Pinneberg. Hundewiese? Brunnen? Sportplätze? Und: Wie barock soll es werden? Die ersten Ergebnisse der Online-Befragung sind da.
Ungezählte Arbeitsstunden wurden investiert, um den Pinneberger Bürgerinnen und Bürgern die Mitwirkung an der seit mehr als zehn Jahren diskutierten Neugestaltung des Drosteiparks schmackhaft zu machen und sie zu animieren, eigene Ideen einzubringen. Die Corona-Maßnahmen haben eine direkte Bürgerversammlung vor Ort verhindert. Also wurde ein Online-Format erstellt, das optisch den Vorentwürfen des Landschaftsarchitektur-Büros WES folgt. Noch bis zum 1. Mai können dort auf einer interaktiven Karte Wünsche und Kommentare hinterlassen werden.
Pinneberg: Mehr als 300 Bürger beteiligen sich an Befragung
Kritisiert wurde im Vorfeld und wird auch auf der interaktiven Karte, dass zur Abstimmung lediglich der eine Vorentwurf von WES präsentiert werde. „Eine sehr undemokratische Vorfestlegung auf bestimmte Gestaltungsideen“, wird von einem Pinneberger kritisiert. Er sieht darin „eine Beeinflussung des Bürgerwillens. Sowas geht gar nicht, wenn denn eine Bürgerbeteiligung (...) gewollt ist und das Ergebnis offen sein soll.“
Bisher liegen der Stadtverwaltung 310 ausgefüllte digitale Fragebögen vor. Die Papierbögen wurden noch nicht ausgezählt. Die Gesamtauswertung erfolgt Anfang Mai. Mit Glück kann die Verwaltung im Juni die Mitglieder des Umweltausschusses über die Ergebnisse informieren. Spannende, interessante Anregungen sind schon jetzt darunter, außerdem viele Kommentare von Menschen, die sich wiederholt geäußert haben.
Idee Nummer eins: Das Stadtmuseum könnte mit einem kleinen Skulpturenpark oder einer Skulpturengalerie mit der großen Wiese verbunden werden. Beispiel: Die Barmstedter Schlossinsel. Zustimmung und Ablehnung der rund 30 Stimmen halten sich in etwa die Waage. Idee zwei: Meusel’s Landdrostei könnte, angrenzend an die große Wiese, einen breiten Blühstreifen bekommen.
Pinneberg: Geschichte des Parks ins Heute übertragen
Die charmante Anregung des Büros WES, den Durchgang neben der Drostei zur Adler-Apotheke hin mit stattlichen Pflanzkübeln zu bestücken, die den barocken Orangerie-Gedanken aufnehmen würden, lehnen 36 Menschen ab. Weil sie einen freien Durchgang oder freie Durchfahrt mit dem Rad wünschen.
Insgesamt hat das Büro WES versucht, die Historie des Parks aufzugreifen und mit modernen Ideen ins Heute zu übertragen. Das scheint mangelhaft kommuniziert worden zu sein, denn 81 Menschen lehnen den barocken Ansatz ab. Sibylle Hallberg von der Bürgerinitiative Drosteipark relativiert: „Das Büro WES hat viele Möglichkeiten aufgezeigt, Geschichte wieder sichtbar zu machen, aber dabei immer betont, dass es sich bei jedem Baustein um einen einzelnen Vorschlag handelt...“
Sandra Hollm (Grüne & Unabhängige) schreibt, eine Barockanlage sei nicht für alle Bürger nutzbar. Hallberg sieht aber viel Verbindendes: „Wir gehen davon aus, dass alle, die sich für eine schöne und zeitgemäße Parkanlage stark machen, im Grunde dasselbe Ziel verfolgen. So sollten wir an einem Strang ziehen...“
Pinneberg: Mehrheit möchte große Wiese im Drosteipark erhalten
Die Mehrheit derer, die sich geäußert haben, wollen, dass die große Wiese erhalten bleibt. Dem Wunsch, die alten Bäume unbedingt im Park zu lassen, folgen 47 Menschen, zwei nicht. Mit Blick auf die Kritik der Grünen & Unabhängigen sagt Sibylle Hallberg: „Der Baumbestand soll selbstverständlich soweit wie möglich erhalten bleiben. Von einer versiegelten Asphaltwüste kann keine Rede sein.“
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Die Idee, die Wiese in kleine, teils geformte Grasflächen aufzuteilen, findet keine große Zustimmung. Sie entspringt der Entstehungszeit des früher größeren Parks, aus der auch der Wasser- oder Himmelsspiegel stammt, den die Landschaftsarchitekten mitten auf der Wiese eingezeichnet haben. „Bitte keinen Brunnen, Wasserbecken etc. mitten auf dieser Wiese!“ fleht ein Pinneberger. Warum, wird nicht begründet. Zur Barockarchitektur der Drostei würde so ein Wasserbecken aber gut passen und im Sommer für Kühlung sorgen.
