Quickborn. Thomas Köppl zieht eine positive Bilanz seiner 18-jährigen Amtszeit in Quickborn, die am 31. Oktober endet. Die Details.

In der Stadt Quickborn leben mehr als 22.000 Menschen. Als Thomas Köppl vor 18 Jahren das Bürgermeisteramt übernahm, hatte Quickborn etwa 2600 Einwohnerinnen und Einwohner weniger als heute. Die Verschuldung spielte damals keine Rolle. 18 Jahre später ist Quickborn eine attraktive, stark wachsende Stadt – und sie steht mit rund 80 Millionen Euro bei den Banken in der Kreide.

Dafür sind in den zurückliegenden fast zwei Jahrzehnten alle Schulen und deren Sporthallen für rund 80 Millionen Euro saniert und erneuert worden. Die Zahl der Kindergartenplätze hat sich auf rund 1200 verdoppelt, die Ausgaben dafür auf fast neun Millionen Euro im Jahr verdreifacht. Ein Glasfasernetz für das schnelle Internet ist für 14 Millionen Euro in die Erde gebuddelt worden, an das fast alle Haushalte angeschlossen sind. „Und das gehört der Stadt und nicht den Stadtwerken“, betont Köppl, dessen Amtszeit am 31. Oktober endet.

Vor 20 Jahren: Die Bahnhofstraße als abrissreife Hinterhof-Kulisse

„Meine Bilanz als Bürgermeister kann sich sehen lassen“, urteilt Köppl selbst über seine Amtszeit. „Ich bin mit mir im Reinen.“ Vor allem das Aussehen der Innenstadt habe sich enorm verbessert, sagt Köppl und erinnert an den Werbespot für den Renault Kangoo vor gut 20 Jahren, der heute noch im Internet abrufbar ist. Da wird die Quickborner Bahnhofstraße als abrissreife Hinterhof-Kulisse gezeigt. „Die Werbung war hart, die Innenstadt damals aber auch eine Katastrophe“, sagt Köppl.

Vom ZOB und dem Bahnhofsforum ist in dem Werbespot noch nichts zu sehen. Auch die Wohn- und Geschäftshäuser dort sind inzwischen längst erneuert und verschönert worden. Die Malchower Brücke wurde gebaut, die eine bessere Umfahrung ermöglichte.

Die Versorgung mit Kitas und Schulen ist in Quickborn sehr gut, sagt Köppl

„Quickborn ist enorm attraktiv für junge Familien geworden. Anfangs hatten wir wenig Zuzug“, erinnert sich Köppl. „Das hat sich geändert. Heute ist Quickborn stark wachsend.“ Das liege an der sehr guten Versorgung mit Kitas und modernen Schulen und den zahlreichen neuen Baugebieten, die an der Marktstraße, der Bahnstraße und der Friedrichsgaber Straße entwickelt und erschlossen wurden. Auch die freie Schule Mediencampus hat sich angesiedelt, die von der Kita bis zum Abitur ihre Schützlinge betreut.

Neue Gewerbebetriebe konnten insbesondere im Gewerbegebiet Halenberg an der Autobahn 7 angeworben werden wie der Druckmaschinenhersteller Horizon, die Lkw-Sparte von MAN, das Hotel Quickborn und das sehr erfolgreiche Unternehmen für Lagerhaltung, SMB.

Ein neues Gewerbegebiet für Quickborn

Zu dieser guten Entwicklung habe auch das Städte-Bündnis Nordgate beigetragen, dem sich 2005 die Städte entlang der A 7 zwischen Norderstedt und Neumünster angeschlossen haben und deren letztes noch amtierende Gründungsmitglied er selber sei, sagt Köppl. Das Gewerbegebiet dort sei jetzt voll belegt. Nun werde zusammen mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises Pinneberg eine weitere, 15 Hektar große Fläche entwickelt.

Mit Gewerbesteuereinnahmen von wohl 16,5 Millionen Euro in diesem Jahr könne der Ansatz übertroffen und der Haushalt wieder ausgeglichen werden. Der Einbruch durch die Übernahme der Comdirectbank von der Commerzbank, der Quickborn 2020 fast ein Drittel dieser Steuereinnahmen kostete, sei überwunden. „Wir haben keine Kassenkredite, nur hohe Investitionskredite“, betont Köppl. Wie das drohende Defizit von 8,5 Millionen Euro im nächsten Jahr ausgeglichen werden soll, sei nun Sache seines Nachfolgers und der Kommunalpolitik. „Ich werde dazu keine Ratschläge geben. Die will auch keiner hören.“

