Pinneberg. Sibylle Hallberg, Erfolgsautorin aus Pinneberg, hat eine Ballade über die „Peking“ geschrieben – und einen Lyrikpreis gewonnen.

Der geschwungene Bug hoch über dem Wasser, die vier Masten elegant nach hinten getrimmt – majestätisch glitt die „Peking“ die Elbe hinauf. Nach 88 Jahren kehrte die Viermastbark nach Hamburg zurück. Tausende Schaulustige beobachteten das Spektakel vom Elbufer aus, unter ihnen Sibylle Hallberg. Es ist der 7. September 2020.

Pinnebergerin gewinnt Lyrikpreis mit Gedicht über die „Peking“

Ein Anblick, der bei der Pinneberger Autorin Sibylle Hallberg einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Sie schreibt eine Ballade über die „Peking“. „Rolling Home“, so der Titel, hat nun den ersten Lyrikpreis der Hamburger Autorenvereinigung gewonnen.

Die Preisverleihung fand vergangene Woche in der Alfred-Schnittke-Akademie in Hamburg statt. Dort trug sie ihr Werk vor, ohne zu wissen, welchen der ersten drei Plätze sie belegen würde. Mit ihr nominiert waren zwei weitere Kandidatinnen – ausgewählt aus 42 Beiträgen. Das Motto des Wettbewerbs lautete „Maritim“. Jährlich im Wechsel werden Kurzgeschichten und Lyrik prämiert. 300 Euro und eine offizielle Urkunde hat Hallberg gewonnen.

14 Strophen mit je sieben Verse hat die Vorsitzende des Fördervereins der Landdrostei, die regelmäßig Literatur-Cafés veranstaltet, gedichtet. Acht Tage und Nächte hat sie daran gearbeitet und alles über die „Peking“ gelesen, was sie in die Finger kriegen konnte.

„Peking“: Eine Ballade über ein majestätisches Segelschiff

„Manchmal fiel mir morgens um 3 Uhr etwas ein, was ich sofort aufschreiben wollte“, sagt die 68-Jährige. Und schreibt die nächsten Stunden durch. „Ich tauchte ab und erst gegen 7 Uhr morgens wieder auf, frierend mit eiskalten Füßen und noch im Nachthemd.“

Balladen bestehen aus drei Säulen, einer epischen, also erzählerischen. „Die Geschichte sollte natürlich möglichst spannend sein, die Handlung dramatisch“, sagt sie. „Und wenn es sich dann noch reimt, um so besser.“ Im Mittelalter hätte man Balladen genutzt, um sich Geschehnisse besser merken zu können. Rasant nimmt die Ballade „Rolling Home“ schon in der zweiten Strophe an Fahrt auf:

Pinneberg: Verse von der rasanten Fahrt der „Peking“

„Eine Jungfernfahrt gerät kaum krasser,

Mit siebzehn Knoten pflügt sie durch das Wasser./

Windkraft strömt und schwillt aus vierunddreißig Segeln,

An den hohen Masten können sie beflügeln.

Die steh’n fünfzig Meter über schwarzweißrotem Rumpf.

Geboren bei Blohm und Voss als ein Flying-P-Liner,

Auf den Namen PEKING getauft – die überholt keiner.“

„17 Knoten, das sind 32 Kilometer pro Stunde“, erklärt die Pinneberger Übersetzerin und Sprachlehrerin. Dabei habe die Mannschaft aus lediglich 33 Mann bestanden. „Andere Schiffe gleicher Größe hatten 100.“

Doch Reeder Ferdinand Laeisz habe nur die allerbesten Männer angeheuert. Außerdem sei die „Peking“ aus bestem Material gebaut. Unfassbar hart muss das Leben früher an Bord gewesen sein. Hallberg bringt es auf den Punkt:

„Peking“ seit 2020 ist das Segelschiff wieder im Heimathafen

„Hartgesott’ne Kerle wie diese, mit schwieligen Pranken,

Haben nur zur Weihnacht Tränen und zarte Gedanken.“ (...)

„Friss den Lederriemen, stell dich nicht so an!

Friss ihn wie vor Hunger einst der Magellan,

Und trink den Sprit bis auf den Grund,

Sonst öffnen wir dir selbst den Schlund.“

1911 in Hamburg gebaut, fuhr die „Peking“ bis 1932 als Frachtsegler über die Meere. Ab 1974 lag sie als Museumsschiff in New York. Auf der Peters-Werft in Wewelsfleth wurde der Viermaster restauriert. Seit 2020 ist die „Peking“ zurück in ihrem Heimathafen.

Pinneberg: Preisgekröntes Gedicht von einem Segelschiff

„Betörend schön, ganz wie bei ihrem Stapellauf,

Wacht die PEKING nach drei Jahren wieder auf,

Am siebten September zweitausendzwanzig

Meint man sie singen zu hören: „Heut tanz ich!“

Bislang hat Hallberg ihre Gedichte in drei kleinen Heftchen zusammengefasst. „Liebe, Leben und Tod“, „Farben in Worten“ und „Lebensjahresringe“ können für fünf Euro pro Heft bei ihr bestellt werden: sibylle_hallberg@web.de. Alle drei zusammen kosten zwölf Euro.