Der Wunsch nach Parkplätzen steht ebenfalls den Vorschlägen des Büros WES entgegen, den Asphaltweg Am Drosteipark zu entfernen und stattdessen Bänke und Stühle unter lichten Bäumen aufzustellen und eine durchbrochene „grüne Wand“ zu errichten, um die Verbindung zum Park zu rekonstruieren. Ein Drittel der Pinneberger wollen das auch, zwei Drittel lieber mehr Parkplätze. Begründung: Sonst werde Pinneberg für kurze Besorgungen unattraktiv.
Pinneberg: Zustimmung für Musikpavillon, Ablehnung für Sportflächen
Der Vorschlag, nahe der Moltkestraße einen Musikpavillon zu errichten, um Open Air-Konzerte unkomplizierter zu ermöglichen, finden 53 Pinneberger gut. Ein eingezäuntes Hundeauslauffeld lehnt dagegen die Mehrheit ab. Mehr als 100 Fürsprecher findet ein moderner, einladender Spielplatz für alle Altersgruppen. 42 Menschen stimmen der Einrichtung einer Bocciabahn zu.
Mit der Begründung, dass ein Park keine Sportstätte sei, werden weitere Vorschläge für Bewegung von einzelnen Menschen negativ kommentiert, etwa ein Beachvolleyballfeld, eins für Basketball, Fitnessgeräte und so fort. Da das Büro WES im westlichen Teil des Parks Richtung Rübekampschule viele rechteckige Einzelfelder vorschlägt, könnte auf einem davon eine Bienenwiese entstehen, eventuell mittels Patenschaften der umliegenden Schulen und Kitas. Diese Idee findet 70 Befürworter.
Pinneberg: Essbare Stadt im Drosteipark?
Statt Rosen, die bereits im Rosengarten blühen, wird das Konzept der essbaren Stadt ins Gespräch gebracht. Und fast 70 Befürworter findet der Wunsch, den vernachlässigten Teich zu neuem Leben zu erwecken. Fast die Waage halten sich Pro und Contra bei dem Vorschlag, durch den Park einen Fahrradweg zu bauen. Der ADFC ist skeptisch, er will den Fahrradverkehr ausschließlich über die Straße Am Drosteipark lenken, Skateboards und E-Scooter ausdrücklich aus dem Park heraushalten.
Sibylle Hallberg appelliert stellvertretend für die Bürgerinitiative an alle Bürgerinnen und Bürger, „die einmalige Chance zu nutzen und sich an der Befragung zu beteiligen“.
Die Befragung dauert bis zum 1. Mai. Wer online Näheres nachlesen möchte, wird über die städtische Homepage zu einem Downloadbereich weitergeleitet und kann sich dort das Gutachten zum Drosteipark von Gudrun Lang ebenso ansehen wie den Vorentwurf von WES. Die Fragebögen können im Rathausfoyer ausgefüllt und eingeworfen werden.