViP hat Auswirkung auf Schülerverkehr. Eltern sprechen von unnötigen „Machtspielen“.

Ausgerechnet am ersten Schultag nach den Herbstferien traf viele Eltern und Schüler im Kreis Pinneberg der Busstreik der Kreisverkehrsgesellschaft (KViP), der auch die Schülerverkehre zwischen Elmshorn, Barmstedt, Uetersen und Wedel organisiert. Dennoch sei das erwartete Chaos nach einer Umfrage des Abendblatts ausgeblieben. In den Schulen habe des keine allzu großen Problemen gegeben.

Busfahrer-Streik: Eltern im Kreis Pinneberg haben kein Verständnis

„Es lief relativ reibungslos“, sagt etwa Jasmin Glismann von der Schulverwaltung des Ludwig-Meyn-Gymnasiums in Uetersen. „Wir haben die Elternvertreter schon vor einer Woche darüber informiert.“ Auch in Barmstedt und Elmshorn schienen die Schüler mit dem Rad oder organisierten Elterntaxis rechtzeitig zur Schule gekommen zu sein.

Gleichwohl spricht Malkin Jäger, stellvertretender Vorsitzender der Kreiselternvertretung der Grundschulen, von einer „Katastrophe“. Wenigstens die Schulbusse könnten doch verkehren, appelliert er an die KViP. „Es geht doch um die Bildung der Kinder und Jugendlichen.“

Auch Thorsten Muschinski aus Elmshorn, Vorsitzender der Landes- und Kreiselternvertretung von 185 Gemeinschaftsschulen im Land und 18 im Kreis, hält es für bedenklich, dass die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ihren Streik auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen austrage. Diese „Machtspiele“ sollte Verdi lassen, findet er. „Macht mal einen Punkt. Für viele Eltern ist das ein Problem. Die Eltern haben jegliches Verständnis für diesen Streik verloren.“

Kreis Pinneberg: Busfahrer wollen noch die ganze Woche streiken

Peter Jahn, der Betriebsratsvorsitzende der KViP, argumentiert dagegen, dass die organisierte Belegschaft nicht anders hätte handeln können. „Wir haben ja keine reinen Schülerverkehre, sondern zum Großteil gemischte Linienverkehre.“ Darum könnten die Schulbusverkehre nicht etwa von dem Streik der 21 Buslinien der KViP ausgenommen werden. „Wir würden liebend gern unsere Fahrgäste befördern und die Fahrschüler zur Schule und wieder nach Hause fahren.“

Aber die Arbeitgeber im Omnibus-Tarifverband Nord, dem die kreiseigene KViP angehört, weigerten sich partout, auf die Stundenlohnerhöhung von 1,95 Euro für die 150 Busfahrer der KViP einzugehen. Anders aber sei der reale Kaufkraftverlust von 140 Euro im Monat für die Betroffenen nicht auszugleichen. „Wir werden die ganze Woche bis einschließlich Freitag streiken“, kündigt Jahn an.

Von dem Vorschlag des Elternbeiratsvorsitzenden Muschinski, die Busse fahren zu lassen, aber kein Fahrgeld einzukassieren, um so dem Arbeitgeber zu schaden, wie dies in anderen Ländern bei Streiks praktiziert werde, hält Betriebsratschef Jahn nichts. „Wir sind rechtlich dazu verpflichtet, den Fahrpreis einzukassieren, sonst würden die Kollegen ja nicht ihren arbeitsrechtlichen Verpflichtungen nachkommen.“

Busfahrer-Streik: Kein Chaos an den Schulen im Kreis

Die Eltern am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in Barmstedt haben sich offenbar mit Fahrgemeinschaften abgesprochen. „Es gab keine große Aufregung bei uns“, sagt Schulleiter Jan Skendzic. „Alle unsere Schülerinnen und Schüler sind irgendwie hergekommen.“ Obwohl er die Zahl der Fahrschüler auf rund die Hälfte der 620 Schüler schätzt. Auch an der Elsa-Brändström-Schule in Elmshorn sei das Chaos ausgeblieben, erklärt Schulleiter Kevin Amberg. „Es ist vielleicht etwas voller als sonst, weil Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen“, sagt er. „Aber die meisten Schüler kommen ohnehin mit dem Fahrrad.“

Viele Eltern hätten Fahrgemeinschaften gebildet, heißt es von der Schulverwaltung der KGSE in Elmshorn. Ähnlich „reibungslos“ sei es am LMG in Uetersen gelaufen, erklärt Jasmin Glismann. „Die Eltern waren rechtzeitig informiert.“

Und in Brande-Hörnerkirchen trifft der Streik die 43 Prozent Fahrschüler der 140 Grundschüler gar nicht, erklärt Christina Quade. „Wir haben unseren eigenen Schulbus und der hat die Kinder heute in drei Touren aus Osterhorn, Westerhorn und Bokel rechtzeitig zur Schule abgeholt.“ Verdi hat angekündigt, den Streik in der kommenden Woche auszusetzen.