Thomas Köppl: In der Anfangszeit habe er zu viel auf einmal gewollt

Aus heutiger Sicht hätte er sich den Einstieg in das Bürgermeisteramt etwas einfacher gestalten können, sagt Köppl selbstkritisch über seine Anfangszeit. „Da wollte ich zu viel auf einmal.“ Die ganze Verwaltung mit ihren 300 Beschäftigten und der alten Amtsstruktur hatte er in kürzester Zeit umgestaltet und in zehn Fachbereiche neu aufgeteilt. Da gab es interne Widerstände zu überwinden, die auch zu einigen persönlichen Verwerfungen führten. „Es gab Kritik. Das hätte ich etwas ruhiger, entspannter und nicht so hektisch angehen sollen“, erinnert sich Köppl. „Mit der Brechstange geht zwar vieles auf, aber mit dem Schlüssel ist es einfacher“, sagt er dazu. Damals sei sein Stil „rustikaler“ gewesen, inzwischen sei er „geschmeidiger“.

Über seine Mitarbeitenden ist er voll des Lobes. „Ich kann als Chef nur dankbar sein, eine so gute und selbstständig arbeitende Verwaltung gehabt zu haben. Die Verwaltung ist super aufgestellt.“

Quickborn: Das papierlose Büro ist in der Verwaltung längst Alltag

Sie sei auch die digitalisierteste Verwaltung weit und breit, sagt Köppl stolz. „Bei uns ist das papierlose Büro längst Alltag. Es gibt keine Aktenordner mehr.“ Alles werde elektronisch gescannt. Nur so könnten auch die Nachbargemeinden Bönningstedt, Hasloh (seit 2013), Ellerau (seit 2019) sowie die Gemeinde Ascheberg am Plöner See (seit 2021) gut mitverwaltet werden. Insgesamt ist die Stadt nun für insgesamt 40.000 Menschen verwaltungsmäßig zuständig.

Dazu hatte jüngst der Landesrechnungshof festgestellt: „Die Verwaltung der Stadt Quickborn zeichnet sich durch eine höchst agile Organisation aus.“ Es gebe jedoch auch „Optimierungspotenziale“, wozu gehöre, dass die „Gemeinkosten separat ausgewiesen werden“ sollten.

Quickborn: Nicht alle Projekte konnte der Noch-Bürgermeister zu Ende bringen

Quickborn sei auch grüner geworden in seiner Amtszeit, sagt Köppl. „Wir haben erhebliche Waldanpflanzungen gemacht“, zum Beispiel am Wasserwerk, das jetzt auch bald erneuert werden soll. „Ziel sollte es sein, einen Grüngürtel rund um Quickborn anzulegen“, gibt der scheidende Bürgermeister dann doch einen Ratschlag an die künftigen Stadtväter und -mütter.

Ein paar Projekte habe er allerdings nicht zu Ende führen können: Die Zurückverlagerung der Polizeiwache in die Innenstadt in ein Neubauvorhaben an der Marktstraße ist beschlossen und mit dem Land vertraglich geregelt. Auch der Neubau einer zweiten Feuerwache an der A 7 hat begonnen. Und der Bau der S-Bahn von Eidelstedt nach Kaltenkirchen soll nun nach einigen Umplanungen bis 2025 realisiert werden.

Der scheidende Bürgermeister wünscht sich ein Brauhaus für die Stadt

Was fehlt, so der scheidende Bürgermeister, seien Lokale in der Stadt, wo man und frau günstig essen gehen könnte à la Schweinske, nennt Köppl ein Problem, das er nicht habe lösen können. Ebenso wünschte er sich mögliche Treffpunkte für junge Leute. „Die Gastronomie läuft gut, könnte aber mehr sein. Das ist eine Baustelle“, sagt Köppl, der sich zum Beispiel nach wie vor ein Brauhaus für seine Stadt wünscht. Allerdings werde er auch ohne Brauhaus nach seiner Pensionierung in Quickborn wohnen bleiben.

Quickborn: Köppl zieht ein positives Fazit

Die verlorene Bürgermeisterwahl Ende Mai gegen den FDP-Kandidaten Thomas Beckmann habe er inzwischen gut verarbeitet. So sagt er: „Ich bin nicht wiedergewählt, aber nicht abgewählt worden.“ Wenn er nach zwei, wenn auch recht knappen Wiederwahlen in den Jahren 2010 und 2016 sich diesmal nicht wieder zur Wahl gestellt hätte, hätte er das womöglich im Nachhinein bedauert, sagt Köppl, warum er nach 18 Jahren noch ein viertes Mal antrat. „Ich wünsche Thomas Beckmann eine glückliche Hand“, sagt Köppl und betont: „Meine Bilanz ist positiv. Es war eine spannende Zeit, die jetzt zu Ende geht.“